3. August 2014

21

In der Nacht setzte der Regen erneut ein. Ich lauschte dem Tropfengetrommel über mir, das mich irgendwann einlullte und in einen wirren Traum entführte: Aus dem Rocky-Tocky-Haus am Bahnhof schaute ein bärtiger Typ mit Glatze und einer Sonnenbrille im Gesicht. Er trug ein rotes T-Shirt mit dem Porträt von Ernesto «Che» Guevara. Darüber stand «Pippi» und unter dem Konterfei «Vainceur». In der rechten Hand hielt Pippi eine Banane, mit der er wild herumfuchtelte. Mit der linken Hand stützte er sich auf den Fenstersims. Aus Pippis Kehle drang unablässig die Parole: «Le train pour demain, rien pour la merde!» Auf dem Bahnhofplatz rannte eine Meute wild gewordener Hunde herum. Aus einem Robidog-Kasten wummerte dumpfer Techno. Von irgendwoher näherte sich eine Polizeisirene. Pippi skandierte jetzt nur noch «merde, merde, merde!». Statt der Polizei rückte die Feuerwehr an. Der Einsatzleiter, ein langhaariger Typ mit Tatoos an den Unterarmen, erteilte lautstark unverständliche Befehle. Nach fünf Minuten richteten die Löschtrupps ihre Wasserstrahlen auf Pippi. Die Hunde verzogen sich auf die Rückseite des Bahnhofgebäudes. Pippi verschwand vom Fenster. Die Spritzen versiegten und die Löschmänner ihrerseits skandierten nun: «Va chier, Pippi!» Aus dem Robidog erklang Beethovens fünfte Symphonie.

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