Was ich dort antraf hatte freilich nichts mehr mit einer betriebsfähigen Eisenbahn zu tun. Das Bahnhofgebäude sah aus, als ob die Armee darin ab und zu Gefechtsübungen abhielt. Zerschlagene Scheiben, herausgerissene Fensterrahmen, zerfallene Simse, abbröckelnder Verputz und dergleichen mehr verunzierten das einst stolze Gebäude. Alle Fassaden waren mit meist unleserlichen Parolen verschmiert. Eine proklamierte in grellem Giftgrün «Non à la merde, votez pour Pippi». Natürlich fragte ich mich, wer diese oder dieser Pippi war, grübelte jedoch nicht mehr länger. Stattdessen wandte ich mich an eine Frau mit Hund und fragte, ob der Bahnhof schon seit längerem aufgegeben worden sei. Sie zog die Schultern hoch und befahl ihrem Fiffi, bei Fuss zu bleiben.
«Die Strecke ist schon seit über zwanzig Jahre ausser Betrieb. Heute hat doch jeder ein Auto, da braucht es die Bahn nicht mehr», sagte sie. Paris spare eben überall. Was nicht rentiere werde liquidiert. Und dann folgte ein nicht enden wollender Redeschwall. Die Frau zog über alles her, was im öffentlichen Leben in ihren Augen falsch lief. Ich war mir nicht sicher, ob sie meine gelegentlichen Oui-Oui-Einschübe überhaupt zur Kenntnis nahm. Erst als Fiffi einen Artgenossen daherkommen sah und Anstalten machte, die befohlene Position aufzugeben, unterbrach sie ihre Tirade und schnarrte: «Tu reste ici!»
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