31. Dezember 2023

26 Kantone 26 Wanderungen



Für 2024 habe ich mir vorgenommen, jeden Kanton mindestens ein Mal fussgängerisch zu beehren. Die Liste wird nach jeder Begehung eines Kantons erneut publiziert.


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23. Dezember 2023

Efföi im Chischtli

Barbara Traber: Efföi im Chischtli,
Verlag Emmentaler Druck, Langnau,
1995
Im Mittelpunkt dieser Mundartgeschichten stehen heutige Frauen, jüngere und ältere, die mit innerer Stärke, Mut und Humor ihre Alltagsprobleme bewältigen und zu ihren Erwartungen und Enttäuschungen stehen. Erlebtes, Beobachtetes und Erfundenes hat die Autorin zu fesselnden Erzählungen gestaltet, die oft das aktuelle Tagesgeschehen einbeziehen und weit über die Grenzen des Kantons hinausführen, nach Frankreich, in die Dolomiten und sogar in die Luft. (Klappentext)

20. Dezember 2023

555

Mein kleines online-Buchantiquariat wird stetig ausgebaut. Aktuell warten 555 Titel auf die geneigte Käuferschaft. Hier geht's ab ins Leseglück.



19. Dezember 2023

Ds Rötscheli

Margrith Gimmel: Ds Rötscheli,
Zytglogge, Bern, 1999
Das Jahrhundertende beglückt uns mit vielen Lebensrückblicken und Jugend-Erinnerungen. Meist sind sie überhaucht vom zarten Morgenrot der guten alten Zeit – oder ist es eher ein Wunsch-Abendrot der sich erinnernden alten Menschen? Wie ganz anders, wie hart eine Kindheit, besonders die eines Mädchens gewesen sein kann, das erlebt man beim Lesen dieses Buches: behütet zwar – aber eher gefangen gehalten von einem frommen patriarchalischen Grossvater und einer gütigen aber manchmal hilflosen Gotte, ohne jede Entfaltungsmöglichkeit trotz guter Schulleistung, die Mutter bei der Geburt verstorben, missachtet vom Vater, bis endlich die Flucht in eine Art Freiheit gelingt – und dabei so geschrieben, dass man das Buch kaum weglegen kann, bevor man weiss: Jetzt ist sie frei – kann sie die Freiheit auch nutzen? – Am verblüffendsten berührt dabei das schöne, «friedliche» Emmentaler Berndeutsch, das gerade in seiner Gegensätzlichkeit zum Erzählten zur grossen Spannung beiträgt und so auf ganz unvorhersehbare Art das Lesen zu einem seltenen literarischen Erlebnis macht. (Klappentext)

12. Dezember 2023

Nachhernachher

Marina Bolzli: Nachhernachher, Landverlag,
Trubschachen, 2009
In einem atemlosen und poetischen Monolog lässt Marina Bolzli eine Stimme ihrer Generation erzählen, anklagen und philosophieren. Eine Generation, die alle Möglichkeiten hat und gerade dadurch keine Geduld mehr aufbringt. (Klappentext)

7. Dezember 2023

Kidnapping Paul

Gisela Getty, Jutta Winkelmann:
Kidnapping Paul, Weissbooks,
Franktfurt/Main, 2018
10. Juli 1973, Piazza Farnese, Rom: Der junge John Paul Getty III, Enkel des damals reichsten Mannes der Welt, wird von der Mafia entführt. «Bitte lass sie mich nicht umbringen», hat er auf einen Zettel gekritzelt, der seiner Familie zusammen mit einer Lösegeldforderung in Höhe von 17 Millionen Dollar zugespielt wird. Womit niemand rechnet: Das Familienoberhaupt, der Ölbaron Jean Paul Getty, weigert sich zu zahlen. Erst als seinem Enkel ein Ohr abgeschnitten wird, das wochenlang per Post unterwegs ist, bevor es den Adressaten erreicht, erklärt er sich zu einer Teilzahlung bereit.

Hautnah dabei sind zwei junge Frauen aus Kassel. Die Zwillinge Gisela und Jutta waren nach Rom aufgebrochen, um ihren Traum von der freien Liebe zu leben. Am Strand von Sperlonga, inmitten der Hippies jener Zeit, der Reichen und der Schönen, lernen sie den 16jährigen, sommersprossigen Getty kennen und beginnen eine wilde ménage à trois. Nach dessen Verschwinden werden die Zwillinge plötzlich verdächtigt, an der Entführung beteiligt gewesen zu sein. Waren sie wirklich nicht ganz unschuldig? Gisela Getty und Jutta Winkelmann erinnern sich an ein dunkles Kapitel ihres bunten Lebens, das unlängst den Stoff für zwei Hollywood-Produktionen lieferte. (Inhaltsangabe zum Buch)

3. Dezember 2023

Ich ging spazieren

Es grenzt jedes Mal an ein Wunder, wenn es in den schweizerischen Niederungen schneit. In der Nacht vom ersten auf den zweiten Dezember war es wieder soweit: In meinem Wohnort (570 Meter über dem stetig ansteigenden Meeresspiegel) war der gefallene Schnee zu einer Decke von zehn Zentimetern angewachsen. Und es schneite den ganzen Tag weiter. Grund genug, mich gut eingepackt und mit anständigem Schuhwerk an den Füssen auf einen fünfviertelstündigen Spaziergang zu begeben. In weiser Voraussicht nahm ich eine hudelwettertaugliche Fotokamera mit. Nebst einer erquicklichen Runde an frischer Luft ergaben sich zahlreiche optische Eindrücke, die ich hiermit dem Universum nicht vorenthalten möchte. Guckst du hier!

23. November 2023

Schützenhilfe

Gabriel Anwander: Schützenhilfe,
Limmat Verlag, Zürich, 2011
Am Stadtrand von Bern sitzt Anwalt Schild beim Essen. Just als seine Frau in die Küche geht, tritt jemand aus dem Garten ins Haus, erschiesst ihn und verschwindet wieder. Sein aktueller Mandant war ein Finanzbetrüger, der sich nach Lipari abgesetzt hatte …

Der Ex-Polizist Alexander Bergmann hält sich mit Schnüffelarbeiten über Wasser und träumt von einer grossen Aufgabe. Jetzt erhält er von Schilds Chefin den Auftrag, dessen Mörder zu suchen, beziehungsweise möglichst viele Indizien und Beweise zu sammeln. Da sie selbst darauf spezialisiert ist, Anklagen zu zerpflücken, um Schuldige freizubekommen, fürchtet sie, dass es auch für den Mörder ihres Angestellten am Ende nicht für eine Verurteilung reichen könnte. Bergmann lehnt ab – bis sie mit einem grösseren Geldbetrag winkt … Immer leicht überfordert, beginnt er zu ermitteln. (Klappentext)

BE: Stadt Bern (Hauptschauplatz), Rubigen, Langnau, Psychiatrische Klinik Münsingen NE: Neuenburgersee

19. November 2023

Die Ladenhüterin

Sayaka Murata: Die Ladenhüterin, 
Aufbau, Berlin, 2018
Keiko Furukura ist anders. Gefühle sind ihr fremd, das Verhalten ihrer Mitmenschen irritiert sie meist. Um nirgendwo anzuecken, bleibt sie für sich. Als sie jedoch auf dem Rückweg von der Uni auf einen neu eröffneten Supermarkt stösst, einen sogenannten Konbini, beschliesst sie, dort als Aushilfe anzufangen. Man bringt ihr den richtigen Gesichtsausdruck, das richtige Lächeln, die richtige Art zu sprechen bei. Keikos Welt schrumpft endlich auf ein für sie erträgliches Mass zusammen, sie verschmilzt geradezu mit den Gepflogenheiten des Konbini. Doch dann fängt Shiraha dort an, ein zynischer junger Mann, der sich sämtlichen Regeln widersetzt. Keikos mühsam aufgebautes Lebenssystem gerät ins Wanken. Und ehe sie sich's versieht, hat sie ebendiesen Mann in ihrer Badewanne sitzen. Tag und Nacht. (Klappentext)

15. November 2023

Hans und der Falke

Gottfried Bergmann: Hans und der Falke,
Zytglogge, Bern, 1994
Auch heute noch sind Wunder möglich, passieren Geschichten wie die von Nils Holgersson, der in einen Däumling verwandelt mit den Gänsen eine Schwedenreise unternahm. Dem Bauernbub Hans ist es ähnlich ergangen: Ein Jahr lang ist er auf dem Rücken eines Falken in unserem Land herumgereist. Hat dabei anschaulich Schweizer-Geografie, eine Menge alter Sagen und Geschichten kennengelernt, viel über Tiere und die Natur erfahren und den Winter über mit einem Wichtel auf einem Jurahof gedient.

«Hans und der Falke» ist phantasievoll und mit viel Sinn fürs Wundersame geschrieben. Ein ideales Vorlesebuch für den ganzheitlichen Unterricht. Durch zahlreiche Begegnungen mit Tieren und Pflanzen, Landschaften und Menschen wird Hans ein anderer: Äusserlich klein geworden, wird er innerlich in dem Masse grösser, als er sich der Welt mit ihren Schönheiten und Bedrohungen auszusetzen und zu öffnen vermag.

Aus der Vergangenheit unseres Landes klingen Sagen und Legenden nach, in die Zukunft blickt der heimkehrende Hans mit dem festen Entschluss, in dieser Welt etwas verändern zu helfen. Denn als Verwandelter möchte auch er verwandeln.
(Klappentext)

11. November 2023

Reise nach Amerika

Markus Michel: Reise nach Amerika,
Zytglogge, Bern, 1991
Brienz, Bern, Amerika. Die meisten kommen nie bis Amerika. Der Berner Oberländer Joli kam als Seifen- und Heiligenbildchenhändler bis in den Jura und ins Wallis, bevor er sich in Bern niederliess. Dort verdiente er den Lebensunterhalt für sich und seine Familie mit Büroarbeit. Geld war nie viel vorhanden. Jolis Familie war gross und der Beamtenlohn gering. Manchmal schrieb Joli Zugsverbindungen aus dem Fahrplan ab, nach Wien vielleicht, oder nach Milano. Von Amerika träumte Joli. Dort lag das Geld auf der Strasse, man brauchte sich nur danach zu bücken. Jolis Land der unbegrenzten Möglichkeiten war das Berner Stadttheater. Hier verbrachte er seine ganze Freizeit, als Obmann der Statisterie.

Auch Frau Joli träumte von Amerika. Abends, wenn sie mit den Kindern allein zuhause sass, erzählte sie von ihrer Schulfreundin Hilde, die als einziges Mädchen die Reise nach Amerika gewagt hatte. Frau Joli malte sich und ihren Kindern aus, was Hilde auf ihrer Reise erlebt haben könnte. Nach einigen Jahren kehrte Hilde mit zwei Kindern ohne Vater zurück. Ein Traum mehr, der ausgeträumt war.

Markus Michel zieht in seinem Roman immer weitere Kreise um Joli, baut dessen Familie, Geschichten von Brienzerinnen und Brienzern und Hildes Reise nach Amerika ein. Er holt die Lebensverhältnisse der nicht privilegierten Leute ans Licht, deren Leben aus Billig-Angeboten, Dienen bei fremden Leuten, der Schande unehelicher Kinder und der Schadenfreude der Nachbarn bestand. In der kleinbürgerlichen Enge hatte Amerika Platz im Kopf, aber keinen im Alltag.
(Klappentext)

BE: Stadt Bern (Hauptschauplatz), Brienz (Hauptschauplatz), Köniz, Meiringen, Gümigen, Iseltwald, Interlaken, Unterseen, Hofstetten b. Brienz, Brienzersee GE: Stadt Genf NE: Stadt Neuenburg SO: Grenchen VD: Montreux VS: Sion, Rhonetal F: Paris D: Dresden

8. November 2023

Neulich in …

… 4914 Roggwil (BE) – im Vordergrund – und 4915 St. Urban (LU) – im Hintergrund.

6. November 2023

Hab und Gier

Ingrid Noll: Hab und Gier, Diogenes,
Zürich, 2014
Der kinderlose Witwer Wolfram macht seiner ehemaligen Kollegin Karla ein Angebot: Wenn sie ihn pflegt bis zu seinem Tod, vermacht er ihr sein halbes Erbe, bringt sie ihn wunschgemäss um, sein ganzes, eine Weinheimer Villa inklusive … (Klappentext)

D: Weinheim (Hauptschauplatz), Mannheim, Wald-Michelbach

30. Oktober 2023

Sofareisen

Endo Anaconda: Sofareisen, Ammann,
Zürich, 2005
Am liebsten stand er auf dem Balkon seiner alten Wohnung an der Aare und schaute hinunter auf den schönen Dalmaziquai. Und dann nahm das gewohnte Leben auf einmal eine Wende. Jetzt steht er auf einem kleinen Küchenbalkon inmitten von verdorrten Zimmerpflanzen und raucht. Er blickt auf die Strasse und beobachtet die Welt an der Berner Wylereggkreuzung: Wie bei 38°C im Schatten der Teer langsam schmilzt und sich ein Jungpolitiker mit seinem Jeep vor den Mercedes des Stadtpräsidenten schiebt und dann beide im Verkehr steckenbleiben. Wie die Beamten im gegenüberliegenden Bauwrack aus Eternitverschalung Tag für Tag ihre Gummibäume giessen, während ein Securitasmann gerade wieder einmal dabei ist, einen Busszettel unter die Scheibenwischer des geliebten VW Passat zu schieben.

Anacondas Kolumnen sind Milieustudien über das Mittelmass, über Leute, die ihr Schicksal bejammern, sich besaufen und dann vom eigenen Hund in den Hintern gebissen werden, sind poetische Aperçus über die elende Dialektik des Rauchens und Trinkens, über ketchupsüchtige Kinder und alle möglichen Schweizer Psychosen. Eine grosse Sehnsucht nach dem – inneren – Paradies vibriert leise zwischen den Zeilen. Ja, diese bluesige Comédie humaine ist echt – wem sonst passiert es, dass die weggeschnippte Kippe direkt auf der Mütze des vorbeigehenden Securitasmannes landet? (Klappentex)

25. Oktober 2023

Maigret und die alte Dame

Georges Simenon: Maigret und die alte
Dame, Diogenes, Zürich, 1997
Die alte Dame ist von rührender Zerbrechlichkeit und lebt in einer Puppenvilla an der rauen Küste der Normandie. Doch als ihr Dienstmädchen vergiftet wird, beweist sie auch einen eisernen Willen, reist kurzentschlossen nach Paris und wendet sich an Kommissar Maigret. Und sie hat Erfolg. Maigret reist ans Meer. Dort herrscht an Verdächtigen kein Mangel … (Klappentext)

19. Oktober 2023

Planet Obrist

Christoph Simon: Planet Obrist, Bilger, 
Zürich, 2005
Vom Glück des Reisens erzählt Franz Obrist, der mit seinem Dachs zu Fuss in die Mongolei aufbricht. Sie passieren die Aare, den Rhein, den Inn, die Sava, die Ljubljanica. Die sechsmonatige Reise in die unbekannte Ferne wird zu einer Parabel über das Glück, den Eigensinn, die Liebe zum Leben. (Buchrückentext)

18. Oktober 2023

Verehrte Leser, sagen Sie nicht: Nein!

Josef Viktor Widmann: «Verehrte Leser,
sagen Sie nicht: Nein!», Francke im Cosmos
Verlag, Muri b. Bern, 1986


«Nie habe ich einen Menschen gekannt, der so wie er gleich bei seinem Erscheinen rundumher Freude weckte und den Lebensmut erfrischte.»

Carl Spitteler über Josef Viktor Widmann (auf der Rückseite des Buches)

16. Oktober 2023

Auswendig Wandern

Was tun, wenn du auf der Anreise zum Ausgangspunkt deiner Wanderung feststellst, dass du die Karte mit der eingezeichneten Route zu Hause vergessen und ausnahmsweise dein Handy bewusst nicht mitgenommen hast? – Du wanderst auswendig!

So geschehen am vergangenen Sonntag, als es auf einer vor gut drei Monaten geplanten Route von Schüpfen nach Jegenstorf gehen sollte. Also aktivierte ich meine Gehirnzellen und massierte die Synapsen. Sowohl meine Festplatte als auch das für ein solches Unterfangen benötigte Quäntchen Glück hielten mir die Stange. Zu Hause stellte sich in der Tat heraus, dass die absolvierte Strecke genau jener entsprach, die ich einst ausgeknobelt hatte.

Es führen fürwahr viele Wege von Schüpfen (links) nach Jegenstorf (rechts).


12. Oktober 2023

Bluescht im Nöirosegarte

Hansruedi Lerch: Bluescht im Nöirosegarte,
Fischer, Münsingen, 1999
In seinen fiktiven Erzählungen streift Hansruedi Lerch jeweils auf die eine oder andere Weise den «Nöirosegarte» – jene abstruse «Geschwürklinik» menschlicher Irrungen, die zwischen dem Berner Rosengarten und der Klinik Waldau liegt. In dieser Anstalt pfercht man sie zusammen, die anhand eines neuartigen Messverfahrens des Politikers CH.B. Locher aus der Schweizer Bevölkerung herausfiltrierten Aussenseiter und Abnormalen.

Lerchs polit- und gesellschaftskritische Geschichten sind voll hintergründigem Humor: Der «Bunte Rat» im Allgemeinen und «d Palafermäntarierlnne» im Besonderen werden augenzwinkernd unter die Lupe und auf die Schippe genommen.

«Bluescht im Nöirosegarte» ist ein sprachlich und inhaltlich eigenwilliges Werk, das sich nicht ins Schema der traditionellen Mundartliteratur pressen lässt. Irgendwie liegt das Buch genauso quer wie der Gartenzwerg unter dem Buchtitel - genau hier liegt aber auch der einzigartige Reiz, der sich durch die augenfällige Sprache verdichtet. Denn der Zeit und den Menschen einen Spiegel vorzuhalten, gelingt im «Bärndütsch» nicht nur einfacher, sondern weitaus direkter und markiger, auch wenn die kynischen Episoden weit über Bern und die Schweiz hinaus gelten können.
(Klappentext)

8. Oktober 2023

Mein Leben am Limit

Reinhold Messner: Mein Leben am Limit,
Piper, München, 2004
«Die Welt war nicht grösser als dieses Tal. Man ging auf die Almen, um Heu zu holen. Weiter ging man nicht.» – Reinhold Messner ist von Anfang an weiter gegangen als die anderen, hat immer wieder Tabus gebrochen. Früh liess er das enge Tal seiner Südtiroler Kindheit hinter sich, erreichte als erster den Gipfel des Everest ohne Sauerstoffmaske und bestieg alle vierzehn Achttausender. Nach der Felskletterei und dem Höhenbergsteigen bezwang er zu Fuss die grössten Sand- und Eiswüsten der Erde. «Ich gehe freiwillig in die Hölle», schreibt er heute.

Nach seiner Zeit als EU-Parlamentarier treibt er inzwischen in Eigenregie sein ehrgeiziges Bergmuseumsprojekt voran. Was aber beflügelt diesen Erfolgsmenschen? Woher schöpft er Kraft und Phantasie, sich immer wieder neu zu erfinden? Im Gespräch mit Spiegel-Reporter Thomas Hüetlin spricht Reinhold Messner über seine Heimat, seine Familie, Freundschaft und Egoismus, über das Scheitern und über seinen Instinkt, fast immer das Richtige zu tun. (Inhaltsangabe im Buch)

18. September 2023

Die Familie der Beatrice

Arnaldo Alberti: Die Familie der Beatrice,
Benziger/Ex Libris, Zürich, 1986
Diese Geschichte einer Locarneser Familie vermittelt ein genaues Bild der Situation des Tessins nach dem radikalen gesellschaftlichen Wandel der letzten hundert Jahre. Die Tessiner haben ihr Land den «Kolonisatoren» aus dem Norden verkauft und damit den Zugang zu ihrer Vergangenheit, ihren Wurzeln, verloren. Ein kulturelles Vakuum ist entstanden. In Politik und Wirtschaft herrscht Korruption. Beatrice und ihre Geschwister finden in ihrem Leben verschiedene Antworten auf diese Situation: Trivina, Beatrices Schwester, verkauft sich in Zürich als Prostituierte den «Herren im Norden» und kehrt als unabhängige, erfolgreiche Geschäftsfrau zurück. Beatrice gibt sich selber auf und wird drogenabhängig. Ihr Bruder hingegen versucht, auf einem abgelegenen Bauernhof im Malcantone Lebensformen zu verwirklichen, die an archaische, bäuerliche Traditionen anknüpfen.

Die Chronik der Familie wird mit historischen Ereignissen aus dem 19. Jahrhundert konfrontiert, dem Aufstand der Liberalen in Locarno und der Ermordung des liberalen Politikers Francesco Gegiorgi. Eine überzeugende Auseinandersetzung mit dem Mythos Tessin. (Klappentext)

13. September 2023

Alpsummer

Walter Eschler: Alpsummer, Zytglogge,
Gümligen, 1983
Walter Eschler hat sich eine glückliche Synthese erarbeitet. Seine Sprache vermittelt viel von der mundartlichen Eigenart, und ist doch überraschend leicht lesbar. Eschler beherrscht aber nicht nur die Register der Sprache, sondern auch jene der menschlichen Seele, er verfügt über einen urwüchsigen Humor wie über empfindsames Einfühlen in Menschen und Gemeinschaft. Dies sind die Mittel, mit denen der Autor eine echte, innere Spannung hervorbringt und zur Teilnahme zwingt, selbst bei Gestalten, die am Rande der Gesellschaft stehen, am Rande im geographischen Sinn wie nach ihrer Wesensart. Darum darf man das Buch unbedenklich als grosse Bereicherung unserer Mundartliteratur willkommen heissen.
Erwin Heimann

Die Erzählungen sind echtestes Simmental nach Örtlichkeit, Personen, Begebenheiten, ganz besonders nach der Sprachgebung. Wie vor ihm Albert Streich in Brienz und die Frutigtalerin Maria Lauber, bemüht sich Walter Eschler, der sprachlichen Wirklichkeit auch in der Druckform so nahe als möglich zu kommen. Eine knappe Einführung in die Schreibproblematik ist besonders für den Nichtoberländer eine wertvolle Hilfe; dasselbe gilt vom Wörterverziichnis am Schluss. Wie farbig und wie lebensvoll Eschlers Palette ist, deuten schon die Titel an («der uhiimlich Fund»; «ds Lugi-Trittli»; «di alti Petrollampe»; «Chirschmues»; «ds Schattmatte Köbi» usw.). Manche Überschrift scheint schon etwas von der zu erwartenden Spasshaftigkeit, von Humor und Witz zu verraten. Man unterhält sich denn auch köstlich. Hans Sommer

3. September 2023

Aues für d Chatz

Margrit Staub-Hadorn: Aues für d Chatz,
Cosmos, Muri b. Bern, 1995
Seit drei Jahren gehört die frühere Fernsehmitarbeiterin und heutige Radiofrau Margrit Staub-Hadorn zum Team jener Autorinnen und Autoren, die sich bei Radio DRS in die Rubrik «Zum neuen Tag» teilen. Drei bis vier Mal im Jahr meldet sie sich jeweils eine Woche lang zu Wort: um fünf nach sechs, um zwanzig vor sieben, um zehn vor acht. Thematisch sind ihr keine Auflagen gemacht. Sie kann philosophieren, Geschichten erzählen, Erinnerungen beschwören, von Begegnungen berichten, Redewendungen beim Wort nehmen, Gedanken entwickeln. Sie kann sagen, was sie will. Nur kurz muss es sein, zweieinhalb Minuten, nicht mehr. Das zwingt zu Konzentration und Verknappung. Margrit Staub kann das.

Sie hat Sinn für das Kleine, das Unscheinbare und gleichwohl Bedenkenswerte. Sie packt ihre Hörerinnen und Hörer, indem sie sie direkt anspricht. Die Aufmerksamkeit ist ihr sicher, weil das, was sie sagt, in ihrer eigenen Erfahrung verwurzelt ist. Margrit Staub bürgt für ihre Gedanken, auch wenn es, wie in diesem Band, bisweilen nur «Fötzeli» sind. Sie sind so echt wie das Berndeutsch, in dem sie daherkommen: einer Sprache, so eigensinnig und unverwechselbar wie die Frau, die sie spricht.

Das meint der Titel, den sie für die Auswahl ihrer «Gedanken zum neuen Tag» und der dazwischen gestreuten «Gedankefötzeli» gewählt hat: «Für d Chatz isch au es für d Chatz.» Die Katze bezieht alles, was in ihrer Umgebung geschieht, auf sich und tut alles, was sie tut, nur für sich. Das sollte der Mensch ab und zu auch versuchen, meint Margrit Staub und wünscht uns Tage, «wo mer o öpper si, wiu aues, wo mer mache, nume für d Fröid isch. Für üs. Für d Chatz.» Klara Obermüller im Vorwort

29. August 2023

Umkehrti Täler

Guy Krneta: Umkehrti Täler, Cosmos, Muri
b. Bern, 2011
Guy Krneta entdeckt seine Geschichten in der Alltagssprache, die er dreht und wendet, bis sie zu klingen beginnt. «Vorgefundene Figuren und Motive, Trouvaillen aus dem Alltagsleben werden so lang hin und her gewendet, abgeklopft und ausgehört, bis sie in die Krneta-typische leichte Schräglage gelangen, die sie liebenswert skurril aussehen lässt», schreibt Andreas Klaeui in Theater der Zeit. «Guy Krneta schaut den Leuten aufs Maul, redet ihnen aber nicht nach dem Mund.» Klappentext

25. August 2023

Di schöni Fanny

Pedro Lenz: Di schöni Fanny, Cosmos,
Muri b. Bern, 2016
Drei Künstler und Tagediebe stolpern in dieser tragisch-komischen Geschichte durch das neblige Olten: Jackpot, der erfolglose Schriftsteller, der auf Hunde und Pferde wettet, und die beiden Maler Louis und Grunz, die das Leben und die Schönheit lieben. Ihre Hingabe zur Kunst und zu den kleinen Freuden des Alltags scheint die drei Freunde zu erfüllen. Doch dann tritt die schöne Fanny in ihr Leben. Allein durch ihre Präsenz bringt Fanny das scheinbar stabile Gleichgewicht der Männerfreundschaft ins Wanken. Mit der Leichtigkeit des Seins ist es bald vorbei. Jeder begehrt Fanny, aber keiner scheint zu verstehen, was Fanny begehrt.
(Klappentext)

20. August 2023

Das Disaster von Münchenstein

Stefan Haenni: Eiffels Schuld, Gmeiner,
Messkirch, 2023, 246 Seiten
Stefan Haennis neuster Roman «Eiffels Schuld» entführt uns in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts; nach Basel, nach Paris und nach Münchenstein. Er gibt nicht nur einen Einblick in das Wirken des weltberühmten Ingenieurs Gustave Eiffel, sondern auch in zwei Basler Familien unterschiedlicher sozialer Herkunft. Als weitere Zutaten dienen eine abrupt endende Liebe, das Verschwinden eines Bahnangestellten, ein etwas ratloser Detektiv, ein Schweizer Ingenieur in Diensten Gustav Eiffels, ein hinterlistiges Verbrechen und das schwerste Bahnunglück der Schweiz, das sich am 14. Juni 1891 an der Birs bei Münchenstein ereignete. Dabei kamen 73 Menschen ums Leben und 171 wurden verletzt.

Ein bunter Mix also, den der Autor in einem raffiniert konstruierten Plot zu einer Geschichte verdichtet hat, die nicht nur an verschiedenen Orten, sondern auch in verschiedenen Zeiten spielt. Was kompliziert klingt entpuppt sich bei der Lektüre, nicht zuletzt dank der kurzen Kapitel, als spannendes Hin und Her und somit als Pageturner, den man, wie es das Prädikat vermuten lässt, innert Kürze verschlingt. Wie schon bei seinem Kriminalroman «Brahmsrösi» ist es Stefan Haenni gelungen, historische Fakten auf gekonnte Weise mit Fiktivem zu kombinieren, so dass der Leserschaft nebst einer tragischen Liebes- und Detektivgeschichte einiges an vielleicht längst Vergessenem zuteil wird – den Recherchen des Autors und seiner subtilen schriftstellerischen Freiheit sei es gedankt. In diesem Sinne warten wir gespannt auf das nächste Werk des Thuners Stefan Haenni, in der Hoffnung, er möge die Verschränkung von Wirklichkeit und Fiktion wieder zelebrieren. 

9. August 2023

Tragödie auf einem Landfriedhof

Maria Lang: Tragödie auf einem Landfriedhof,
btb, München, 2015
Während draussen die Schneeflocken auf das beschauliche Dörfchen Västlinge rieseln, wird im Pfarrhaus der Heilige Abend gefeiert. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Einar und ihrem Vater Johannes Ekstedt verbringt die Literaturwissenschaftlerin Puck Bure die Weihnachtsfeiertage bei ihrem Onkel, dem verwitweten Pfarrer Tord Ekstedt und seiner aufgeweckten, aber auch etwas altklugen elfjährigen Tochter Lotta. Die Idylle könnte perfekter nicht sein. Bis die Nachbarin Barbara Sandell völlig aufgelöst hereinschneit. Ihr Mann Arne ist verschwunden. Gemeinsam begibt man sich auf die Suche, und schon bald ist klar: Ein Mörder ist unterwegs im beschaulichen Örtchen … (Klappentext)

6. August 2023

Ida

Susanna Schwager: Ida, Wörterseh,
Gockhausen, 2010
Ida hatte ihren Bräutigam schon früh im Auge. Doch es sollte anders kommen. Irdisch statt himmlisch. Sie zog weg aus dem schwarzkatholischen Hinterthurgau, an Johanns Seite. Ins Industriedorf Örlikon, einen Vorort von Zürich, wo sich Wanderer aus allen Himmelsrichtungen niederließen. Mit zusammengebissenen Zähnen zog lda sechs Kinder gross. Es reichte nie, und am Ende war es viel zu viel. Und dass aus nichts etwas wurde, war nicht vorgesehen, sondern eines der schönen Wunder des Lebens.

Mit «Ida» vervollständigt Susanna Schwager die Geschichte von «Fleisch und Blut» und «Die Frau des Metzgers», ihren ersten grossen Bucherfolgen. Sie erzählt von Mann und Frau in schwierigen Zeiten. Von einfachen Menschen in einer komplizierten Welt. Von der Liebe, die nicht dort ist, wo sie sein soll, sondern dort, wo sie sein will. Einmal mehr spannt sie den Bogen über ein ganzes Jahrhundert, anschaulich und sinnlich, mit grosser Sprachkraft. Und jenem feinen Humor, den das Leben erfindet.
(Klappentext)

2. August 2023

Meine «Wegrandnotizen» 1990–2010

René P. Moor: Wegrandnotizen – Wander-
tagebuch 1990–2010, Edition Wanderwerk,
Burgistein, 2023
Endlich mal wieder etwas aus eigener Feder: Soeben ist der zweite Band meiner «Wegrandnotizen» erschienen. Er vereint die Wandertagebücher aus der Zeit von 1990 bis 2010. Die zwei Dekaden waren geprägt von verschiedenen Projekten und Vorhaben. Genannt seien zum Beispiel mein Outdoor-Unternehmen «Alpentrek» oder der von den Naturfreunden Schweiz lancierte «Kulturweg Alpen», dessen Projektleiter ich war. Mit dem Aufkommen des Internets änderten sich bekanntlich die verfügbaren Informationsquellen fundamental, was sich durchaus positiv auf die Vor- und Nachbereitung meiner Wandertaten auswirkte. Da war aber auch mein Rücken, der mir nach der Jahrtausendwende immer wieder zu schaffen machte. Nichtsdestotrotz wanderte ich unermüdlich weiter und schrieb fleissig Tagebuch – mal mehr, mal weniger. 

Das hübsche Bändchen zählt 196 Seiten und ist ab sofort in der Edition Wanderwerk oder in jeder guten Buchhandlung erhältlich.

29. Juli 2023

1984

George Orwell: 1984, Ullstein, Frankfurt
am Main/Berlin/Wien, 1976
George Orwells Welterfolg wird hiermit erneut als Taschenbuch vorgelegt. Mit atemberaubender Unerbittlichkeit zeichnet der Autor in diesem visionären Roman das erschreckende Zukunftsbild einer durch und durch totalitären Gesellschaft, die bis ins letzte Detail durchorganisierte Tyrannei einer absolut autoritären Staatsmacht.

Dieses Buch entstand unter dem Eindruck unkontrollierter Willkürherrschaft, des Nazismus, des Faschismus, des Stalinismus, aber auch der wirtschaftsimperialistischen Tendenzen bei den Industriemächten während des Zweiten Weltkriegs. Pessimistischer und grimmiger noch als in seinen anderen Büchern bringt Orwell hier seine Überzeugung zum Ausdruck, dass die Machtstruktur einer Gesellschaft auch durch Revolution nicht grundlegend verändert werden kann und dass die Zerstörung des Menschen durch eine perfektionierte Staatsmaschinerie unaufhaltsam ist. Seine düstere Zukunftsvision gewinnt dadurch einen beklemmenden Wirklichkeitsbezug, dem sich auch der Leser von heute nur schwer entziehen kann.
(Klappentext)