8. Februar 2020

Heimisbach

Simon Gfeller: Heimisbach, Francke,
Bern, 1955
In seinem Roman Heimisbach beschreibt Simon Gfeller die Landschaft im südlichen Teil von Trachselwald so exakt, dass sich unschwer erkennen lässt, dass es sich um die die Landschaft Dürrgraben handelt. Am hundertsten Geburtstag des Dichters, 25 Jahre nach seinem Tod, änderte die Talschaft Dürrgraben deshalb ihren Namen offiziell in Heimisbach, um den beliebten und bekannten Dichter zu ehren.

Wie sein Vorbild, der ebenfalls in Lützelflüh wirkende Jeremias Gotthelf, beschrieb Gfeller in seinen Büchern das bäuerliche Leben detailreich und realistisch, jedoch ohne die grossen epischen Züge Gotthelfs, und mit wesentlich weniger moralisch-theologischen Exkursen. Dies dürfte mit ein Grund sein, dass Gfeller bereits zu Lebzeiten im Emmental wesentlich beliebter wurde als Gotthelf.

Neben dem in stadtbernischem Dialekt schreibenden Rudolf von Tavel wurde Gfeller zu einem der erfolgreichsten Mundartschriftsteller der Schweiz. Seine Werke werden immer wieder neu aufgelegt und sind in der Schweiz zu eigentlichen Longsellern geworden.

Geboren wurde Simon Gfeller im «Zuguet», einem Einzelhof, der zu der Berner Gemeinde Trachselwald gehörte. Er wuchs in einfachen bäuerlichen Verhältnissen auf. Im Schulhaus Thal im Dürrgraben, einem Tal von Trachselwald, besuchte er neun Jahre lang die Primarschule.

Ab 1884 absolvierte er die Ausbildung zum Lehrer am Seminar Hofwil bei Münchenbuchsee. 1887 begann er als Lehrer im Dorf Grünenmatt zu unterrichten. 1893 heiratete er Meta Gehrig, ebenfalls Lehrerin; ihnen wurden zwei Töchter und ein Sohn geschenkt. 1896 wechselten er und seine Frau in die kleine Schule auf der Egg in Lützelflüh. Mehr als dreissig Jahre wirkte er dort als Lehrer. 1902 nahm er den Pfarrer und Schriftsteller Emanuel Friedli vorübergehend in seinem Haus auf und half diesem beim Verfassen seines ersten Berner-Mundart-Bandes «Lützelflüh». Die beiden wurden enge Freunde.

1910 erschien Gfellers erstes Buch «Heimisbach», ein Roman aus dem bäuerlichen Leben, in dem er unter anderem entschieden gegen die Trunksucht eintrat. Das Buch wurde ein grosser Erfolg. Es war der erste Roman im Emmentaler Dialekt. 1914 veröffentlichte er sein erstes schriftdeutsches Buch, die Geschichten aus dem Emmental. 1929 liess sich Gfeller pensionieren, um mehr Zeit zum Schreiben zu haben, und zog in ein neuerstelltes Haus an der Grabenhalde unterhalb des Schulhauses Egg.

1934 verlieh ihm die Universität Bern die Ehrendoktorwürde. Nach seinem Tod am 8. Januar 1943 wurde er neben den Gräbern von Jeremias Gotthelf und Emanuel Friedli an der Sonnenseite der Kirche von Lützelflüh beerdigt.

Die Simon-Gfeller-Stiftung betreut den Nachlass und führt das Dichtermuseum (die Simon-Gfeller-Gedenkstube) im alten Schulhaus Thal in Heimisbach.

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