Burkhard Wittek, Zu Fuss von München nach Venedig, Wiesenburg Verlag, Schweinfurt, 2007 |
So weit, so gut.
Herausgekommen ist letztlich und zur Hauptsache ein Reisebericht, der sich in erster Linie mit dem Weg und den damit verbundenen Strapazen befasst. Abgangs- und Ankunftszeiten werden im wahrsten Sinne des Wortes minutiös erwähnt, ebenso die genaue Uhrzeit, wann es wo zu Regnen angefangen bzw. aufgehört hat. Die Geschichte mit der inneren Läuterung wird über weite Strecken ausgeblendet oder nur kurz wieder aufgegriffen. Erst am Ende der Erzählung kommt der Autor zurück auf den Ursprung seiner Reise, auf viele offene Fragen und auf Carmina.
Sprachlich gleicht das Buch ein wenig dem Weg: einer andauernden Berg- und Talfahrt. Werden im Gelände insgesamt über 20 000 Höhenmeter bewältigt, so schreibt Wittek vor allem zu Beginn und am Ende der Geschichte auf sprachlich hohem Niveau, währenddem der Hauptteil, der eigentliche Erlebnisbericht, zwischenzeitlich stilistisch stark abflacht und manchmal gar im Belanglosen endet. Gerne hätte man auch mehr über geschichtliche, geografische oder kulturelle Hintergründe der durchwanderten Gegend erfahren.
Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt zudem die Gestaltung des Buches. Die im Klappentext speziell hervorgehobenen «vielen, sehr schönen und einfühlsamen Fotografien» vermögen aus zweierlei Hinsicht nicht zu überzeugen. Einerseits muss bei der Herstellung des Buches (Druckvorstufe oder Druck) ein Fehler passiert sein, denn die Fotos kommen allesamt verblasst und meist zu dunkel daher. Den Bildern fehlt zudem die kompositorische Kreativität und damit die Spannung. Hier wären weniger Abbildungen, dafür qualitativ gute und in ansprechender Grösse, mehr gewesen. Die unvorteilhafte Platzierung der Fotos (rechts oder links in den Text hineinragend, zu nahe am Text, mal randabfallend, mal knapp nicht randabfallend, bundstegseitige Platzierung etc.) hemmen den Lesefluss und führen, um den Vergleich noch einmal zu bemühen, zu einer visuellen Berg- und Talfahrt. Unverständlich ist auch, dass der Text nicht auf das Grundlinienraster ausgerichtet wurde, so dass ein für Bücher untypischer, versetzter Zeilensatz entsteht.
Schade, schade.
Witteks Werk soll aber nicht schlechter gemacht werden, als es ist, denn wer sich ernsthaft für die Begehung des Weges interessiert, der findet in «Zu Fuss von München nach Venedig» eine informative Ergänzung zu den vorhandenen Wanderführern. GPS-Freunde erhalten zudem über 900 Wegpunkte mitgeliefert, die, sofern die Technik nicht versagt, für die 28 bis 30 Tagesetappen durchaus von Nutzen sein können. Der Autor selbst führt in seiner detailierten Packliste das GPS als ein verzichtbares Utensil auf, was darauf schliessen lässt, dass die Abkehr von der technologisierten Welt bereits erste Früchte zu tragen beginnt.
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