5. Oktober 2014

Andrack legt nach

Manuel Andrack: Wandern – Das deutsche
Mittelgebirge für Amateure und Profis,
Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2006
Da hat man soeben Hape Kerkelings «Ich bin dann mal weg» vertilgt, stellt sich einem das neuste Oeuvre von Manuel Andrack, dem anderen deutschen Fernsehstar, in den Weg. Hiess sein erstes Buch noch «Du musst wandern», hat man sich nun auf die Verknappung «Wandern» beschränkt. Zeigt Andracks erstes Buch den Autor auf dem Umschlag noch mit Rucksack, fehlt dieser auf Band zwei. Der aufmerksame Beobachter der Promiwanderszene fragt sich denn sogleich, ob sich der Kölner seit seinem äusserst erfolgreichen Erstling nun einen Sherpa leisten kann? Mitnichten. Vielmehr entführt uns der durchaus sympathische, laut internationaler Presse, «deutsche Wanderpapst», in für uns Schweizer mehr oder minder bekannte Regionen Deutschlands, Luxemburgs und Österreichs. Mal ist er alleine unterwegs, mal mit Kumpels oder dann mit Mitgliedern seiner Familie.

Andrack weckt in uns Schweizern zwar nicht unbedingt den Drang, seine Touren nachzuahmen, er hält freilich die Flamme der Wanderlust arg am Brennen. Ist es sein  Humor, die zwischendurch ernsthaft gemeinten Hintergrundinformationen oder aber die unzähligen Begebenheiten, die einem beim Wandern halt immer wieder widerfahren? Wie dem auch sei, die wachsame Leserschaft erfährt in «Wandern» unter anderem, woher das Schneewittchen stammt, was es mit der deutschen Geologie auf sich hat (ganz toll erklärt, Herr Andrack!), wie man mittels Wandern einen Nierenstein loswerden und damit eine unangenehme medizinische Behandlung vermeiden kann, weshalb man sich auf dem Rennsteig mit «Gut Runst» grüsst, wo die Vor- und Nachteile von Gruppenwanderungen liegen oder wie es an der Wanderweltmeisterschaft in Österreich zu und her gegangen ist. (Das gibt es tatsächlich, obschon das eigentlich gar nicht geht.) Manuel Andrack ist denn durchaus zu Gute zu halten, dass er sich stets auch kritisch-humorvoll mit Gesehenem und Erlebtem auseinandersetzt.

Nun noch ein Wort zur Aufmachung des Taschenbuches, das übrigens als Originalausgabe daherkommt. Die von Andrack höchstpersönlich angefertigten Routenskizzen zeugen zwar von viel Herzblut, hätten aber für den Deutschlandunkundigen noch mit einer zusätzlichen Übersichtskarte ergänzt werden sollen, damit man sich eine ungefähre Vorstellung davon machen kann, wo in Deutschland sich das bewanderte Gebiet befindet. Die Fotos, ebenfalls alle vom Autor (bis auf das Bild des nackten Hermann Hesse ...), sind zwar nicht perfekt, passen aber ganz gut zum Geschriebenen. Und zuletzt noch ein Wort zur Typografie: Im Kopf jedes Kapitels hat der Gestalter (oder die Gestalterin) sämtliche typografischen Regeln in den Wind geschlagen! Schade, aber vielleicht stört es ja lediglich den Rezensenten.

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