Thomas Bauer, 2500 Kilometer zu Fuss durch Europa, Wiesenburg Verlag, Schweinfurt, 200 |
Das vorliegende Buch unterscheidet sich leider kaum von anderen Jakobswegberichten. Auch hier stehen die unterwegs gemachten Bekanntschaften im Vordergrund. Bauer repetiert ebenfalls die meisten Legenden und Sagen, die einem auf dem Weg zwangsläufig begegnen bzw. in den Pilgerführern aufgeführt sind. Über andere kulturelle Hintergründe erfährt man herzlich wenig. Einzig die gedanklichen Einsprengsel geben ein paar neue Aspekte her. Damit hat es sich dann aber auch.
Zu guter Letzt sei noch auf ein paar sachliche Ungereimtheiten hingewiesen, die den Schweizer Abschnitt betreffen (abgesehen davon, das dem Autor gerade mal 22 Seiten reichen, um die 400 Kilometer abzuhandeln). Also: Über Flüeli-Ranft, den zweitwichtigsten Wallfahrtsort der Schweiz, vermeldet Bauer: «Über Stans und das Touristennest Flüeli-Ranft schlage ich mich bis Sachseln durch.» Mehr gibt es offenbar nicht zu sagen. Kein Wunder, denn die Tagesetappe verlief von Einsiedeln bis nach Stans. Da bleibt keine Zeit, sich mit helvetischem Pilgertum auseinander zu setzen. Weitere Beispiele: Den Thuner Stadtteil Gwatt («ein Name wie ein Schluckauf») bezeichnet Bauer als «Dörfchen». Meinte er vielleicht Einigen? Umso erstaunlicher ist dann die Bezeichnung «Städtchen» für das Dörfchen Montpreveyres in der Nähe von Lausanne. Den Vogel schiesst der Schwabe dann aber beim Verlassen der Schweiz ab. Hier schreibt er: «Von nun an wird die Wegführung leichter, und die Abzweigungen werden besser beschriftet sein.» Da fragt man sich, wie Thomas Bauer bloss durch unser Land gegangen ist. Mit Scheuklappen etwa? Und natürlich stellt sich die Frage, ob der Rest des Berichtes ebenfalls von derartigen Ungereimtheiten strotzt, wie der hier erwähnte. Wir wollen es nicht hoffen.
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