16. August 2014

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Angesprochen auf ihre Namensvetternschaft mit einem Schweizer Uhrenhersteller, winkte Madame Tissot ab. Ihr Exmann sei ein Tissot gewesen und im fünften Grad ein Abkömmling von Charles Félicien Tissot, dem Firmengründer aus dem schweizerischen Le Locle. Bis zum Tag ihrer Scheidung habe sie tatsächlich eine Tissot getragen, diese dann, zusammen mit dem Ehering, einem Bijoutier verkauft. Mit dem Geld habe sie sich dann eine teure Handtasche erstanden, die ihr aber noch am selben Tag, im Bistro unweit der Boutique, abhanden gekommen sei.

    Das Abendessen war auf 19 Uhr angesetzt. Währenddem ich mir einen opulenten Fünfgänger einverleibte, trocknete in meiner Kammer die nasse Biwakware. Die Salle à manger wirkte mit den wenigen Gästen ein wenig überdimensioniert. Auf der Längsseite befanden sich zwei Türen. Toilettes stand über der linken, Salon über der rechten. Ich bestellte einen Kaffee und als er gebracht wurde, verschwand ich damit im Salon. Auf einem bordeaux-roten Teppich standen in Hufeisenform angeordnete Plüschsofas. Dahinter, ein Wandregal mit Büchern. Die Kaffeetasse in der Hand, schritt ich die Hausbibliothek ab, zupfte da und dort einen Band heraus, stöberte in den Seiten herum und schob ihn wieder zurück. Als mir nach unzähligen französischen Titeln plötzlich das deutsche Eigenbrot von Balz Thürknauf ins Auge stach, war ich nicht wenig erstaunt. Ich schnappte mir das Buch, liess mich in den Plüsch fallen und begann zu lesen. 

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