8. September 2014

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Der französischen Polizei war Cyrill Beck nicht bekannt. Das Nachfragen bei den Schweizer Kollegen zeitigte ebenfalls keine Resultate. Beck war weder registriert noch als vermisst gemeldet. Der mit dem Fall betraute Polizeiwachtmeister im kleinen Laramy-les-Sauts traute der Sache nicht und begab sich in den Lion d'Or, wo er Näheres über den Absender des retournierten Paketes zu erfahren hoffte. Jean Bayard liess sich den Inhalt zeigen und nahm ihn mit in sein kleines Büro. Hier kramte er aus einer Schublade Cyrill Becks Meldezettel und legte ihn in zu den anderen Artefakten. Er startete den Computer auf, meldete sich mit Benutzernamen und Passwort an, ehe er das Programm mit den Tagesjournalen öffnete.
   Am 10. Juli, dem Abreisetag Cyrill Becks, waren seine Kollegen unter anderem in Laramy auf Patrouille. Contrôle d'un jeune randonneur suisse. Négatif, las Bayard. Das könnte er gewesen sein, dachte er und rief seinen Kollegen Mangeat an. Dieser erinnerte sich an den Wanderer in der rue de la Gare und dass er ihm verboten hatte, die alte Bahnstrecke zu begehen. 
    «Mince», sagte Bayard. «Es könnte sein, dass unser Schweizer trotzdem gegangen ist.»
    «Was willst du damit sagen?», wollte Mangeat wissen.
    «Mon cher collègue, befeuere deine Hirnzellen mit etwas Grüze! Wenn er versucht hat, die Schlucht zu durchqueren und den Mut nicht aufbrachte, im richtigen Moment umzukehren, dann ahne ich Schlimmes.»
    «Mais alors», wir hatten doch seit längerem keinen Vorfall mehr da unten», folgerte Mangeat.
    «Wenn sich einer in diesem Gelände das Genick bricht und niemand vermisst ihn, dann erhalten wir erstens weder einen Notruf, noch kann er sich selber aus der Bredouille befreien. Mit anderen Worten, lieber Mangeat, der Schweizer liegt mit grosser Wahrscheinlichkeit in dieser verdammten Schlucht, sofern ihn die Füchse nicht schon längst …, aber lassen wir das.»

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