23. Februar 2020

Heisse Himmel im September

Beta Steinegger: Heisse Himmel im
September, Zytglogge, Bern, 1984
1970 wurden eine DC-8 der Swissair und zwei Flugzeuge der TWA und der BOAC von palästinensichen Hijackern auf den Wüstenflughafen Zarqa in Jordanien entführt. Passagiere und Besatzungsen wurden dort eine Woche lang als Geiseln festgehalten. Dieser spektakuläre Gewaltakt, der – als die Verhandlungen in eine Sackgasse gerieten – in der Sprengung der drei Flugzeuge gipfelte, hielt die ganze Welt in Atem.

Beta Steinegger, Swissair-Hostess auf diesem dramatischen Flug ins Ungewisse, schrieb ein Buch darüber. Es ist ein ernstes, über das Vordergründige hinaus äusserst nachdenklich stimmendes Buch, ohne  Pathos und zugleich packend geschrieben. Ein Tagebuch, das geradezu banal beginnt und sich dann – angereichert durch Hintergrundinformationen – im Laufe der dramatischen Ereignisse zu einem akuraten Beschrieb der Ereignisse verdichtet. Es ist die Schilderung eines menschlichen Dramas, wie es aus der Sicht eines Besatzungsmitgliedes persönlich erlebt wurde.

Was die Autorin in ihrem Buch vor allem einzufangen sucht, ist das, was in diesen Tagen körperlichen und psychischen Terrors in den Menschen vorgeht, bei dieser Gruppe, die völlig zufällig zu einer Schicksalsgemeinschaft geworden ist. Wie sich, unter Angst und äusserstem Stress, das Verhalten der Menschen verändert. Eindrücklich ist in ihrem Buch vor allem, mit wieviel Sensibilität sie die Ursachen dieses Terrorismus aufzuspüren und – ohne ihn zu billigen – zu verstehen sucht. Die beklemmende Frage über die Zukunft der Palästinenser bleibt am Schluss des Buches – 20 Jahre nach diesem Ereignis – als zeitlose Anklage. (Urs von Schröder in den Swissair-News und als Klappentext)

Filmdokumente vom Schweizer Fernsehen:
Jahre später in der Presse:

Die Recherche über diesen Erlebnisbericht brachte zudem eine bemerkenswerte, leicht verstörend wirkende Rezension ans Tageslicht:

Na ja, eine munter erzählte Geschichte einer Flugzeugentführung, die selbst miterlebt wurde, lässt sich offenbar leicht aufblasen. Von einer jungen Frau geschrieben, lässt sie sich vielleicht sogar gut verkaufen. Allerdings bin ich heute nicht mehr in der Lage,
sämtliche Geschichten in den Himmel zu preisen, nur weil sie zufällig von einer Frau geschrieben worden sind. Erlebnisberichte in der Art dieses Romans einer Flugzeugentführung dürften massenhaft zu finden sein. Gegen den Kauf des Buches konkret spricht nichts, so frau gerade für eine lesefreudige Gotte eine muntere Bettlektüre sucht. Ein munter geschriebenes Buch über etwas was die Gemüter vor einigen Jahren noch erhitzte, in angenehmer Grösse gedruckt, eignet sich allemal noch für weihnachtliche Verlegenheitsgeschenke.
(Aus: Emanzipation – feministische Zeitschrift für kritische Frauen, Heft 10, 1984)

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