Das Schicksal von Georges und Natalie beschäftigte mich den ganzen Tag. Bei jedem Auto, das an mir vorbei fuhr zuckte ich zusammen. Eine Regung, die ich bislang nicht kannte. Für mich war immer klar, dass die Lenker mich sehen und dementsprechend reagieren würden. Dass ich mich einer potenziellen Gefahr aussetzte, wurde mir erst mit der von Georges geschilderten Tragik bewusst.
War ich ein Naivling?
War ich zu unbekümmert?
War ich zu gutgläubig?
Ich wusste es nicht, doch es machte mir zu schaffen. Nicht zuletzt die Geschwindigkeit, mit der einem das Schicksal unverhofft ereilen konnte, fand ich brutal. Und dann diese Fahrerflucht. Was geht in einem Menschen vor, der einen Radler über den Haufen fährt und dann einfach abhaut?
Kann das unbemerkt bleiben?
Kann jemand so ignorant sein?
Kann ein Gewissen so etwas unterdrücken?
Und wenn ja, für wie lange?
Es sollte für mich eine Warnung sein, eine zwar nicht selber gemachte Erfahrung – bewahre! –, aber immerhin ein Denkanstoss. Ich beschloss, der Landstrasse inskünftig vorsichtiger zu folgen. Maubrac erreichte ich um zehn Uhr abends, als der Platzwart seinen Laden bereits dicht gemacht hatte. Ich stellte mein Zelt in der hintersten Ecke des Campings auf, kochte mir ein dünnes Süppchen und holte mir beim Getränkeautomaten eine Cola. Vom nächtlichen Gewitter bekam ich nichts mit. Zu müde waren Kopf und Beine.
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