21. April 2020

Marianne

Gertrud Häusermann: Marianne,
Sauerländer, Aarau, 1952
Eben noch ist allies in Ordnung – da, ein Telefonanruf – und eine Welt bricht zusammen. Marianne ist Schülerin einer Gartenbauschule. Sie ist glücklich, denn Gärtnerin zu werden erfüllt einen Kindheitstraum. Nun aber stirbt die Mutter, und alles, was eben noch so fest gefügt erschien, Eltern, Geschwister, das Zuhause, geraten ins Wanken, drohen unterzugehen. Auf einmal ist auch der Vater nicht mehr der zu bewundernde starke Mann, dem man blind vertraut und auf den man sich bedingungslos verlassen kann. Er zeigt Schwächen, und was noch viel schlimmer ist, man muss mit ansehen, wie er verderblichen Einflüssen erliegt.

Christian, der älteste Bruder, muss gegen den erbitterten Widerstand des Vaters die Zügel in die Hand nehmen, um vom väterlichen Hof zu retten, was überhaupt noch zu retten ist. Das aber muss zwangsläufig zum offenen Konflikt führen, in dem sich schliesslich Vater und Kinder gegenüberstehen. Die Position des Vaters scheint die stärkere zu sein. Trotz Vereinsamung und Enttäuschung hat er es leichter, denn er kann sich zu seiner Rechtfertigung auf die öffentliche Meinung stützen, «… seht her, so schieben meine Kinder mich auf die Seite!» – Und die Umwelt gibt ihm recht. Zunächst jedenfalls.

Bruder und Schwester stehen allein. Für sie beginnt ein Kampf ums Überleben, wie er härter kaum gedacht werden kann. Es ist kein Kampf gegen den Vater, sondern ein Ringen um die nackte Existenz, ein Daseinskampf, den sie ohne den Vater ausfechten müssen, der zu ihren Feinden hält. Und ihm gegenüber sind sie wehrlos, weil er eben trotz allem der Vater ist. Da bleibt nur eines: Geduld! Geduld, zu der ihre Mutter sie auf dem Sterbebett ermahnt hat – Geduld aber auch, weil es der älteren Generation offenbar schwerfällt, den Jungen gegenüber einen Fehler zuzugeben oder auch nur einzusehen, dass junge Kräfte manchmal wirklich mehr ausrichten – vor allem aber, dass es von beiden Seiten guten Willen braucht und ein Miteinander für alle besser ist als ein rechthaberisches Gegeneinander. Miteinander könnte man es sogar schaffen, dass eines Tages die Welt – und sei es auch nur die eigene Umwelt – doch wieder in Ordnung kommt.
(Klappentext)

AG: Fiktives Aargauer Mittelland

Gertrud Häusermann (Pseudonym: Käthe Hausmann) wurde am 7. August 1921 in Reuss-Gebenstorf (Kt.Aargau) geboren. Sie besuchte die Schulen in Gebenstorf und Brugg und machte anschliessend eine Buchhändlerlehre. 1944 musste sie krankheitshalber ihren Beruf aufgeben und begann zu schreiben. Zum Entschluss ihre Werke zu veröffentlichen, trug vor allem ihr Mann bei, der Jugendbuchautor Max Vögeli, mit dem sie von 1948-1961 verheiratet war. Häusermann unternahm zahlreiche Reisen nach Deutschland, England und Frankreich und lebte einige Zeit in Genf. Nach dem Tod ihres zweiten Ehemannes zog die Autorin wieder in ihre Heimatgemeinde Gebenstorf, wo sie am 29. März 2007 starb.. Gertrud Häusermann gilt als Vertreterin der typischen Schweizer Mädchenliteratur der 50er Jahre, in welcher die Grundthemen Berufswahl, Heimatliebe, Freundschaft und Mutter-Tochter-Verhältnis eine wichtige Rolle spielten. Wie viele andere Autoren der Nachkriegszeit vertrat Häusermann ideale Wert- und Weltvorstellungen. (Quelle: Bibliomedia)

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