4. Februar 2017

Spezielle Rast dank Wetterkapriolen

Mein Erstaunen war gross, als sich immerhin sechs Leute zu einer Wanderung anmeldeten, die im unteren Emmental bei angesagtem Regen, Schnee und starkem Westwind über die Bühne gehen sollte. Der aufgebrachte Mut, die Überwindung des inneren Schweinehundes und die in Kauf genommenen Strapazen haben sich durchaus gelohnt, wie ich resümierend feststellen darf.

Wir gingen von Grünenmatt durch Gotthelf'sches Literatur-Territorium am Schloss Trachselwald vorbei in den Heimisbach, dem von Simon Gfeller, der nebst Rudolf von Tavel zur Haute Volée der Berner Mundartdichterszene gehört, mit seinem gleichnamigen Roman ein Denkmal gesetzt worden ist. Eine Stunde nach Wanderstart setzte feiner Schneefall ein, der bald in groben Nassschnee über ging. Wie wir aus dem Heimisbach auf einen Hügelzug aufstiegen, kamen die angekündigten Windböen herangebraust. Und Nassschnee wurde zu Regen. Gruusig!




Zufälligerweise erfuhr ich wenige Tage vor dieser Wanderung, dass unsere Route am Haus von eben diesem Simon Gfeller vorbeiführen würde, der daselbst geboren wurde und seine Kindes- und Jugendjahre verbracht hat. Als wir auf dem Zugut, so der Name des Hofes, anlangten, schien die Sonne. Weil eine Rast anstand, suchten wir Schutz vor dem Wind und fanden ihn beim gedeckten Hofbrunnen. Da öffnete sich die Haustür und eine Frau bat uns, doch in den Schopf zu gehen, dort habe es einen Tisch und Bänke. Und so kam es, dass wir bei der Grossnichte von Simon Gfeller, am Schärme pausieren konnten. Schöni Gschicht!

Auf dem Hof Zugut wuchs der Mundartdichter Simon Gfeller auf



Bei Sonne gingen wir weiter und umrundeten den oberen Talabschluss des Heimisbachs. Von Westen zog eine neue Wolkenfront heran, die uns nicht etwa neues Schneegestöber brachte: Es begann zu nebeln. Die Sicht schränkte sich zeitweise auf gut 100 Meter ein. Was für ein Wetterkino! Dass wir dann wenige Minuten vor unserem Ziel Sumiswald bei einem Hof über eine Baustelle gehen mussten, hätte nicht sein müssen. Bis dahin waren nämlich unsere Schuhe sauber geblieben. Hernach sahen sie aus, als wären wir zwei Wochen durch die schlimmsten Sümpfe Sibiriens gegangen. Dazu passte, dass im Sternen gerade kein Wasser verfügbar war. Ich gehe jedoch davon aus, dass in der Zwischenzeit der Gaststubenboden von unserem Dreck befreit worden ist.

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