Die gelben Strassenkarten von Michelin dienten mir seit dem Verlassen der Schweiz als zuverlässige Orientierungshilfen. Die Route hatte ich ausschliesslich anhand des dichten Netzes an Departementsstrassen geplant. Auf den wenig befahrenen Strassen kam ich gut voran. Vor allem gelangte ich so des Öfteren durch Dörfer, was mich der Bevölkerung bedeutend näher brachte, als wenn ich stur den Markierungen eines Weitwanderwegs gefolgt wäre. Den Nachteil des Asphalts nahm ich gerne in Kauf. Spätestens am dritten Tag hatten sich die Füsse an den harten Grund gewöhnt. Bei Regen blieben überdies die Schuhe sauber und trocken. Am meisten beelendeten mich die ausgestorben wirkenden Dörfer. Verstaubte und vermutlich kaum mehr benutzte Kirchen, geschlossene Kneipen, verrammelte Dorfläden: Sie alle passten zum obligaten Denkmal für die in den grossen Kriegen gefallenen Soldaten, das jeden Dorfplatz ziert. Stattdessen mühten sich die Menschen in anonymen Einkaufszentren am Rande der nächsten Kleinstadt mit prall gefüllten Chariots und endlos langen Warteschlangen vor den Kassen ab. Ich machte mir jeweils einen Sport daraus, nur soviele Artikel einzukaufen, dass ich mich an der Expresskasse einreihen konnte, aber dennoch alles hatte, was ich für die nächste Tage benötigte.
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