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Gerald Jaksche, Zu Fuss von Assisi
nach Mainz, St. Benno-Verlag,
Leipzig, 2005 |
Als fleissiger Konsument von gedruckten Pilgertagebüchern atmet man mittlerweile erleichtert auf, wenn einem für einmal keine Schreibe über den Jakobsweg in die Hände fällt. Dem Deutschen Gerald Jaksche und dem St. Benno-Verlag gebührt daher ein grosses Dankeschön für den Rapport einer Pilgerfahrt von Assisi nach Mainz. Jaksche, seines Zeichens katholischer Diakon mit ökumenischer Grundhaltung, entwickelte ein Pilgerkonzept, das in heutiger Zeit beinahe exotisch anmutet: Normalsterbliche Alpennordrandbewohner gehen, so sie überhaupt gehen, in der Regel vom Norden in den Süden. Nicht so Gerald Jaksche. Seine Idee war es, auf den Spuren der Franziskusbrüder von anno 1221, der sogenannten Franziskanermission, von Assisi via Florenz–Bologna–Verona–Trient–Innsbruck–Augsburg –Würzburg nach Mainz zu pilgern. Aus beruflichen Gründen war es ihm jedoch nicht möglich, die 1500 Kilometer an einem Stück zu bewerkstelligen. Also ging er die Strecke während sieben Jahren, meist in wechselnder Begleitung, auf jeweils einwöchigen Etappen. Dabei setzte er die Wanderung im Folgejahr nicht nur geografisch dort fort, wo er jahrs zuvor aufgehört hatte, auch terminlich begann er jeweils um eine Woche später als im Vorjahr. Um dem franziskanischen Geist möglichst originalgetreu nachleben zu können, waren Jaksche und Co. ohne Geld, ergo bettelnd und gänzlich auf die Freigiebigkeit der Menschen angewiesen, unterwegs.
In seinem Bericht erzählt Jaksche offen von all den Problemen, Leiden und Freuden, die ein derartiges, ehrlich gemeintes Unterfangen mit sich bringt. Er scheut auch nicht davor zurück, seine eigenen Schwächen zu offen- baren, ohne gleich den Seelenstriptease vom Stapel zu lassen. Alles in allem eine gefällige Erscheinung im weiten Meer der Pilgerliteratur, wenn auch ein Routenkroki dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt hätte.
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