21. September 2015

Ehemalige Fähren und eine fehlende Brücke

Von Lyss nach Büren an der Aare wollte ich gehen. Stets in der Nähe der alten Aare, was mir bis kurz nach Meienried – dem Ort, wo alte Aare und der Nidau-Büren-Kanal sich vereinigen – auch gelang. Auf der Höhe von Busswil kam ich an einem Schild vorbei, das mich über die einstige Fähre informierte: In der Gegend von Busswil floss die Aare in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch auf einer Breite von über 500 Metern. Die ständig wechselnden Wasserläufe machten den Bau von Brücken nicht lohnenswert. An deren Stelle traten Fähren. Die Busswiler Fähre wird zu Beginn des 19. Jahrhunderts erstmals schriftlich erwähnt. zwischen 1803 und 1860 sind Verschiebungen der Fähre nachweisbar. Mit der Eröffnung des Eisenbahnverkehrs zwischen Biel und Bern in den Sechzigerjahren des 19. Jahrhunderts wurde der Fährdienst aufgegeben.

Obschon ich aus der Gegend stamme, erfuhr ich das erste Mal von der Aarefähre bei Busswil (BE). Die roten Kreise markieren die verschiedenen Standorte des Fährbetriebs. Gut zu sehen sind die doppelspurige Bahnstrecke Lyss–Biel sowie die Einspurstrecke Busswil–Büren an der Aare.


Bei einem der ersten Häuser in Meienried entdeckte ich eine altertümliche Inschrift über der Eingangstüre.

Augenfällig aber ziemlich sicher nicht antik: Türinschrift beim ehemaligen Fährhaus bei der Örtlichkeit Oberfahr in Meienried.


Die wegen des Gebells ihres Hundes hinter dem Haus hervor gekommene Frau erklärte mir im Zürcher Dialekt, dass die Inschrift ziemlich sicher nicht zum Gebäude gehört. Ihr Mann sei Schreiner und habe die Tafel über der Türe eingepasst. Beim Haus handle es sich um das ehemalige Fährgebäude. Interessant, dachte ich und sah auf der Karte die Ortsbezeichnung Oberfahr. Logisch! Wo Fahr oder Far steht, gab oder gibt es eine Fähre. Bestes Beispiel dafür ist das Kloster Fahr (AG), wo an Sonntagen immer noch eine Fähre über die Limmat pendelt. 

In Meienried führte mich die Route am Geburtshaus von Johann Rudolf Schneider (1804–1880) vorbei. Schneider gilt als Hauptförderer der Jura-Gewässer-Korrektion, über die ich bereits berichtet habe. Was mir bewusst wurde, als ich an der Rückseite des Gebäudes vorbeikam: Hier hatte ich vor Jahren einmal übernachtet. Barbara und Fredi Käser betreiben Landwirtschaft und bieten unter anderem Schlaf im Stroh an, was uns damals anlässlich einer Velotour sehr gelegen kam.

Das Geburtshaus von Johann Rudolf Schneider ist gleichzeitig eines der schönsten Gebäude in Meienried (BE)


Mein Plan war es, ein paar hundert Meter kanalaufwärts die Safnernbrücke zu überqueren und sodann auf der linken Kanalseite via Naturschutzgebiet Häftli nach Büren zu wandern. Doch – Ironie meiner Fähren-Recherchen – die Brücke war weg, das heisst, die neue Brücke befand sich noch im Bau. Was tun? Ich beschloss, dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen und änderte meinen Plan radikal. Ich ging also weiter dem Nidau-Büren-Kanal entlang via Scheuren, Schwadernau und Aegerten nach ... Brügg, wo ich, der Name ist Programm, mittels Brücke den Kanal überquerte und in meinem «Heimatbahnhof» den Zug bestieg.





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