22. April 2020

Kontinent

Gertrud Leutenegger: Kontinent,
Surhkamp, Frankfurt, 1985
«Heimkehren und Auswärtsleben sin ein und dasselbe.» Dies wird der Ich-Erzählerin in dem neuen Buch von Gertrud Leutenegger deutlich, nachdem sie eine Stellung in einem südlichen Alpental angenommen hat. Hier soll sie für eine Aluminiumfabrik, die neben dem Weinanbau das Leben dieses Tals bstimmt «Naturaufnahmen» machen. Diese sind vorgesehen für eine Jubliäumsschallplatte anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Fabrik. Die Ich-Erzählerin stellt sich eine Musik vor, «die so bedingungslos durch alle Natur und jedes ihrer vergewaltigten Elemente hindurchgegangen wäre, dass sie mit dem Brausen im Weltinnern eins werden könnte».

Während ihrer Arbeit wird sie mit dem Dorf, dessen Geschichte und Bewohnern vertraut – und zugleich wird dieses europäische Tal fremd, es ist trotz seiner Nähe so fremd wie China, das sich der Erzählerin durch den Geliebten verlebendigt: die chinesischen Menschenmassen, eine Parteiversammlung, eine Opernaufführung. Es ist das «geliebte Gesicht, durch das hindurch ich allein alles erkenne, ohne das die Menschenmassen unterwegs Ströme von Unermesslichkeit und Trauer sind, und die Freundschaft der Völker ein totes Wort». Auf diese Weise verschränken sich die Erfahrungen im Alpental mit jenen in China – beide verlieren ihren exotischen Charakter, und das Fremde in jedem Kontinent wird gerettet. (Klappentext)

Moors Fazit: Obschon ich diesen literarischen Erguss vor etlichen Jahren gelesen habe, mag ich mich sehr genau daran erinnern, dass er mich zu Tode gelangweilt hat. Mit grossem Vergnügen werde ich das Bändchen nun zu einer Bücherbörse tragen, auf dass doch noch jemand Freude an genau diesem Exemplar finden möge.

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