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Markus Michel: Reise nach Amerika, Zytglogge, Bern, 1991 |
Brienz, Bern, Amerika. Die meisten kommen nie bis Amerika. Der Berner Oberländer Joli kam als Seifen- und Heiligenbildchenhändler bis in den Jura und ins Wallis, bevor er sich in Bern niederliess. Dort verdiente er den Lebensunterhalt für sich und seine Familie mit Büroarbeit. Geld war nie viel vorhanden. Jolis Familie war gross und der Beamtenlohn gering. Manchmal schrieb Joli Zugsverbindungen aus dem Fahrplan ab, nach Wien vielleicht, oder nach Milano. Von Amerika träumte Joli. Dort lag das Geld auf der Strasse, man brauchte sich nur danach zu bücken. Jolis Land der unbegrenzten Möglichkeiten war das Berner Stadttheater. Hier verbrachte er seine ganze Freizeit, als Obmann der Statisterie.
Auch Frau Joli träumte von Amerika. Abends, wenn sie mit den Kindern allein zuhause sass, erzählte sie von ihrer Schulfreundin Hilde, die als einziges Mädchen die Reise nach Amerika gewagt hatte. Frau Joli malte sich und ihren Kindern aus, was Hilde auf ihrer Reise erlebt haben könnte. Nach einigen Jahren kehrte Hilde mit zwei Kindern ohne Vater zurück. Ein Traum mehr, der ausgeträumt war.
Markus Michel zieht in seinem Roman immer weitere Kreise um Joli, baut dessen Familie, Geschichten von Brienzerinnen und Brienzern und Hildes Reise nach Amerika ein. Er holt die Lebensverhältnisse der nicht privilegierten Leute ans Licht, deren Leben aus Billig-Angeboten, Dienen bei fremden Leuten, der Schande unehelicher Kinder und der Schadenfreude der Nachbarn bestand. In der kleinbürgerlichen Enge hatte Amerika Platz im Kopf, aber keinen im Alltag. (Klappentext)
BE: Stadt Bern (Hauptschauplatz), Brienz (Hauptschauplatz), Köniz, Meiringen, Gümigen, Iseltwald, Interlaken, Unterseen, Hofstetten b. Brienz, Brienzersee
GE: Stadt Genf
NE: Stadt Neuenburg
SO: Grenchen
VD: Montreux
VS: Sion, Rhonetal
F: Paris
D: Dresden