30. Dezember 2014

«Strütte»: das Korrigendum

Heute Morgen schrieb ich, dass das zürichdeutsche Wort «strütte» eine regionale Form für «striite» sei. Das war ein Fehler. Blogleser Erwin aus dem Zürcher Unterland mailte mir ein Korrigendum mitsamt Erläuterung, die ich mit bestem Dank nach Züri Nord hier gerne wiedergebe:

Das altmodische Verb «strütte» (Substantiv: «es Gstrütt») ist nicht etwa eine zürichdeutsche Variante für streiten. Es bedeutet nämlich «sich eilfertig bemühen, hastig oder übereilt etwas tun». Damit ist es eigentlich ein Synonym von «jufle» und ironischerweise beinahe eines für das «moderne», heute allgegenwärtige «stressen, gestresst sein, Stress haben»!

Züridütsch

Das Bänkli steit i dr Nöchi vo Rüti im Züri Oberland. Gseh hanis nid säuber, das Foto isch mer vo dr Blogläsere Monika zuegmeilet worde. Bim Läse vom Sprüchli hani es nöis Wort glehrt: «strütte». Mir hie z Bärn würde säge «stritte» u bis jetz hani gmeint, z Züri usse säg me däm «striite». Aber offebar isch Züridütsch nid eifach Züridütsch. «Strütte» isch dr bescht Bewiis derfür.

29. Dezember 2014

Tod in den Wolken

Agatha Christie, Tod in den Wolken,
Fischer Taschenbibliothek, 2012,
vergriffen
In der Luft über dem Ärmelkanal wird es selbst Hercule Poirot leicht etwas mulmig. Doch für Madame Giselle ist die Flugreise sogar tödlich. Die bekannte Geldverleiherin wird ermordet in ihrem Sitz gefunden. Ist sie wirklich von einem mit Schlangengift vergifteten Pfeil getroffen worden? Oder wurde sie nicht doch einfach von der Wespe gestochen, die kurz zuvor in der Kabine umherflog und die Passagiere belästigte? Und wer von den elf Passagieren und den beiden Flugbegleitern hatte ein Motiv, die schwerreiche Dame umzubringen? Hercule Poirot muss mit seinen kleinen grauen Zellen ergründen, wer nur verdächtig und wer wirklich der Täter ist. (Inhaltsangabe im Buch)

F: Paris (u.a. Rue Juliette, Rue St-Honoré, Boulevard des Capucines, Flughafen Le Bourget), Le Pinet GB: London, Fluhafen Croydon* (London)

*Von 1920 bis 1959 lag im Stadtgebiet Croydon der Croydon Airport, der Hauptflughafen von London, der durch den Flughafen London-Heathrow und den Flughafen London-Gatwick ersetzt wurde.

28. Dezember 2014

Santa Claus reloaded

Endlich vorbei, dieser Hype, dieses Getue um den Samichlaus, der Karikatur seiner selbst. Dieser hat sein Outfit tatsächlich einem Karikaturisten aus dem vorletzten Jahrhundert zu verdanken. Ein Amerikaner namens Thomas Nast zeichnete den Weihnachtsmann anno 1863 erstmals für ein Magazin. Als Grundlage, so wird vermutet, könnte Nast ein Gedicht von Clement C. Moore gedient haben. Dieser beschrieb den Nikolaus 40 Jahre zuvor als rundlichen, lustigen Elfen mit kugeligem Bauch, ganz in Fell gekleidet, rosigen Bäckchen, einer Nase wie eine Kirsche und einem langen, weissen Bart.

Hier nun drei Bilder als eine Art Abgesang über die zu Ende gehende Phase. Die erste Foto wurde mir von Blogleserin M. zugespielt. Sie, die Foto, beweist, dass man den Bartli – ist's gar ein Taliban? – nicht wirlich ernst nehmen kann. Die restlichen Aufnahmen stammen aus dem zürcherischen Buchs.




27. Dezember 2014

Biber biss, Hund nicht

Eine Wanderung am Stephanstag zu Verwandten hat bei mir Tradition. Diesmal ging ich von Pfungen nach Henggart (ZH). Vier Stunden benötigte ich hierfür, inklusive Besteigung des 28 Meter hohen Irchelturms. Beeindruckt haben mich unter anderem die frischen Biberfrassspuren an der Töss und was das Bisschen Schnee auf dem Irchel oben hinzuzaubern vermochte. Weniger Freude hatte ich an jenem königspudelartigen Pudel, der mich kurz vor Dättlikon unvermittelt attackierte, zwei Zentimeter vor meinem Unterarm sein Gebiss jedoch wieder einfuhr und abdrehte. Frauchen meinte auf meinen Einwurf, ich würde solches Gebaren nicht gerade lieben, nichts. Weder zu mir noch zum Pudelverschnitt. Spannend war das Wetter: Kaum hatte es begonnen zu schneien, hörte es wieder auf, ehe es wieder von neuem zu flöckeln begann, um sogleich wieder abzubrechen, um dann kurzerhand einen weiteren Anlauf zu nehmen etc.

Aktiver Biber an der Töss bei Pfungen (ZH). Dabei bin ich immer wieder erstaunt, …

… wie das Tier den Baum jeweils in die richtige Richtung – zum Wasser hin – zu fällen weiss.

Ein Hauch von Winter auf dem Plateau des Irchel (680 m ü.M.)

26. Dezember 2014

Kalifornischer Sommer

Colin Fletcher, Kalifornischer Sommer,
Diana Verlag, München und Zürich,
2001, vergriffen
In einer schlaflosen Nacht weiss Colin Fletcher plötzlich, dass er Kalifornien durchwandern will, ausbrechen will, um dem Stress und der Monotonie des Stadtlebens in San Francisco zu entkommen. Zwei Jahre zuvor ist er nach langen, unsteten Jahren in Afrika und Kanada nach Kalifornien gekommen. Jetzt will er dieses Land entdecken. Kaum einen Monat später, am 8. März 1958, setzt ihn ein Freund an der Grenze zwischen Kalifornien und Mexiko ab. Fletcher wendet sich nach Norden und vor ihm liegen über 1600 Kilometer Wüsten und Berge. Sechs Monate wird seine Expedition durch die westamerikanische Wildnis dauern. Er wandert unter der sengenden Sonne des Death Valley, über die eisige Spitze des White Mountain und entlang der wilden Ufer des Lake Tahoe. Fletchers grandiose erste Reise ist nicht nur Abenteuer und Begegnung mit der Natur und den Menschen, sondern auch wertvolles Zeitdokument und Mahnung zur Erhaltung der Natur. (Klappentext)

Colin Fletcher, 1922 in Wales geboren, wuchs in England auf; im Zweiten Weltkrieg war er bei den Royal Marines, danach Farmer in Kenia, Strassenbauarbeiter im damaligen Rhodesien, später Goldsucher in Kanada; 1964 durchquerte er als erster Mensch überhaupt den Grand Canyon der Länge nach und beschrieb seine Erfahrungen in dem später in diesem Blog noch vorzustellenden Buch Wanderer durch die Zeit; noch mit 68 Jahren unternahm er eine über 2700 Kilomter lange Soloexpedition von der Quelle des Colorado bis zu seiner Mündung. Fletcher starb am 12. Juni 2007 im kalifornischen Monterey an den Spätfolgen eines Unfalls. 2001 wurde er während einer Wanderung von einem 4-WD-Auto angefahren und erlitt erhebliche Kopfverletzungen.

25. Dezember 2014

Des Bergsteigers Los

Das frustrierende am Bergsteigen ist, dass es nach Erreichen des Gipfels nur noch abwärts geht.

23. Dezember 2014

Drive thru in Frauenfeld


Die Thurgauer mögen's offenbar lieber funktional als ästhetisch. Dieser Verrichtungs-Container steht in Bahnhofnähe in Frauenfeld.

22. Dezember 2014

Gleis 4

Franz Hohler, Gleis 4, btb, München,
2015. Die Erstausgabe erschien 2013 im
Luchterhand Verlag, München
Eigentlich will Isabelle nur für ein paar unbeschwerte Tage in den Urlaub nach Italien fliegen. Doch dann bricht der ältere Herr, der ihr am Bahnhof zum Flughafen freundlicherweise den Koffer zu den Gleisen hinaufträgt, plötzlich tot zusammen. An Urlaub ist daraufhin für Isabelle nicht mehr zu denken. Denn nicht nur fühlt sie sich unschuldig schuldig an dem Tod des Unbekannten, sondern sie möchte auch unbedingt herausfinden, wer der Verstorbene gewesen ist. Und damit gerät sie in eine ebenso ungeheuerliche wie geheimnisvolle Geschichte, die ihr gewohntes Leben völlig durcheinander rüttelt. (Inhaltsangabe im Buch)

NE: Cortaillod, Bahnhof Neuchâtel SZ: Rigi Kulm, Grosser Mythen ZH: Bahnhof Oerlikon, Friedhof Nordheim Oerlikon, Oerlikon, Stadt Zürich (Grossmünster, Lindenhofplatz, Museum Rietberg, Hauptbahnhof), Stadtverwaltung Uster, Volketswil, Jugendstrafanstalt Uitikon

Franz Hohler sollte mehr Romane schreiben – hätte mehr Romane schreiben sollen!

21. Dezember 2014

Kabine des Schreckens


Eine Kandidatin für den gestern erwähnten WC-Lehrpfad, Rubrik: Lieber hinter dem Busch pinkeln als in dieser Kabine des Schreckens. Sie steht übrigens an der Tramhaltestelle Arlesheim Dorf (BL)

20. Dezember 2014

Stiller Ort, heimeliger Ort


Liebe Touristiker, ein Themenweg, den es noch zu bewerkstelligen gäbe: der WC-Lehrpfad. Die Romooser im Kanton Luzern machen es im Studenwald vor, wie das aussehen könnte.

19. Dezember 2014

Die Hintergründe im Vordergrund

Andreas Haller, Zu Fuss von Bologna
nach Assisi, Wiesenburg Verlag,
Schweinfurt, 2008
Der deutsche Historiker Andreas Haller hat den Weg von Bologna nach Assisi unter die Füsse genommen. Zwanzig Tage dauerte die Reise durch die Emilia-Romagna, Umbrien und die Toskana. Mit mehr oder weniger genauen Karten, mal auf leidlich oder gar nicht markierten Abschnitten, dann wieder auf beliebten Trampelpfaden durchschritt der im wahrsten Sinne des Wortes geschichtlich bewanderte Autor ein äusserst spannendes
Stück Italiens. Im Gegensatz zu den meisten Wanderreiseberichten rückt Haller dabei das tägliche Gehprozedere dezent in den Hintergrund, um dafür den oft historisch bedingten  Hintergründen mehr Raum zu geben. So erfährt der Leser eine unglaubliche Menge an Kirchen-, Kunst- und Kulturgeschichtlichem.

Es liegt in der Natur des angepeilten Wanderzieles Assisi, dass des öfteren die Rede vom Heiligen Franz von Assisi ist. Aber nicht nur: Geschichten und Anekdoten über Päpste, Krieger, Kämpfer, Sonderlinge und andere einflussreiche Gestalten prägen den Bericht. Als Garnitur sozusagen, lässt der Autor eigene Erlebnisse während seines dreiwöchigen Unternehmens einfliessen, ohne sich selber, und das macht die Lektüre wohltuend angenehm, zu stark ins Rampenlicht zu rücken. «Es geht mir nicht ums Abenteuer. Es geht mir darum, am Leben teilzuhaben. Mitzumachen anstatt zuzuschauen. Dann ergeben sich die Abenteuer von selbst», beschreibt der Autor sein Credo. Haller liefert im zweiten Teil eine recht umfangreiche Routenbeschreibung nach, damit Sofareisende gleich selber ihre Stiefel schnüren und sich auf den Weg machen können. «Wandern ist im Grunde eine denkbar einfache Sache», ermutigt Andreas Haller seine Leserschaft.

So ausführlich der Blick hinter die Kulissen der durchwanderten Landschaft auch ist, so kärglich fällt die zu Beginn des Buches abgedruckte Routenkarte aus. Verlag und Autor befinden sich hier indes in bester Gesellschaft, weshalb hier und jetzt ein für alle Mal dazu aufgerufen wird, bei Reiseliteratur mit besseren Übersichtskarten aufzuwarten, damit beim Lesen die geografische Orientierung nicht dauernd verloren geht. Ein paar Notenzehntel Abzüge muss sich das Buch zudem punkto Bilder gefallen lassen, getreu der alten Weisheit, das gute Schreiberlinge selten gute Fotografen abgeben. Was die Bildauswahl anbetrifft, würden überdies Fotos von den im Text erwähnten Gebäuden, inbesondere die ausführlich beschriebenen Sakralbauten, gut anstehen.

Fazit: Dem Werbetext zum Buch, «ob Naturliebhaber, Kunstfreund oder Pilger: Der Weg von Bologna nach Assisi lässt keinen kalt», ist jedenfalls ohne Widerrede beizupflichten. Hallers Œuvre ist sodann bei weitem mehr als ein wohl bekömmlicher Appetizer.

18. Dezember 2014

War’s Mord auf der Meldegg?

Jon Durschei, War’s Mord auf der Meldegg?
orte Verlag, Zürich,1992
Wieder verschlägts den Disentiser Pater Ambrosius ins Appenzellische, diesmal ins Vorderland. Hoch über dem Bodensee und dem weitgehend verbauten St.Galler Rheintal geschieht Schlimmes; und die schöne Landschaft kann Eifersucht, Existenzangst und Verzweiflung nicht ausgleichen. Der Pater gerät in diesen Strudel; und, ob er will oder nicht, er muss ihn entwirren. (Klappentext)

AR: Meldegg, Leuchen, Walzenhausen AI: Kloster Grimmenstein, Oberegg SG: Rheineck, Büriswilen BE: Stadt Bern ZH: Stadt Zürich GR: Disentis

Am 25. November 2014 erreichte mich eine E-Mail vom orte Verlag. Das Verlegerpaar Werner Bucher und Irene Bosshart informieren darin, wie die Zukunft des Verlags aussieht:

Auf den 1. Januar 2015 übernimmt der Appenzeller Verlag den orte Verlag. Mit dem Verkauf trifft der orte Verlag eine nachhaltige Nachfolgeregelung, die Marke orte – vor allem bekannt für Lyrik, Krimis und die Literaturzeitschrift – bleibt bestehen und wird unter dem Dach des Appenzeller Verlags weiterentwickelt.

Die Literaturzeitschrift orte und der orte Verlag wurden 1974 von Werner Bucher in Zürich gegründet. 1989 zog Werner Bucher zusammen mit seiner Frau Irene Bosshart Bucher nach Zelg-Wolfhalden AR, wo sie im «Kreuz» Verlag und Wirtschaft betrieben. 2006 erfüllten sie sich den Traum einer eigenen Liegenschaft in der «Rütegg» und verlegten Verlag und Wirtschaft nach Oberegg AI. Der orte Verlag brachte in den 40 Jahren seines Bestehens über 150 Bücher heraus und publizierte 180 Nummern der orte Literaturzeitschrift. Der 76jährige Werner Bucher hatte mit dem langjährigen orte-Mitarbeiter Virgilio Masciadri den idealen Nachfolger gefunden. Der Übergang der Verlagsgeschäfte an Virgilio Masciadri konnte allerdings nicht abgeschlossen werden, da Virgilio Masciadri  im Mai 2014 50jährig einem Krebsleiden erlag.


Wir vom orte-Verlag freuen uns, nach dem schwerwiegenden Verlust von Virgilio Masciadri für den Verlag doch eine gute Zukunft gesichert und in Marcel Steiner einen sehr kompetenten Nachfolger gefunden zu haben.


Auch ich bin froh, dass für den sympathischen Verlag eine Nachfolgelösung gefunden werden konnte. Mit Spannung erwarte ich, wie sich das Verlagsprogramm entwickeln wird. 

17. Dezember 2014

Lägeren-Katzen

Gestern berichtete ich über meine Lägeren-Wanderung. Hierbei entdeckte ich nicht nur sonderbaren Strassen- und Wegnamen, ich begegnete auch mehreren Katzen. Drei Prachtsexemplare fürwahr.



11. Dezember 2014

Zu Fuss von Dresden nach Dublin

Jan Balster, Zu Fuss von Dresden
nach Dublin, Verlag am Park, Berlin,
2006
3100 Kilometer legte Jan Balster zurück – auf Schusters Rappen. Vom Ufer der Elbe bis an den Atlantik, quer durch Westeuropa via Schweiz, Frankreich, Grossbritannien und Irland. Das Besondere war nicht nur die Art des Reisens, sondern auch die Umstände: Balster hatte kein Geld in der Tasche.

Sein lebendiger, anschaulicher Bericht über eine ungewöhnliche Entdeckunstour ist mehr als nur Mitteilung über ein Abenteuer. Es ist auch eine Einladung mal über den deutschen Tellerrand zu schauen. Der Sachse Balster ermuntert und ermutigt, aus dem alltäglichen Trott auszubrechen. Dazu bedarf es keines gefüllten Kontos, sondern nur etwas Mut, Freunde finden sich schliesslich überall, die einem weiterhelfen. (Klappentext)

10. Dezember 2014

Der Blick vom Pilatus


Die im vergangenen Jahr in den WCs der SBB-Doppelstockwagen des Fernverkehrs angebrachten Landschaftsfolien ermöglichen den einmaligen Blick vom Pilatus zum Matthorn (im Vordergrund) und den dahinter gelegenen Obwaldner Alpen. Die WC-Schüssel befindet sich geografisch an jener Stelle, die auf der Karte als Chilchsteine bezeichnet ist.

8. Dezember 2014

Nach dem Hamburger ist vor dem Hamburger


Kaum hatte ich dieses Foto geschossen, kam die Mc Clean-Frau wild gestikulierend hinter dem Tresen hervor, akustisch begleitet von einem «Nononono!». – Sisisisisi!

7. Dezember 2014

Auf dem Schwil

Judith Galblum Pex, Der Israel Trail,
Brunnen Verlag, Basel, 2009
Schafft es ein in die Jahre gekommenes Ehepaar, das zwar gerne wandert, seit seinen Hippie-Tagen jedoch nie mehr mit schweren Rucksäcken unterwegs war, den 940 km langen Israel Trail abzuwandern? Diese Frage stellten sich John und Judith Galblum Pex, ehe sie sich auf den sogenannten Schwil begaben. 42 Tage dauerte das Trekking durch Israel, angefangen im Süden an der ägyptischen Grenze und beendet an der Grenze zum Libanon im Norden.

Judith Galblum Pex verfasste über die Begehung des hierzulande kaum bekannten Fernwanderweges einen Erlebnisbericht. Dieser beginnt mit der Geburt des Traums dieser Wanderung und dem Jahr der Vorbereitung auf das Unternehmen. Die Autorin, eine messianische Jüdin, erzählt in der Folge über die körperliche und spirituellen Herausforderungen sowie die immer mal wieder auf die Probe gestellte Beziehung zu ihrem Mann.

Obschon die beiden seit mehr als 30 Jahren in Israel leben und das Land auf etlichen Reisen erkundet haben, entdecken sie ihre Heimat fortlaufend neu, gerade weil der Weg auch durch unbewohnte und weniger spektakuläre Gegenden führt. Doch auch vor arabischen Städten und Dörfern macht der Schwil nicht Halt, führt zudem durch Tel Aviv – Israels grösste Stadt – und vorbei an jüdischen, islamischen, drusischen und christlichen Heiligtümern.

Als Leser nehme ich teil an den Entdeckungen der zwei Herbergsbesitzer in Elat und begleite sie durch Wüsten, Wälder, Oasen, vorbei an Quellen, über Hügel und Felder. Ich begegne dem vielgesichtigen Volk Israel: orthodoxen Juden, Soldaten, Beduinen, Studenten und vielen mehr. Mit fortschreitender Lektüre erhalte ich eine Innenansicht Israels, der jüdischen Kultur und seiner Geschichte, aber auch über Botanik, Fauna, Geografie, Politik und die hebräische Sprache. Und gemäss der Autorin soll das Buch auch Ansporn sein, zu einem neuen Weg aufzubrechen oder ganz einfach einen Traum zu träumen.

6. Dezember 2014

Baselbieter Trilogie III


Die Basellandschaftliche Kantonalbank feiert heuer ihr 150-Jahr-Jubiläum. Aus diesem Anlass hat die Bank 150 Sitzbänke gestiftet. Diese tragen eine Jahrzahl vom Gründungsdatum 1864 bis zum Jubiläumsjahr 2014. Die abgebildete Bank steht in der Räggersmatt auf Arlesheimer Gemeindegebiet. Auf der Plakette an der Sitzlehne steht:

Für Stadtbewohner war Arlesheim in den 50er-Jahren ziemlich weit weg. Aber es gab ein Tram, und wenn man als Kind Gelegenheit hatte, mit den dunkelgelben Wagen, deren Getriebe so befremdlich röhrte, aus der Stadt zu fahren, kam man ennet der Birs bald einmal an Industrie vorbei, an «Brown Boveri», an einem Tramdepot und zur Wendeschlaufe, die schon auf Solothurner Boden lag. Aber die Geheimnisse des Dorfes, den historischen Kern, den Dom mit prachtvollen Fresken und reichem Stuck, die liebliche Ermitage (1785 als Landschaftsgarten durch Freiherr Franz Carl von Andlau und Balbina von Staal angelegt), das Schloss Birseck, die 1356 zerfallene Burg Reichenstein – all dies gab es erst danach und zu Fuss: eine geheimnisvolle, eigene zauberhafte Welt jenseits des BEB-Trams mit drei Kantonswappen an Stelle einer Liniennummer. «Arlese» wird längst von einem topmodernen Tram bedient. Doch sein Zauber ist geblieben.

5. Dezember 2014

Baselbieter Trilogie II


Die Basellandschaftliche Kantonalbank feiert heuer ihr 150-Jahr-Jubiläum. Aus diesem Anlass hat die Bank 150 Sitzbänke gestiftet. Diese tragen eine Jahrzahl vom Gründungsdatum 1864 bis zum Jubiläumsjahr 2014. Die abgebildete Bank steht im Röserental auf Liestaler Gemeindegebiet. Auf der Plakette an der Sitzlehne steht:

Liestal ist in jedem Kulturführer gut dokumentiert. Was es jedoch auf dem «Gestadeck», ausserhalb des altehrwürdigen «Törli» in den Jahren der Trennungswirren 1830/33 so alles gab, lässt aufhorchen: eine Kaserne mit Exerzier-, Lager-, Turn- und Richtplatz, eine Gerberei, Wirtschaften und Mühlen, im Jahre 1837 sogar einen Botanischen Garten für die hiesigen Schulen.

Zudem eine Druckerei! Die Stadt Basel hatte bereits ein Organ, um das Transportieren ihrer Meinungen in die Öffentlichkeit zu realisieren: die «Basler Zeitung». Dem hatte das Baselbiet nichts entgegenzusetzen. 1832 richtete man im regierungsgebäude jedoch eine Druckerei ein, die im gleichen Jahre auf den Gestadeck gezügelt wurde. Hier entstand dann die erste Baselbieter Zeitung: «Der Unerschrockene Rauracher». redaktor war Benedikt Banga, Major Wilhelm Honegger besorgte den Druck; beides Vollblutrevoluzzer zur selben Zeit. 

4. Dezember 2014

Baselbieter Trilogie I


Die Basellandschaftliche Kantonalbank feiert heuer ihr 150-Jahr-Jubiläum. Aus diesem Anlass hat die Bank 150 Sitzbänke gestiftet. Diese tragen eine Jahrzahl vom Gründungsdatum 1864 bis zum Jubiläumsjahr 2014. Die abgebildete Bank steht in der Räggersmatt auf Arlesheimer Gemeindegebiet. Auf der Plakette an der Sitzlehne steht:

Das Wahrzeichen Arlesheims ist sein Dom: ein grossartiges Gotteshaus, das einen ganz starken Eindruck vom Bedürfnis der Menschen vermittelt, der Grösse Gottes mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln der Baukunst Ausdruck zu verleihen.

Aber die Baumeister, welche die Kirche im Jahr 1681 fertigstellten, hatten wohl ein bisschen zu schnell gearbeitet, und so wurde nach nur 80 Jahren eine umfassende Restaurierung nötig. Dabei erhielt der ursprünglich strenge und schlichte Barockbau sein eindrucksvolles Rokoko-Aussehen. Er wurde verlängert, erhielt eine Gruft unter dem Chor, und die Fassade wurde verstärkt und formlich verschönert. Für die Deckengemälde und das Altarfresko, Portale und Chorgestühl wurden die besten Handwerker und Künstler beigezogen. Der berühmte Strassburger Orgelbaumeister Johann Andreas Silbermann vollendete 1759 die Orgel.

3. Dezember 2014

Durch die Nagelfluhmauer


Das Toggenburg ist geologisch geprägt durch die Molasse. Die sonderbare Verquickung von Kies, Calcium, Quarz und dergleichen, ergibt ein völlig anderes Landschaftsgefühl als es beispielweise bei Granit oder Kalk der Fall ist. Und Nagelfluh ist praktisch für nichts zu gebrauchen. Auf dem Wolzengrat, am Fusse des Speer, dem mit 1950,5 m höchsten Nagelfluhberg der Schweiz, haben die Älpler aus dem Bröselkonglomerat eine Tugend gemacht und ihre Trockensteinmauern damit errichtet. Noch hat das Vieh die saftigen Weiden nicht erreicht, weshalb der Durchgang ohne Verrenkungen seitens des Wanderers passiert werden kann.

2. Dezember 2014

Das andere Amerika

Peter Jenkins, Das andere Amerika,
Frederking & Thaler, München, 1989
Ein junger Amerikaner, der Anfang der 70er Jahre sein Land zu Fuss kennenlernen will, muss bei seinen Landsleuten als Verrückter und bei der Polizei als Verdächtiger gelten. Peter Jenkins lässt sich jedoch nicht beirren. Zusammen mit seinem Hund Cooper macht er sich auf zu einer 3000-Kilometer-Tour, die ihn von Buffalo im Staat New York bis zum Golf von Mexiko führt. Dabei lernt er nicht nur die unterschiedlichsten Menschen und Landschaften seiner Heimat kennen, sondern auch sich selbst. Ein mitreissender Bericht, der das «andere Amerika» aufzeigt, fernab von allen Klischeevorstellungen und Vorurteilen. (Klappentext)

28. November 2014

Im Schatten der chinesischen Mauer

William Lindesay, Zu Fuss durch die
Wüste Gobi zum Gelben Meer,
Frederking & Thaler, München, 2001
William Lindesay hat einen Traum – China entlang der Grossen Mauer zu Fuss zu durchqueren – ein fast unmögliches Unterfangen. Das Abenteuer beginnt in der Wüste Gobi – 2500 km liegen noch vor ihm. Lindesay durchquert Regionen, die 1986/87 noch verboten waren, er trotzt mörderischen Klimaschwankungen, Hunger und Durst ebenso wie der unerbittlichen Bürokratie des Staates. Immer wieder wird er von den Behörden nach Beijing zurückgeschickt, aber immer wieder helfen ihm seine ungeheure Willensstärke und die Gastfreundschaft der Einheimischen, seine Reise fortzusetzen. Eines Tages trifft er seine grosse Liebe und spätere Frau – Wu Qi. Endlich, nach zwei Jahren, erreicht er erschöpft aber glücklich sein Ziel am Gelben Meer. (Klappentext)

26. November 2014

Das kann dem Fuchs gestohlen bleiben

Dieses Exemplar ist mir von Blogleserin Marianne zugespielt worden. Jaja, es steht im Umland von Endingen (AG). Ob Reinecke so blöd sein wird und sich überraschen lässt? Die Touristiker werden es einmal mehr wissen.

25. November 2014

Unfreiwillig-philosophisch


Dieses Weidetor in der Nähe von Leukerbad (VS) mutet ärmlich und künstlerisch zugleich an. Ärmlich, weil der eigentliche Nutzen nicht ganz ohne Zweifel scheint, wobei die Frage im Raum steht, ob sich selbst an diesem Objekt die Spätfolgen der damaligen Gemeindepleite manifestieren. Als Kunst mag es verstanden werden, wegen der Symbolik des sich schlängelnden Pfads in einem vorgegebenem Rahmen. Die Schräglage möge hierbei zu weiteren philosophischen Gedankengängen anregen. Pikant auch, dass die Einrichtung im Moment der Aufnahme gar keinen Sinn macht, da der Weidezaun noch gar nicht gespannt und daher bereits ein kurzer Umgehungspfad entstanden ist. Diesen gäbe es indes nicht, würde das Weidetor dort stehen, wo es in der weidelosen Zeit im Prinzip hingehört: neben den Durchgang.

24. November 2014

Rezepte gegen den Winterblues

Heinz Staffelbach, Wandern und Geniessen
im Winter,
AT-Verlag, Baden, 2009
Die sanften Wintertourismustrends schlagen sich langsam aber sicher auch in der Wanderführerliteratur nieder. Wintertourenratgeber fallen zwar nicht wie Schneesterne vom Himmel, die markante Zunahme an publizierten Titeln ist indes nicht zu übersehen. So auch Heinz Staffelbachs «Wandern und Geniessen im Winter».

In gewohnt qualitativ hochstehender Manier präsentiert der umtriebige Autor in 30 Kapiteln insgesamt 20 Menüs für «erlebnisreiche Tage im Schnee». Der von Staffelbach bisher bekannte, ausgewogene Mix aus mitunter hervorragenden Fotografien und unterhaltsam-informativen Texten kommt auch im vorliegenden Band zur Anwendung. Auffallend viele Vorschläge betreffen das Bündnerland. Aber auch das restliche Voralpen- und Alpengebiet ist würdig vertreten. Dem Jura, dem eigentlichen Schneeschuh-Eldorado, wurden bloss zwei Kapitel zugestanden. Sind es die eher spärlich vorhandenen Winterwanderrouten, der manchmal fehlende Schnee oder das dünnere Netz an Unterkunftsmöglichkeiten, die den Ausschlag gaben? Gerade die Unterkünfte in Form von einfachen bis luxuriösen Berggasthäusern sind zentrales Element in diesem grossformatigen Glustigmacher für Komfortwanderer. Der Serviceteil beinhaltet jeweils mehrere, ausführlich beschriebene Übernachtungsperlen. Schliesslich will man nach genussvoll absolvierter Tour seine müden Glieder in würdigem Ambiente lagern.

Die beschriebenen Winterwanderrouten führen in der Regel über markierte und speziell präparierte Wege. Etwas irritierend sind die oftmals parallel zu diesen Wegen verlaufenden Schneeschuhrouten, welche dann meist eine Fortsetzung in «wilderem» Gelände finden: mal auf einen Gipfel, mal auf einen Grat oder über eine Schlaufe wieder zurück zum Ausgangsort der Tour. Diese Routen sind mehrheitlich nicht markiert und erfordern daher Kenntnisse der Orientierungs- und Lawinenkunde. Aus technischer Sicht weisen die Vorschläge leichte bis mittlere, selten anspruchsvolle Schwierigkeiten auf. Für die Planung sehr hilfreich sind die Übersichtskarten, welche nebst allen notwendigen Informationen auch die zu meidenden Wildschutzgebiete beinhalten.

22. November 2014

800 km für Buxtehude

Genialer Musikus und ausdauernder
Fussgänger: Johann Sebastian Bach,
gemalt von Elias Gottlob Hausmann, 1748
Johann Sebastian Bach war nicht nur ein Ausnahmetalent, er wollte selbstverständlich von den Grossen seiner Zeit lernen, auch wenn dies zur damaligen Zeit bedeutete, weite Strecken zu Fuss zurücklegen zu müssen. Hier ein paar pedestrische Husarenstücke des Genius:
  • Bach war 14, als er zum ersten Mal die rund 300 Kilometer von seinem Zuhause in Ohrdruf nach Lüneburg lief, da er ein Stipendium an der Michaelisschule bekommen hatte und nun in deren Chor mitsingen durfte.
  • In den Sommerferien seines ersten Schuljahres lief Bach die rund 100 Kilometer von Lüneburg nach Hamburg, weil er den Organisten Johann Adam Reinken hören wollte.
  • Später machte er mehrere Rundreisen von jeweils 150 Kilometern von Lüneburg nach Celle, um das Hoforchester des Herzogs Georg Willhelm zu hören.
  • Sein längster Marsch waren die 800 Kilometer von Arnstadt nach Lübeck an der Nordsee im Winter 1705/06, da er dort den berühmten Organisten Dietrich Buxtehude hören wollte. Seine genaue Reiseroute ist nicht überliefert, aber man geht davon aus, dass Bach über Gotha, Mühlhausen, Northeim, Seesen, Braunschweig, Lüneburg und die vielbenutzte Salzstrasse nach Lübeck gekommen ist.
(Quelle: Stephen Barnett, Deutschland für die Hosentasche, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt/Main, 2013)

21. November 2014

Café de Préty

Barbara Traber: Café de Préty,
orte Verlag, Oberegg, 2000
Im ersten Krimi der Berner Autorin Barbara Traber geht es um die Freundschaft zwischen zwei Frauen, um Liebe und Tod und vor allem um Gerechtigkeit. Mit gekonnter Präzision wird das Ambiente im Historischen Museum von Bern beschrieben, die Landschaften, die Menschen und Cafés der Bresse bourguignonne, das Bücherstädtchen Cuisery. Schlimm aber: Die Freundin von Regula bleibt über Wochen und Monate hin verschwunden. Was ist ihr passiert? Ist sie mit einem neuen Mann untergetaucht? Regula kann es nicht glauben. Sie recherchiert, radelt im Regen, im Nebel, bei schönem Wetter vorbei an Teichen, Schlössern und entlang von Flüssen. Wird der Fall je gelöst?

BE: Stadt Bern F: Préty (Bresse)

20. November 2014

Das Kombiportal von Montfaucon

Weidedurchgänge sind für den Wanderer elementar. Ohne die Tore, Drehkreuze, Schranken und Gitter würde der Gang über Wiesen und Alpen zur Qual. Weil die Vielfalt und Originalität an Durchlässen keine Grenzen kennt, starte ich hiermit unter dem Label «Durchgänge» eine neue Bilderserie.



Solche und ähnliche Durchgänge finden sich in den Freibergen nicht selten. Die Konstruktion rechts lässt sich auch von Bikern und Reitern öffnen, ohne dass diese absteigen müssen. Als Wanderer muss man sich freilich daran gewöhnen, die Querverbindung oben nach unten zu drücken, damit sich die Verriegelung löst und das «Portail» geöffnet werden kann. Gesehen zwischen Montfaucon und St-Brais (JU).

19. November 2014

Alpenspaziergang

Karl Lukan, Alpenspaziergang,
Bruckmann Verlag, München, 1988,
vergriffen
Höchst originell feierte das Wiener Bergsteigerpaar Fritzi und Karl Lukan den Beginn des wohlverdienten Ruhestandes: mit einem «Spaziergang» vom Wiener Stadtrand quer durch die gesamten Alpen bis nach Nizza. Mit Schlafsack und Kocher im Rucksack, ohne genauen Zeitplan, oft tagelang auf Höhenwegen durch einsames, unberührtes Bergland dahinziehend.

Johann Gottfried Seume, der Spaziergänger nach Syrakus, war das grosse Vorbild für diese Wanderung. Nicht die bezwungenen Kilometer oder Höhenmeter waren das Wichtigste, sondern das Erlebnis des Unterwegsseins, das Erkunden des Pfades, die Anpassung an die Wetter- und Wegverhältnisse, das Wiedersehen mit berühmten Bergen wie Drei Zinnen, Matterhorn und Montblanc, die Begegnungen mit Menschen am Weg, die Abstecher zu geheimnisvollen vorgeschichtlichen Kultstätten – und wie es ist, wenn man am Morgen noch nicht weiss, wo man am Abend schlafen wird.

Mit Humor und innerer Ruhe erzählt der bekannte Bergsteiger und Schriftsteller Karl Lukan von den fröhlichen und den weniger angenehmen Ereignissen auf dieser grossen Fahrt. Fotos von unterwegs und Zeichnungen machen seinen Bericht anschaulich, und wer ihn nachvollziehen will, findet im Anhang eine Zusammenfassung des Tourenverlaufs und eine Übersichtskarte. (Klappentext)

Über das Leben Karl Lukans (1923–2014) und sein Werk gibt dieser Artikel Auskunft.

18. November 2014

Und wieder eines von Monika



«So ein Bänkli würde mir auch gefallen … Heute gesehen oberhalb Stein SG», meint Blogleserin Monika, die mir vor ein paar Tagen das Bild zukommen liess.

17. November 2014

Mit dem Rucksack um die Schweiz

Ferdi Afflerbach, Mit dem Rucksack um die Schweiz,
Verlag am Dorenbach, Binningen, 1985, vergriffen
Zu Fuss, mit Rucksack, Skizzenblock und Fotokistlein ist der Basler Grafiker Ferdi Afflerbach losgezogen und hat während 80 Tagen das getan, was viele sich seit Jahren erträumen: Hinaus aus der Stadt und weg vom Verkehr, über Berge Pässe und durch Täler wandern, da und dort sich hinsetzen, ausschnaufen, Bergluft atmen, lugen, zeichnen – und geniessen.

Es ist ein Buch der Anti-Rekorde. Weder von Erstbesteigungen noch von waghalsigen Klettereien ist die Rede. Jeder Mensch mit zwei gesunden Beinen kann diese Wanderung nachvollziehen – sogar in kürzerer Zeit. Ein informativer, reich bebilderter und manchmal angriffiger Bericht mit über 50 Reiseskizzen, enbensovielen Fotos und 39 lückenlosen Routenplänen. (Umschlagtext)

Mehr über Ferdi Afflerbach (1922–2005) im Personenlexikon des Kantons Baselland.

16. November 2014

Filmriss

Mitra Devi, Filmriss, 2009, Appenzeller
Verlag, Herisau. 2012 als Taschenbuch
im Unionsverlag, Zürich, erschienen.
Zürich, drei Tage vor Heiligabend. Die neunjährigen Zwillinge Lukas und Lorena werden aus ihrem Elternhaus am Zürichberg entführt. Verzweifelt wenden sich die Eltern an die Privatdetektivin Nora Tabani. Zur selben Zeit irrt ein junger Mann ohne Gedächtnis durch die Stadt. Als er nach und nach zu sich kommt, ahnt er Schreckliches: Ist er einer der Kidnapper? Während­dessen ermitteln Nora Tabani und ihr Partner Jan Berger auf Hochtouren. Warum lügt die Mutter der Zwillinge? Hat der leibliche Vater seine Kinder entführen lassen? Was verschweigt das Kindermädchen? Und was hat der seltsame junge Mann mit der Erinnerungslücke mit dem Fall zu tun? Da geschieht in einem Kinosaal ein Mord. Die Lage spitzt sich zu. (Klappentext)

Moors Fazit: Ein Krimi für Erwachsene, geschrieben in der Sprache eines Jugendromans. Klischiertes Drogenmilieu, stümperhaftes Kriminalistentum, diletantische Ganoven – alles garniert mit stereotypen Dialogen – führen zu einem entsetzlich banalen Happyend. Der Geschichte fehlt  einiges an Verve für einen ausgefeilten Kriminalroman, dabei war er 2009 für den Zürcher Krimipreis nominiert …

ZH: Stadt Zürich, Bahnhof Zürich-Stadelhofen, Zürichberg, Uster, Haftanstalt Murwies, Aathal, Pfäffikersee, Wetzikon, Sulzbach

15. November 2014

Bruder Kemal

Jakob Arjouni, Bruder Kemal, Diogenes,
Zürich, 2012
Auch der letzte Kayankaya-Krimi des leider allzufrüh von uns gegangenen Jakob Arjouni besticht durch eine genial konstruierte Geschichte, den karikiert wiedergegebenen Literaturbetrieb und die köstlichen Schilderungen des Frankfurter Zwielichtmilleus. Zum Inhalt:

Die Bankierstochter Valerie de Chavannes bestellt Kayankaya in ihre Villa im Frankfurter Diplomatenviertel und beauftragt ihn, ihre verschwundene sechzehnjährige Tochter Marieke zu finden. Wahrscheinlich ist sie mit einem älteren Mann zusammen, der sich als Künstler ausgibt. Ein einfacher Fall, meint Kayankaya: ein abenteuerlustiges Upperclass-Mädchen, das es sich und ihren Eltern zeigen will. Und noch ein einfacher Fall: Der Maier-Verlag glaubt, seinen Autor Malik Rashid auf der Buchmesse vor Angriffen religiöser Fanatiker schützen zu müssen. Rashid hat einen Roman geschrieben, in dem es unter anderem um den Umgang mit Homosexualität in einem arabischen Land geht. Kayankaya soll für drei Tage Rashids Leibwächter sein. Doch zusammen führen die zwei Fälle zu Mord, Vergewaltigung und Entführung. Und Kayankaya gerät in den Verdacht, gegen entsprechende Entlohnung ein Auftragskiller zu sein. Dabei will er eigentlich nur eines: mit seiner langjährigen Freundin Deborah ein ruhiges, entspanntes Leben führen. (Website des Verlags)

D: Frankfurt, namentlich: Zeppelinallee, Gutleutstrasse, Schifferstrasse, Bockenheimer Warte, Fussballplatz am Brentanobad, Buchmesse, Grünbergpark

14. November 2014

28, 2004, 2500

Thomas Bauer, 2500 Kilometer zu Fuss
durch Europa, Wiesenburg Verlag,
Schweinfurt, 200
Das Publizieren von Berichten über selbst erlebte Pilgerei auf dem Jakobsweg reisst nicht ab. Im Schatten von Hape Kerkelings Bestseller ist 2006 das Buch von Thomas Bauer erschienen. Der 28-jährige Bauer wanderte 2004 von Konstanz am Bodensee bis nach Santiago de Compostela und von dort gar bis ans «Ende der Welt», dem sogenannten Finisterre an der galizischen Westküste. Dabei legte der Jüngling in 69 Tagen gerade mal 2500 Kilometer zurück.

Das vorliegende Buch unterscheidet sich leider kaum von anderen Jakobswegberichten. Auch hier stehen die unterwegs gemachten Bekanntschaften im Vordergrund. Bauer repetiert ebenfalls die meisten Legenden und Sagen, die einem auf dem Weg zwangsläufig begegnen bzw. in den Pilgerführern aufgeführt sind. Über andere kulturelle Hintergründe erfährt man herzlich wenig. Einzig die gedanklichen Einsprengsel geben ein paar neue Aspekte her. Damit hat es sich dann aber auch.

Zu guter Letzt sei noch auf ein paar sachliche Ungereimtheiten hingewiesen, die den Schweizer Abschnitt betreffen (abgesehen davon, das dem Autor gerade mal 22 Seiten reichen, um die 400 Kilometer abzuhandeln). Also: Über Flüeli-Ranft, den zweitwichtigsten Wallfahrtsort der Schweiz, vermeldet Bauer: «Über Stans und das Touristennest Flüeli-Ranft schlage ich mich bis Sachseln durch.» Mehr gibt es offenbar nicht zu sagen. Kein Wunder, denn die Tagesetappe verlief von Einsiedeln bis nach Stans. Da bleibt keine Zeit, sich mit helvetischem Pilgertum auseinander zu setzen. Weitere Beispiele: Den Thuner Stadtteil Gwatt («ein Name wie ein Schluckauf») bezeichnet Bauer als «Dörfchen». Meinte er vielleicht Einigen? Umso erstaunlicher ist dann die Bezeichnung «Städtchen» für das Dörfchen Montpreveyres in der Nähe von Lausanne. Den Vogel schiesst der Schwabe dann aber beim Verlassen der Schweiz ab. Hier schreibt er: «Von nun an wird die Wegführung leichter, und die Abzweigungen werden besser beschriftet sein.» Da fragt man sich, wie Thomas Bauer bloss durch unser Land gegangen ist. Mit Scheuklappen etwa? Und natürlich stellt sich die Frage, ob der Rest des Berichtes ebenfalls von derartigen Ungereimtheiten strotzt, wie der hier erwähnte. Wir wollen es nicht hoffen.