Patrick Leigh Fermor: Die Zeit der Gaben, Fischer Taschenbuch, Frankfurt/Main, 2007 |
Patrick Leigh Fermor nimmt uns mit in ein winterliches Mitteleuropa, das gerade die Machtergreifung Hitlers in Deutschland hinter sich hat. Der Teenager wandert nicht, um in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Kilometer hinter sich zu bringen. In Städten wie Köln, Stuttgart, München, Wien oder Prag bleibt er längere Zeit, besucht Kunstdenkmäler und Museen, schreibt Abhandlungen über geschichtliche Zusammenhänge, über Dichter und Denker, Maler, Musiker, Könige, Barone und andere Adlige. Dank einem illustren Bekanntenkreis gelangt der Wanderer immer wieder in erlauchte Familien, wo er nächtigen kann und unzählige Geschichten erzählt bekommt, die er der Leserschaft nicht vorenthält. Freilich muss er sich auch mit einfachsten Unterkünften zufrieden geben, findet aber immer wieder gutmütige Menschen, die ihm – trotz oder gerade wegen mangelnder Sprachkenntnisse (Ungarn, Tschechien) – weiter helfen.
Im Gegensatz zu vielen Wanderreiseberichten steht bei Patrick Leigh Fermor nicht die Wanderung im Vordergrund. Diese dient vielmehr als roter Faden. Was das übrigens hervorragend ins Deutsche übersetzte Buch derart wertvoll macht, sind die oben erwähnten, kulturhistorischen Einflechtungen, der Kontakt mit Land und Leuten sowie die sprachliche Dichte. Und wer meint, auf Seite 409 in Konstatinopel gelandet zu sein, wird mit Freude zur Kenntnis nehmen, das dem nicht so ist. Hier, nämlich, endet bloss «der Reise erste Teil», im ungarischen Esztergom.
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