30. April 2020

Trueber

Karl Uetz: Trueber, Emmentaler Druck,
Langnau, 1932
Öppis vom Fankhis-Schumeischter u sym Büechli

Vor Zyte, es isch scho paar Johr sider, ha-n-i vernoh, im Fankhis inne, do heige sie jetz emel au e kurlige Schumeischter. Dä gang de Bure go hälfe heue, mälche u wärche, was z'wärche syg. Wo sie mer das brichtet hei, han i glachet u gseit: er wärd aber de allwäg die Ort vorzieh, wo sie chemigräukti Rammen u angeri gueti Bitzli im Chuchischaft heigi u 's etsprächete Dünnen im Chäller. Jä der Donnerli nei, het's gheisse, vo Spysgygerei u Wärtmache bi de Grosse steck nüt derhinger; er gang würklig dert go hälfe, wo's am nötigschte syg, u ds ermscht Manndli syg ihm so lieb wie der feissischt Bur. Nujo, däichen i, guete Bscheid, es freuti mi, dä Bürschtel lehre z'chenne.

U speter het es si zuetreit, dass ne würklig ha pärsönlig lehre chennen u schetze. Er isch e Gwaltskärli lybshalber un e Gwaltskärli gmüetshalber. Er wird ein lieb wäge syr Guetmeinigi u wil er für alls, wo syner Bärglüt i der abglägne Hogerwält am Napf hinger ageiht, so-n-es erfreuligs Verständnis het. Bi dene ma-n-är gäm sy u het unger ne so vil Schöns u Guets, Bravs u Tüechtigs, Luschtigs u Gfreuts, Truurigs u Schwärsch gseh u ghört, dass er nümmen angersch chönne het, weder 's Wichtigschte dervo ufnotiere. Es het ne düecht, es wär doch ärdeschad, we das alls z'nüte gieng u me speter nüt meh dervo wüsst. U für de Lüten e rächte Begriff dervo chönne z'gäh, het er derzue flyssig zeichnet u ghulfe föterle, was ihm am meischte dienet u am beschte gfalle het.

So usgrüschtet, ischt er ne i d'Stadt u i d'Dörfer use go brichte, wie-n-es im Trueb hinger wärklig här u zue gang u wie d'Lüt dert hert müessi wärchen u gnue tue u si doch no chönni freue u mögi jutze, u het ne derzue schöni Liechtbilder zeigt. Die Vorträg hei dürhar agsproche u dankbari Zuehörer funge, u vo verschidene Syte het me der Fankhis-Schumeischter agsträngt, er soll das lo drucke, dass es nid verlore gang.

Zerseht het er schi no nid rächt trauet u gwärweiset, gäb ersch dörf woge. Aber wo-n-er gäng früsch ischt ufgmunteret worde, het er schi doch drahi gmacht. Nume, het er schi vorgnoh, weIl er schi de i der Hauptsach ufs Sammle, Sichten u Ordne beschränke. Er weIl d'Lüt, wo drinne vorchömi, sovil mügli, sälber 10 brichte u d'Sach mit ihrnen eigete Worte lo dartue, dass de nid öppen e ubertribni, verfelschti Gschicht drus wärd. Was er bringe weIl, söll Quellwasser ab der Röhre blybe, er wells nid verchoslen oder Seife dry schnätzen u glänzigi Ploteren ufblose. E schlichten, aber treuen u zueverläsige Bricht söll es sy u zeige, wie si d'Bärgler düreschlöji u was für Chreft ne dürsch Läbe hälfi. So öppis wie nen Art Trueber Chronik ma-n-ihm derby vorgschwäbt ha, u so möcht er am liebschte, dass sy Arbit agluegt wurd.

Es ischt erfeulig, dass i üser Zyt 's Interässi für Heimat und Volk nid fählt. I allne bärnische Landesteile sy heimatkundligi Wärk etstangen oder im Etstoh. Drum isoh z'hoffe, dass au em Fankhis-Schumeischter Kari Uetz sy Bytrag fründtlig ufgnoh u gärn gchauft wärd. Mi darf sys Büechli am Läser mit guetem Gwüssen i d'Hang lege, es ischt eis vo der Sorte, wo frommet u nid glänzt. Fryli schilderet es numen Alltags-Erläbnts vo eifache Lüte u isch nid gschribe für d'Närve z'chutzele. Wär schi bloss für Filmschauspiler, Wildweschtryter, Kasseschrankbrächer, Obergauner u derigi Ruschtig oha begeischtere, darf ruehig däichen, es syg nüt für ihn. Der Luft wäiht am Napf hinger ganz uf enen aogeri Syten urne. Wie-n-er wäiht, äbe grad das möcht 's Büechli zeige. Es isch us em Läbe gwachse u het dokurnäntarische Wärt. U dä wird es au speter no ha, we mängs angere, wo si hüt uf em Papir ufböögget, lengschte vergässen isch
. Lützelflüh, im Oktober 1932, Simon Gfeller (Vorwort)

BE: Fankhaus, Langnau, Schangnau, Trub, Rüederswil, Oberdiessbach, Trubschachen, Kröschenbrunnen, Inselspital Bern LU: Marbach, Schibegütsch, Schüpfheim

Wöus für hüttigi Ohren i däm Büechli vor Usdrück numen eso strotzt, wo me scho lang nümme brucht, gits am Schluss no nes paar Worterklärige. Es sy de aber bi wytem nid aui, wo der Läser vom Karl Uetz syne Gschichte hütt nüm versteiht.

Abstümplig = Fadenrest
antere = ausspotten, nachäffen
Asnig = Fleischräuche
batte = nützen, wirken
Bschlüsiglade = Schliessladen, der letzte Laden
Bschüsilade = leicht abschüssiges Holzläger im Viehstall
chiere = neigen, schräg stehen
duzme = dannzumal
Förmli = Knopf
frein = mild, auch gutmütig, lenksam
Gärschtevögeli = Goldammer
Ghalt = Raum, Gaden
Glyrmuus = Siebenschläfer
Grung = Bachbett
Gspohr = Wildspur
hämu = guter Dinge, gesund
heims ehe = zum Eintritt ins Haus einladen
hürmehi = heutzutage
Hutzerete = Trinkgelage in abgelegenen Häusern
huube = zum Essen rufen
Johni = Kosename für Johann
joche = paarweises Tragen von Langholz, Ofenplatten usw.
Latze = Überstrümpfe
Lindauere = als Hexe verschriene Frau eines Truber Bauern. (Am 11. Aprilis 1704 sind kopuliert worden Oswald Habhegger – Anna Maria Grassin ex Lindau am Bodensee.) (Siehe auch Jeremias Gotthelf: «Die schwarze Spinne».)
Luspante = Lauszapfen
Mettu = Regenwurm
Milchschelmli = Augentrost (Heilkraut)
Possu-Nacht = ursprünglich Burschennacht
reischte = Holzstämme zu Tal gleiten lassen
schmärbelig = ranzig, gelb
schoonlig = aufheiternd
Schweüelzuun = geflochtener Holzzaun
Sibegstirn = Sternbild
silme = tragen, mühsam herbeischaffen
Stangenähjerli = langer Bohrer
Tannmarg = Baldrian (Heilkraut)
tschämele = zu Gevatter bitten
tuuch = gedrückt
ubergähni = während einer Geburtsperiode übergangen, unträchtig
upenig = unbändig
zäntume = im weiten Umkreis
Zimisfuschterli = kleine Holzmelchter mit Deckel zum Transport von Milch, Suppe usw.
Zuckerhüttli = Bretterhütte, worin die Küher Milchschotte eindampften und so den Milohzucker gewannen
zumligs Bueb = ausgelassener, übermütiger Knabe
zum Passelidang = pour passer le temps, zum Zeitvertreib

29. April 2020

Comologno im Onsernonetal

Piero Bianconi u.a.: Comologno im Onsernonetal,
Haupt, Bern, 1972
Ins Tessin entführt uns diesmal der «Jahrring». Und da wie bisher die Wahl des Themas nicht dem Zufall überlassen blieb, sondern Brücken zu unserer täglichen Arbeit zu schlagen versuchte, so lag auch diesmal ein besonderer Anlass vor: Die Maler- und Gipserfirma C. Mordasini Söhne in Bern, mit der seit Jahrzehnten freundschaftliche Bande von Haus zu Haus bestehen, beabsichtigte, zur Feier ihres 70jährigen Bestehens dem Heimattal ihrer Inhaber im allgemeinen, Comologno im besondern, eine kleine Publikation zu widmen. Was lag näher, als die Kräfte zusammenzulegen und den Freunden auch unseres Hauses die liebevolle Sicht in einen Winkel der Südschweiz zugänglich zu machen, zumal die Verlagsarbeit dieses Jahres mit dem Tessin ganz besonders verbunden war? In der Reihe der «Grossen Heimatbücher» erschien auf Weihnachten Max Pfisters grossartige Würdigung «Tessin zwischen gestern und morgen», und Kurt Hutterlis meisterhafte Dokumentation über die «Centovalli» (ein Doppelband der «Schweizer Heimatbücher») liegt gedruckt vor und wird im 1. Quartal 1973 aufgelegt. So fügte sich der Gedanke, nun einem Seitental der «Centovalli» etwas nachzuspüren, sinnvoll ins Ganze ein, ein Beispiel gewissermassen zum «Tessin zwischen gestern und morgen».

Wir freuen uns, diesem wertvollen Beitrag im «Jahrring» Gastrecht gewähren zu dürfen, und danken Attilio Mordasini für die koordinierende Mitarbeit, Piero Bianconi (für den Originaltext in italienischer Sprache), Riccardo Mordasini (für die Übersetzung des Textes), E. Rubino Mordasini (für die Bildlegenden), den Schülern des Centro Scolastico per le Industrie Artistiche in Lugano, die unter der Leitung von Emilio Rissone und der Associazione Amici di Comologno (Präsident Candolfi Bixio) die Bilder beisteuerten.
(Aus dem Nachwort von Max Haupt)

28. April 2020

Der Vorleser

Bernhard Schlink: Der Vorleser, Diogenes,
Zürich, 1995
Sie ist reizbar, rätselhaft und viel älter als er … und sie wird seine erste Leidenschaft. Sie hütet verzweifelt ein Geheimnis. Eines Tages ist sie spurlos verschwunden. Erst Jahre später sieht er sie wieder. Die fast kriminalistische Erforschung einer sonderbaren Liebe und bedrängenden Vergangenheit. (Klappentext)

«Dieses Buch sollte man sich nicht entgehen lassen, weil es in der deutschen Literatur unserer Tage hohen Seltenheitswert besitzt.» Tilman Krause, Der Tagesspiegel, Berlin

«Einfühlsame Sprache von erstaunlicher Präzision. Ein genuiner Schriftsteller, der hier ans Licht kommt. Diese ‹traurige Geschichte› ist Schlinks persönlichstes Buch.» Michael Stolleis, Frankfurter Allgemeine Zeitung

«Ein literarisches Ereignis.» Der Spiegel, Hamburg

«Ein wunderbares Buch.» Le Monde, Paris

Bernhard Schlink, geboren 1944 bei Bielefeld, ist Jurist und lebt in Berlin und New York. Seinen ersten Kriminalroman, «Selbs Justiz», schrieb er zusammen mit Walter Popp, es folgten weitere zum Teil preisgekrönte Kriminalromane. Der 1995 erschienene Roman «Der Vorleser», mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, sowie der 2000 veröffentlichte Erzählband «Liebesfluchten» begründeten seinen schriftstellerischen Weltruhm.

D: Heidelberg und Umgebung (Hauptschauplatz), Berlin F: KZ Struthof im Elsass

27. April 2020

Die Glätterin

Alexander Heimann: Die Glätterin, Erpf,
Bern, 1982
10. August 1949: Vor der erdrückend-dumpfen Kulisse eines heissen, gewitterlosen Sommers und mitten in der – trügerischen – Idylle eines kleinen Bauerndorfes geschieht Niederträchtiges: Im verschlafenen Rüti wird ein junges Mädchen auf seltsame Weise umgebracht. Für Wachtmeister Stucki und die nun verstörte und sehr verunsicherte Dorfgemeinschaft scheint, zumindest anfängIich, der Fall klar, der Täter gefunden Doch da gibt es ein zweites Opfer …

Nach «Lisi» ist Alexander Heimann ein zweiter, prächtiger Roman gelungen War bei «Lisi» die Sprache bewusst salopp und respektlos, so ist sie bei der «Glätterin» beklemmend hinterhältig, wenn auch nicht weniger flüssig, bilderreich und packend. Hinterhältig auch die ganze Geschichte, denn das Kriminalistische ist nur vordergründig, Heimann geht tiefer. Nicht von ungefähr stellt er seinem neuen Roman ein Hiob-Zitat voran …
(Klappentext)

BE: Schwarzenegg und Umgebung

26. April 2020

Mehr Bier

Jakob Arjouni: Mehr Bier, Diogenes,
Zürich, 1987
Vier Mitglieder der «Ökologischen Front» sind wegen Mordes an dem Vorstandsvorsitzenden der «Rheinmainfarben-Werke» angeklagt. Zwar geben die vier zu, in der fraglichen Nacht einen Sprengstoffanschlag verübt zu haben, bestreiten aber jede Verbindung mit dem Mord. Nach Zeugenaussagen waren an dem Anschlag fünf Personen beteiligt, aber von dem fünften Mann fehlt jede Spur. Der Verteidiger der Angeklagten beauftragt den Privatdetektiv Kemal Kayankaya mit der Suche nach dem fünften Mann … (Klappentext)

Die Kriminalromane von Jakob Arjouni gehören «mit zu dem Besten, was in den letzten Jahren in deutscher Sprache in diesem Genre geleistet wurde. Er ist ein Unterhaltungsschriftsteller und dennoch ein Stilist. Die Rede ist von einem ausserordentlichen Debüt eines ungewöhnlich begabten Krimiautors: Jakob Arjouni. Verglichen wurde er bereits mit Raymond Chandler und Dashiell Harmmett, den verehrungswürdigsten Autoren dieses Genres. Zu Recht. Arjouni hat Geschichten von Mord und Totschlag zu erzählen, aber auch von deren Ursachen, der Korruption durch Macht und Geld, und er tut dies knapp, amüsant und mit bösem Witz. Seine auf das Nötigste abgemagerten Sätze fassen viel von dieser schmutzigen Wirklichkeit.» Klaus Siblewski, Neue Zürcher Zeitung

25. April 2020

Nachtbuch für Astrid

Hansjörg Schneider: Nachtbuch für Astrid,
Ammann, Zürich, 2000
Nach dem Krebstod seiner Frau begann Hansjörg Schneider ein Tagebuch über seine Trauer und Verzweiflung, über ihr gemeinsames Leben zu schreiben. Entstanden ist ein persönliches Buch über eine grosse Liebe. (Klappentext)

«Ich habe beim Verfassen dieses Berichts nicht gross auf stilistische Feinheiten geachtet, ich habe auf Authentizität geschaut. Es ist ein Tagebuch meiner Trauer. Ich könnte Astrid auch einen Stein setzen. Aber da ich nicht Steinmetz bin, sondern Schriftsteller, schicke ich ihr dieses Buch nach in den Tod». Hansjörg Schneider

24. April 2020

Der weisse Neger Wumbaba kehrt zurück

Hacke Axel, Sowa Michael: Der weisse Neger
Wumbaba kehrt zurück, Kunstmann, München,
2007
«Der weisse Neger Wumbaba», geboren durch fantastisches Verhören, aus den Wiesen gestiegen in dem berühmten Lied «Der Mond ist aufgegangen» von Matthias Claudius, kehrt zurück. Mit einem Rollköfferchen voller Wunderwesen des Verhörens: dem Kinder-Lehmann, dem Schlächter Müller und sehr seltsamen Leichenschauern. Er hat Orte besucht, die man vom Hörensagen kennt, aber auf keiner Landkarte findet – Hedwig-Holstein, Erkon, Majork, Geweih und den Pipisee –, und berichtet Neues aus dem kirchlichen Leben: Lasst uns froh und Monster sein! Tiefere Wahrheiten und grösseres Vergnügen kann man mit einem Buch nicht liefern. (Klappentext)

«Herrlich! Zum Lesen, Vorlesen und Tränen Lachen.» Berliner Zeitung und gleichsam Moors Fazit.

23. April 2020

Die Fussreise

Georg Holzwarth: Die Fussreise, Deutsche
Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1988
Hansjörg, Lausbub aus dem «Butterfass» und Narr wider Willen, beschliesst zu Anfang der sechziger Jahre, sein Leben auf eigene Füsse zu stellen, indem er sich auf eine zwölfjährige Reise begibt. In Zeiten des allgemeinen Umbruchs erlebt er denkwürdige Abenteuer, die auch in ihm vieles zu Bruch gehen lassen. Bei dem Versuch, seine Alltagssorgen zu bewältigen, wird er Hilfsarbeiter in einer Brauerei, wo er am Ende fast im Bierdunst versinkt. Als Postangestellter sorgt er wenig später für eine gerechtere Rentenauszahlung. Zeitweise hält er sich für einen Existentialisten und avanciert schliesslich in einer Tübinger Studentenkommune zum Vorzeige-Proletarier.

Doch auch an den «grossen» Ereignissen kommt er nicht vorbei. Die Fussballweltmeisterschaft 1966 erlebt er zwar nicht in London, aber dennoch in Hautnähe. Und der englischen Königin verschafft er bei ihrem Besuch in Stuttgart einige lichtvolle Momente.

Wirklichen Trost findet der «schwäbische Candide»* (Kyra Stromberg) in einer meist trostlosen Zeit nur bei Henry Moores «Liegender» vor dem Stuttgarter Landtagsgebäude. Am Schluss treibt ihn literarisch verursachtes Heimweh nach Hause zurück, wo man sich anschickt, das endgültig letzte Dorffest zu feiern. Auf dessen schwankhaftem Höhepunkt endet der Roman.
(Klappentext)

*Candide oder der Optimismus (frz. Candide ou l’optimisme) ist eine 1759 unter dem Pseudonym Docteur Ralph erschienene satirische Novelle des französischen Philosophen Voltaire. Im Jahr 1776 erschien eine deutsche Übersetzung unter dem Titel «Candide oder die beste aller Welten». 

D: Landern (Lautern), Rosenstein, Hebach, Aalen, Schwäbisch Gmünd, Furtlepass, Bernhardsberg, Lauterburg, Irmannsweiler, Königsbronn, Bopfingen, Oberkochen, Untergröningen, Laufen, Geildorf, Wertheim, Schwäbisch Hall, Stuttgart, Lorch, Lauchheim, Waldhausen, Ebnat, Unterkochen, Dewangen, Remstal, Leintal, Heuchlingen, Ristingen, Schlossberg, Siebenmühletal, Steinenbronn, Waldenbuch, Tübingen

Moors Fazit: Ein wunderbarer Roman, der in einer mir bislang kaum bekannten Gegend spielt und mit einem Kopfstand endet.

Georg Holzwarth, geboren 1943 in Schwäbisch Gmünd, aufgewachsen im benachbarten Lautern, studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie. 1970 bis 1987 unterrichtete er an verschiedenen Gymnasien, zuletzt als Oberstudienrat. Heute lebt er als Hörfunkautor und freier Schriftsteller bei Tübingen. Holzwarth veröffentlichte seit 1975, neben Arbeiten für Presse und Funk, Mundartgedichte und -geschichten. Sein Erstlingsroman «Das Butterfass» wurde bei Kritik und Publikum ein Erfolg. 1978 ist ihm der Schubart-Literaturpreis, 1984 der Landespreis für Volkstheaterstücke verliehen worden.

22. April 2020

Kontinent

Gertrud Leutenegger: Kontinent,
Surhkamp, Frankfurt, 1985
«Heimkehren und Auswärtsleben sin ein und dasselbe.» Dies wird der Ich-Erzählerin in dem neuen Buch von Gertrud Leutenegger deutlich, nachdem sie eine Stellung in einem südlichen Alpental angenommen hat. Hier soll sie für eine Aluminiumfabrik, die neben dem Weinanbau das Leben dieses Tals bstimmt «Naturaufnahmen» machen. Diese sind vorgesehen für eine Jubliäumsschallplatte anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Fabrik. Die Ich-Erzählerin stellt sich eine Musik vor, «die so bedingungslos durch alle Natur und jedes ihrer vergewaltigten Elemente hindurchgegangen wäre, dass sie mit dem Brausen im Weltinnern eins werden könnte».

Während ihrer Arbeit wird sie mit dem Dorf, dessen Geschichte und Bewohnern vertraut – und zugleich wird dieses europäische Tal fremd, es ist trotz seiner Nähe so fremd wie China, das sich der Erzählerin durch den Geliebten verlebendigt: die chinesischen Menschenmassen, eine Parteiversammlung, eine Opernaufführung. Es ist das «geliebte Gesicht, durch das hindurch ich allein alles erkenne, ohne das die Menschenmassen unterwegs Ströme von Unermesslichkeit und Trauer sind, und die Freundschaft der Völker ein totes Wort». Auf diese Weise verschränken sich die Erfahrungen im Alpental mit jenen in China – beide verlieren ihren exotischen Charakter, und das Fremde in jedem Kontinent wird gerettet. (Klappentext)

Moors Fazit: Obschon ich diesen literarischen Erguss vor etlichen Jahren gelesen habe, mag ich mich sehr genau daran erinnern, dass er mich zu Tode gelangweilt hat. Mit grossem Vergnügen werde ich das Bändchen nun zu einer Bücherbörse tragen, auf dass doch noch jemand Freude an genau diesem Exemplar finden möge.

21. April 2020

Marianne

Gertrud Häusermann: Marianne,
Sauerländer, Aarau, 1952
Eben noch ist allies in Ordnung – da, ein Telefonanruf – und eine Welt bricht zusammen. Marianne ist Schülerin einer Gartenbauschule. Sie ist glücklich, denn Gärtnerin zu werden erfüllt einen Kindheitstraum. Nun aber stirbt die Mutter, und alles, was eben noch so fest gefügt erschien, Eltern, Geschwister, das Zuhause, geraten ins Wanken, drohen unterzugehen. Auf einmal ist auch der Vater nicht mehr der zu bewundernde starke Mann, dem man blind vertraut und auf den man sich bedingungslos verlassen kann. Er zeigt Schwächen, und was noch viel schlimmer ist, man muss mit ansehen, wie er verderblichen Einflüssen erliegt.

Christian, der älteste Bruder, muss gegen den erbitterten Widerstand des Vaters die Zügel in die Hand nehmen, um vom väterlichen Hof zu retten, was überhaupt noch zu retten ist. Das aber muss zwangsläufig zum offenen Konflikt führen, in dem sich schliesslich Vater und Kinder gegenüberstehen. Die Position des Vaters scheint die stärkere zu sein. Trotz Vereinsamung und Enttäuschung hat er es leichter, denn er kann sich zu seiner Rechtfertigung auf die öffentliche Meinung stützen, «… seht her, so schieben meine Kinder mich auf die Seite!» – Und die Umwelt gibt ihm recht. Zunächst jedenfalls.

Bruder und Schwester stehen allein. Für sie beginnt ein Kampf ums Überleben, wie er härter kaum gedacht werden kann. Es ist kein Kampf gegen den Vater, sondern ein Ringen um die nackte Existenz, ein Daseinskampf, den sie ohne den Vater ausfechten müssen, der zu ihren Feinden hält. Und ihm gegenüber sind sie wehrlos, weil er eben trotz allem der Vater ist. Da bleibt nur eines: Geduld! Geduld, zu der ihre Mutter sie auf dem Sterbebett ermahnt hat – Geduld aber auch, weil es der älteren Generation offenbar schwerfällt, den Jungen gegenüber einen Fehler zuzugeben oder auch nur einzusehen, dass junge Kräfte manchmal wirklich mehr ausrichten – vor allem aber, dass es von beiden Seiten guten Willen braucht und ein Miteinander für alle besser ist als ein rechthaberisches Gegeneinander. Miteinander könnte man es sogar schaffen, dass eines Tages die Welt – und sei es auch nur die eigene Umwelt – doch wieder in Ordnung kommt.
(Klappentext)

AG: Fiktives Aargauer Mittelland

Gertrud Häusermann (Pseudonym: Käthe Hausmann) wurde am 7. August 1921 in Reuss-Gebenstorf (Kt.Aargau) geboren. Sie besuchte die Schulen in Gebenstorf und Brugg und machte anschliessend eine Buchhändlerlehre. 1944 musste sie krankheitshalber ihren Beruf aufgeben und begann zu schreiben. Zum Entschluss ihre Werke zu veröffentlichen, trug vor allem ihr Mann bei, der Jugendbuchautor Max Vögeli, mit dem sie von 1948-1961 verheiratet war. Häusermann unternahm zahlreiche Reisen nach Deutschland, England und Frankreich und lebte einige Zeit in Genf. Nach dem Tod ihres zweiten Ehemannes zog die Autorin wieder in ihre Heimatgemeinde Gebenstorf, wo sie am 29. März 2007 starb.. Gertrud Häusermann gilt als Vertreterin der typischen Schweizer Mädchenliteratur der 50er Jahre, in welcher die Grundthemen Berufswahl, Heimatliebe, Freundschaft und Mutter-Tochter-Verhältnis eine wichtige Rolle spielten. Wie viele andere Autoren der Nachkriegszeit vertrat Häusermann ideale Wert- und Weltvorstellungen. (Quelle: Bibliomedia)

20. April 2020

Vier Monate auf dem Weg zu sich selbst

Stephanie Studer: Freilaufen, Driftwood,
Chur, 2019
Wir wissen es schon längst: Die USA bilden ein Land der Superlative. Im Guten wie im Schlechten. Bleiben wir beim Positiven und widmen wir uns den Fernwanderwegen, die es daselbst zuhauf gibt – allen voran die drei happigsten: der Appalachian Trail (3500 km), der Continental Divide Trail (4900 km) und der 4279 Kilometer lange Pacific Crest Trail (PCT). Letzterer, von dem in der Folge die Rede ist, führt von der mexikanischen Grenze durch die Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington bis nach Kanada. Die Begehung dieser unglaublich langen Strecke ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, der sich 2017 die aus Basel stammende und heute in Chur lebende Stephanie Studer gestellt und ein Buch darüber geschrieben hat. «Freilaufen» nennt es sich und verweist so auf den hauptsächlichen Motivationsgrund der Autorin: Raus aus dem Alltagstrott und klar werden mit sich selbst.


Der PCT in der Übersicht. Quelle: Wikipedia
Kaum an der mexikanischen Grenze losgelaufen, ist der helvetische Rhythmus vergessen. Die südkalifornische Wüste wartet und macht schnell einer neuen, elementaren Routine Platz: Laufen, Essen, Schlafen. Und zwischendurch, hauptsächlich beim Gehen, bleibt jede Menge Zeit, sich über sein Leben Gedanken zu machen. Dies tut Stephanie Studer, doch, anders als es der Untertitel des Buches («… zurück zu mir selbst») vermuten lässt, gibt sie dem Leser kaum etwas davon preis. Und das ist gut so! Die Fülle an Egotrips, die als «Reiseberichte» getarnt vor Seelenstriptease nur so strotzen ist mittlerweile unerträglich geworden. Allen voran z.B. Cheryl Strayeds «Wild», das ebenfalls auf dem PCT spielt oder Shirley MacLaines «Jakobsweg».

In unaufgeregtem Plauderton nimmt uns Stephanie Studer mit auf ihren Weg, der landschaftlich und klimatisch einiges zu bieten hat. Währenddem in der Wüste die Sonne unerbittlich auf den Wanderer brennt, schneit es weiter nördlich in den höheren Lagen, und zwar derart heftig, dass einzelne längere Abschnitte umfahren werden müssen. In Oregon ist die Situation in den bis zu 4000 Meter hohen Bergen derart prekär, dass die Autorin schweren Herzens auf den Oregon Coast Trail ausweichen muss. Sie tut dies freilich nicht alleine, denn bereits in Kalifornien hat sie ein paar Jungs aus Chicago kennengelernt, an die sie sich bis zum Ende der Tour anschliesst.

Die Lektüre des unterhaltsamen Buches bringt uns mitunter ein anderes Amerika näher, als jenes, von dem täglich in den Medien zu lesen und zu hören ist; allen voran die überaus hilfsbereiten Menschen entlang des PCT. Da sind zum Beispiel die sogenannten «Trailangels», die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den vorbeiziehenden Fernwanderern mit Unterkunft, Verpflegung oder Transportdiensten unter Arme und Beine zu greifen. Studers Bericht ist indes auch ein Mutmacher für all jene, die für eine längere Zeit, mit dem Zelt durch ziemlich entlegene Gebiete gehen möchten, sei es, um zu sich zu kommen und/oder einfach die grandiose Natur zu erleben. Am Ende des Bandes gibt die Autorin daher den einen oder anderen wertvollen Tipp mitsamt einer Liste jener Ausrüstung, die sie mit auf den Weg genommen hat.

Beenden wir diese Buchbesprechung mit einem Zitat über eine Erkenntnis Stephanie Studers sowie einer Frage des Rezensenten.

«Rückblickend wir mir klar, dass ich immer unter einer Art von Stress gestanden habe. Es war mir unmöglich, einfach nur zu sein. Erst auf dem Trail habe ich gelernt, dass man auch mal in den Tag leben kann, dass man nicht immer riesige Pläne haben muss. Diese Entschleunigung, dieses Runterfahren, das tut mir gut. Auch wenn es kein einfacher Weg war, das zu erkennen.»

In einem zwar eher nebensächlichen, aber für die Fernwanderszene der USA typischen Punkt wird der Leser von «Freilaufen» im Stich gelassen. Es ist nämlich üblich, dass jeder sogenannte «Through Hiker», also jemand, der die gesamte Strecke auf einmal absolviert, einen Trail-Namen erhält. In der Regel sagt der Name auch ein wenig etwas über die betreffende Person aus. Ja, wie war denn nun Ihr Name, Frau Studer?

19. April 2020

Business Class 1

Martin Suter: Business Class, Diogenes,
Zürich, 2000
«Business Class» spielt auf dem glatten Parkett der Chefetagen, im Dschungel des mittleren Managements, in der Welt der ausgebrannten niederen Chargen, beschreibt Riten und Eitelkeiten, Intrigen und Ängste einer stressgeplagten Zunft. (Klappentext)

18. April 2020

Die missbrauchten Liebesbriefe

Gottfried Keller: Die missbrauchten
Liebesbriefe, Reclam, Stuttgart, 1968
Victor Störteler – kurz: Viggi – betreibt in Seldwyla ein einträgliches Speditions- und Warengeschäft. Seine Frau Gritli, «ein hübsches, gesundes und gutmütiges Weibchen», hat ein beträchtliches Vermögen von auswärts mit in die Ehe gebracht. Neben seinem Beruf betätigt sich Viggi unter dem Pseudonym Kurt vom Walde zuerst erfolglos als «Essaiist», dann mit einigem Erfolg als Verfasser von Novellen. Als Geschäftsreisender trifft er sich gelegentlich in Deutschland mit anderen Möchtegern-Schriftstellern. Ein ehemaliger «Kollege» urteilt über diese «schlechten Skribenten»: «Obgleich sie die unverträglichsten und gehässigsten Leute von der Welt sind, so haben sie doch eine unüberwindliche Neigung, sich zusammenzutun ...» Einen Stoff haben diese Herren zumeist nicht. So schreiben die «Schmierpeter» über das Schreiben selbst. Beispielsweise ist ihnen die Berufsbezeichnung Schriftsteller nicht gut genug und soll durch Schriftmann, Dinterich, Buchner, Federkünstler oder Buchmeister ersetzt werden.

Auch aus seiner Frau möchte Viggi eine Buchgelehrte machen. Das Gritli wirft die Bücher, die sie studieren soll, heimlich in eine Ecke. Als einfaches Bürgermädchen hat sie einen Kaufmann geheiratet und keinen Schöngeist. Viggi ist da anderer Meinung und setzt sich durch. Während der nächsten Geschäftsreise schreibt er seiner Gattin einen Liebesbrief nach dem anderen. Gritli muss jeden beantworten. Die unkomplizierte Frau sieht sich ausserstande und findet beim besten Willen keine passende Entgegnung auf das Gefasel von «küssenden Sternen» und der «Urbejahung». In ihrer Not schreibt sie Brief für Brief ihres Viggi ab und richtet diese Kopien, behutsam in den Ton einer liebenden Frau transkribiert, an ihren Nachbarn, den 23-jährigen Unterlehrer Wilhelm. Vor Armut wagt sich Wilhelm an keine Frau heran, entbrennt aber sogleich in Liebe zum Gritli. Diese empfängt Liebesbrief für Liebesbrief via trennende Gartenhecke und schreibt auch die Produkte aus der Feder des Schulmeisters ab. Der Empfänger Viggi ist ganz erstaunt und fürbass entzückt. Der Dinterich kann es kaum glauben – so sehr hat er seine liebe Frau verkannt. Begeistert verlängert er seine Reise um vierzehn Tage, damit ein brauchbarer – sprich, zu publizierender – Briefwechsel entstehen kann. Während dieser zwei Wochen vergnügt er sich in der Fremde mit einer Schönen nach der anderen und tätigt nebenher manchen guten geschäftlichen Abschluss in Strohwaren. Viggi hat auch schon den Untertitel für seine nächste Publikation: «Briefe zweier Zeitgenossen». Das Einfache ist immer das Beste.

Wilhelm erschrickt. Die neue Geliebte hat ja einen Mann! Gritli vertröstet den überaus schüchternen Wilhelm. Es handele sich um einen Scherz. Er solle nur weiter mitspielen und es solle sein Schade nicht sein. Der Lehrer hält klaglos durch. Manchmal klopft Gritlis Herz bang, wenn sie Wilhelms Liebesworte abschreibt. Auf dem Heimweg fallen dem Geschäftsreisenden zufällig Gritlis Briefe an Wilhelm in die Hände. Er erkennt seinen Stil und jagt die Ehefrau, die «Buhlerin mit glattem Gesicht und hohlem Kopfe», aus dem Hause. Das elternlose Gritli kommt in Seldwyla bei einer ihr wohlgesinnten alten Tante unter.

Als Gritli auch nach ein paar Tagen nicht reumütig bei Viggi anklopft, beantragt der tief gekränkte Ehemann die Scheidung. Vor Gericht tritt er gegen seine Frau, diese «Gans mit Geierkrallen» wortgewaltig auf. Gans mit Geierkrallen – auf was für Ausdrücke der Dinterich kommt! Ihn wundert nur, dass ihm so etwas nie einfällt, wenn er schreibt. Gritli nimmt in ihrer Entgegnung vor dem Richter kein Blatt vor den Mund. Auch sie möchte mit ihrem Ehemann nicht mehr zusammenleben. Diese Auseinandersetzung – die langen Briefe in einer geschraubten Sprache betreffend – sei kein Fall für ein Ehegericht, sondern für ein literarisches Gericht. Der Richter scheidet das Paar und schlägt sich auf die Seite der Gattin. Viggi muss alles Vermögen, das Gritli mit in die Ehe gebracht hat, herausgeben.

Der eitle Viggi hat bereits eine neue Frau, die ihn wortgewandt und gefühlvoll tröstet. Die um die 37 Jahre alte Jungfer Käthchen Ambach – kurz: Kätter – schreibt gern Briefe, studiert Viggis literarische Ergüsse oberflächlich und redet dem neuen Ehemann vor den Seldwylern nach dem Munde. Kätter, eine stattliche, allerdings ein wenig kurzbeinige Dame mit ausgeprägter Kinnpartie, hat kein Vermögen mitgebracht. Im Verein mit ihrer Vergnügungssucht und ihrem gesunden Appetit ist Kätters Finanzschwäche eine der Ursachen für Viggis unaufhaltsamen Ruin. Die Seldwyler können Heiterkeitsausbrüche über das seltsame Literatenpärchen kaum verbergen.

Gritli lebt zurückgezogen bei der Tante. Dem Stadtpfarrer ist Wilhelms offensichtliche Gottlosigkeit – der Lehrer bleibt dem Gottesdienst fern – ein Dorn im Auge. Der Geistliche setzt die Suspendierung Wilhelms vom Schuldienst durch. Wilhelm will nun in die Fussstapfen seiner verstorbenen bäuerlichen Eltern treten. Er übernimmt die Bewirtschaftung eines Weinbergs oberhalb von Seldwyla. In dem Besitzer des Weinberges, einem Tuchscherer, findet der geschickte, arbeitsame Wilhelm einen verständnisvollen Förderer. Der neue Winzer lebt in dem zum Weinberg gehörigen Rebhäuschen als Einsiedler. Er hat sich nach seinem Geschmack eingerichtet. Die Bauern aus der Umgebung halten ihn für so etwas wie einen Heiligen und suchen gelegentlich seinen Rat.

Zögerlich findet Gritli den Weg zu dem zurückgezogen lebenden Einsiedler, der sie immer noch liebt. In das Rebhäuschen endlich mutig vorgedrungen, fasst sie sich ein Herz: «Ich wollte Sie gern fragen, ob Sie mir noch zürnen wegen der Geschichte mit den Liebesbriefen?» Als Wilhelm verneint, fügt Gritli bei: «Ich dachte in meinem Herzen, dass dafür meine Person, wie sie ist, Ihnen für immer angehören sollte, wenn die Zeit gekommen sei! Und da bin ich nun!» Das Happy-End folgt sogleich. Gottfried Keller schreibt: «Jetzt endlich umschlang er sie, bedeckte sie mit Küssen, die mit jeder Sekunde besser gelangen, und sie hielt ihm schweigend still und fand, dass sie bis jetzt auch nicht viel von Liebe gewusst habe.» Das Paar heiratet und bekommt Kinder. – Viggy und seine masslose Kätter sind inzwischen «längst vergessen und verschollen». (Eintrag auf Wikipedia)

17. April 2020

Schattentaten

Christine Brand: Schattentaten, Stämpfli,
Bern, 2008
Ein Taschendieb, der zunächst alten Damen ihre Handtasche raubt, wird zunehmend brutaler und schliesslich zum Mörder. Eine verschworene, rechtsextreme Gruppe Männer schlägt einen der ihren zu Tode. Oder ein Vater erschiesst seine ganze Familie und zuletzt sich selbst.

Die insgesamt 20 Kriminalgeschichten basieren auf Tatsachen und Aussagen von Beteiligten. Sie handeln von Menschen, deren verworrene Lebenswege sie hinein in Sackgassen, hinüber auf die Schattenseite geführt haben. Beim Lesen erhalten wir einen Einblick in unser Sein, den wir lieber verbannen möchten und der uns dennoch fasziniert. (Klappentext)

Von 1996 bis 2004 begleitete Christine Brand als Redaktorin der Zeitung «Der Bund» viele grössere Gerichts- und Kriminalfälle des Kantons Bern. Auch als Bern-Korrespondentin verschiedener regionaler und nationaler Zeitungen war sie als Gerichtsberichtersatterin tätig. Von 2005 bis Mitte 2008 arbeitete sie beim Schweizer Fernsehen als Reporterin bei der Sendung «Rundschau». Von Juni 2008 bis Ende 2017 war Christine Brand Redaktorin im Ressort «Hintergrund und Meinungen» der NZZ am Sonntag. 2013 wurde sie für eine Gerichtsreportage mit dem Medienpreis des Schweizerischen Anwaltsverbandes ausgezeichnet. Für eine Reportage über Familienmorde erhielt sie den Medienpreis der SRG SSR idée suisse. Sie unterrichtet als Dozentin im Journalismus-Lehrgang an der Erwachsenenbildung Zürich «Storytelling» und «Reportage». Nachdem sie vom Blanvalet Verlag der Verlagsgruppe Random House unter Vertrag genommen worden ist, machte sie sich 2018 als Schriftstellerin selbständig. Im Journalismus will sie nur noch als freie Autorin tätig sein. Brand lebt in Zürich.

16. April 2020

Grande Traversata delle Alpi – der Süden

Werner Bätzing: Grande Traversata delle Alpi,
Teil 2: Der Süden, Verlag der Weitwanderer,
Oldenburg, 1993
Ende Mai 1989 erschien die erste Auflage des Führers für die südliche GTA. Knapp vier Jahre später liegt die zweite aktualisierte Auflage vor, in die auch der im Herbst 1992 eröffnete Maira-Rundweg aufgenommen wurde, siehe Seiten 188–195. Autor und Verlag freuen sich, dass das Interesse an der grossen Traverse zwischen Monte Rosa und Ligurien bei den Weitwanderern nördlich der Alpen mehr und mehr wächst. Waren es zunächst die Niederländer und Deutschen, die sich aufmachten, diesen alpinen Weitwanderweg kennenzulernen, so tun das inzwischen verstärkt auch Österreicher, Schweizer und Flamen.

Es ist nicht immer leicht, Neuigkeiten von der GTA und aus ihrem Umfeld zu erfahren, wenn man – wie wir – entfernt vom Weg lebt. Daher ist es erfreulich, dass die Zahl der Rückmeldungen aus dem Kreis der GTA-Wanderinnen und -wanderer erheblich gestiegen ist. Wir freuen uns über jeden noch so kleinen Hinweis und danken allen, die uns geschrieben haben. – Besonders lobenswert ist, dass nun auch die Kustoden der Unterkünfte, Bergführer und zahlreiche Alpinisten aus Piemont uns darüber informieren, was sich an der GTA tut. Unser besonderer Dank dafür geht an das Team vom Campo Base und an Maria und Andreas Schneider aus San Martino im Maira-Tal. Nicht zuletzt danken wir, auch im Namen des Autors, dem Präsidenten der Provinz Cuneo, Herrn Dr. Giovanni Quaglia, für sein Grusswort zu diesem Führer.

Allen Wanderinnen und Wanderern auf der GTA wünschen wir erlebnisreiche Wandertage in Piemont und eine gesunde Rückkehr in die Heimat. Oldenburg im Februar 1993.
(Geleitwort von Gert Trego)

15. April 2020

Grande Traversata delle Alpi – der Norden

Werner Bätzing: Grande Traversata delle Alpi,
Teil 1: Der Norden, Verlag der Weitwanderer,
Oldenburg, 1992
Sechs Jahre nach Erscheinen des ersten Führers in deutscher Sprache für die Grande Traversata delle Alpi folgt nun die zweite aktualisierte Auflage für den Nordteil dieses Weitwanderweges. In der Zwischenzeit wurde durch zahlreiche Langstreckenwanderer dieses Route als sogenannter Geheimtip weitergegeben und in einigen Zeitungen und Zeitschriften sind längere Artikel über die GTA veröffentlicht worden. Längst ist die Traverse durch Piemont keine Unbekannte mehr, aber noch immer zählt sie zu den einsamen Weitwanderwegen. Daran wird auch die Einbeziehung der GTA in den Sentiero Italia und in den in Vorbereitung befindlichen Europäischen Fernwanderweg E 10 nicht viel ändern. Ich bin jedoch optimistisch, dass die GTA auch in Zukunft reichlich Freunde haben wird, die den Bestand des Projekts gewährleisten.

Von den Kustoden der Unterkünfte wissen wir, ohne die Besucher von nördlich der Alpen stände es nicht gut um die GTA. Zur Verbesserung der Markierung und bei den Unterkünften werden aus dem Erlös jedes verkauften Exemplares dieses Führers drei DM zur Verwendung kommen. Auch auf diese Weise wird der zukünftige Bestand des Wegen garantiert werden.

Danken möchte ich an dieser Stelle neben dem Autor Werner Bätzing allen, die mit Rat und Tat an der Neuauflage mitgewirkt haben. Mein besonderer Dank geht an Heinz Schulte, München, für viele detaillierte Angaben im touristischen Teil des Bändchens, an Wolfgang Fastnacht, Lüdenscheid, für die zur Verfügung gestellten umfangreichen Unterlagen über die GTA, an Ruth Richter, Oldenburg, und an Thomas Striebig, Butjadingen, für die Hilfe bei der von mir geleiteten Redaktion für den Führer und nicht zuletzt Alessandro Gogna, Mailand, für sein Grußwort an die künftigen alpinen Langstreckenwanderer auf der GTA.

Möge dieser Führer und dadurch auch die Grande Traversata delle Alpi viele neue Freunde finden. Im Namen aller, die an diesem Wanderbuch mitgewirkt haben, wünsche ich Ihnen schöne Wandertage zwischen den Tälern der Asca und der Dora Riparia sowie eine gesunde Heimkehr. Oldenburg im März 1992
(Geleitwort von Gert Trego)

14. April 2020

Das Paar im Kahn

Hansjörg Schneider: Das Paar im Kahn,
Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach, 2001
Eine junge Türkin wird ermordet aufgefunden, ihr Mann hat sie scheinbar aus Eifersucht getötet – wenige Stunden später erhängt er sich in der Zelle. Doch Kommissar Hunkeler mag an eine so einfache Lösung des Falles nicht glauben und recherchiert weiter. Wo liegt das Motiv für diesen grausamen Tod im Basler St. Johann-Quartier? War es ein Mord der türkischen Mafia oder ist das Motiv tatsächlich Eifersucht und Ehre? (Klappentext)

BS: Stadt Basel

«Ich habe beim Schreiben eine neue Erfahrung gemacht. Hat man eine gute Kriminalgeschichte, so kann man sich getrost ihrer tragenden Kraft ausliefern. Sie führt den Schreiber, sie wird auch den Leser führen. Man kann in die Haut des Kommissärs schlüpfen, man kann ihm die eigenen Augen leihen, die eigene Sprache, ja sogar einen Teil der eigenen Biographie. So gewinnt man die Distanz, damit man über sich selbst schreiben kann. Einfache, genaue Sätze, ab und zu entsteht sogar Poesie. So haben Glauser und Simenon geschrieben.» Hansjörg Schneider im Vorspann zum Buch.

13. April 2020

Neue Lawinenkunde

Werner Munter: Neue Lawinenkunde, SAC-
Verlag, Bern, 1992
Solange die Wissenschaft die lokale Schneebrettgefahr nicht mit der nötigen Genauigkeit vorhersagen kann, müssen wir Skifahrer die örtlich und zeitlich oft überraschend auftretende Gefahr selbständig und eigenverantwortlich beurteilen. Dabei sind wir auf unsere eigenen geistigen Fähigkeiten angewiesen … In der Praxis stellt sich somit die Frage, wie wir Bergsteiger unter Zeitdruck und mit primitiven Hilfsmitteln die Tragfähigkeit eines Hangs abschätzen können, die die Wissenschaft (noch) nicht messen und berechnen kann.

Wir müssen mit Hilfe von Faustregeln die grosse Zahl von Variablen und ihre schier unüberblickbaren Kombinationsmöglichkeiten auf einfache Alternativen reduzieren, die in den meisten Fällen richtige Ja/Nein-Entscheidungen erlauben … Ein Bergführer muss die Bildung und Umwandlung der Schneekristalle nicht bis in den Molekularbereich hinein kennen, um in kritischen Situationen richtig zu entscheiden …

Grundsätzlich darf die Lawinengefahr nie bloss auf Grund eines einzigen Kriteriums beurteilt werden, sondern alle vier Hauptfaktoren sind die ganzheitliche Risikoanalyse stets einzubeziehen: Mensch – Schneedecke – Wetter – Gelände … Trotz Beachtung aller massgebenden Faktoren hat jede Einschätzung der Lawinengefahr bloss den Rang einer Prognose mit der entsprechenden Irrtumswahrscheinlichkeit … (Klappentext)


12. April 2020

Hasentexte

Endo Anaconda: Hasentexte, Limmat,
Zürich, 2009 (vergriffen)
Nach sechs Tonträgern – und zum zehnjährigen Jubiläum – das Buch mit den Texten aller Songs von «Stiller Has: Endo Anacondas berndeutsche Lyrik zeichnet sich aus durch einen fulminanten Sprachwitz, eine eigenartige Beatitude und ein ungemein sensibles Gespür für Nuancen. Endo Anaconda, geboren 1955, Kindheit in Biel, Jugend in Kärnten, Ferien im Emmental, Politik und erste Bühnenerfahrung in Wien, Musik und Taxifahren in Bern. Zusammen mit Balts Nill = Stiller Has. Seit 1992 alljährlich Konzert-Tourneen; 1995 ausgezeichnet mit «Salzburger Stier» und «Deutscher Kleinkunstpreis». (Inhaltsangabe zum Buch)

Hier eine kleine Kostprobe, passend zu diesem Blog, der ja eigentlich ein Wanderblog sein will, sich aber seit Monaten ausschliesslich mit gelesener Literatur befasst:




wanderer

wie d hüener zmitts im morgegraue
stöh si scho parat
mit de fürwehrrote rote socke
u em fotoapparat
die wanderer

die wanderer, die wanderer
die hei am huet e struuss
und e prügel gäge d hünd
und e revolver mit sächs schuss
die wanderer

we längwyli chönnt töte
wäre si scho nümme da
aber nach der erschte bläjig
göh si die nächsti routen a
die wanderer

die wanderer, die wanderer
die singe julidu
u wenn si nümm chöi wandere
näh si der subaru
die wanderer

wie herrlech lüchte d matte
u der bodepriis
die einsamkeit bim wandere
störe gäng die andere

die wanderer die wanderer
wo d wanderluscht se schrysst
dür z feisse grüene ämmital
wo der wolf die hose schlyfft
die wanderer

ii trudi, lue die bärge
lue die serpentine
ufe mit em sässeli
u abe mit der lawine
die wanderer

die wanderer die wanderer
hei blase wie ballön
u stürze us de gondle
will wandere isch schön
die wanderer

11. April 2020

Expedition Murmeltier

Klaus Robin u.a.: Expedition Murmeltier,
Verlag Aare, Solothurn, 1982
«Expedition Murmeltier» ist erlebt, geschrieben, fotografiert und gezeichnet worden von Bergfans und Wissenschaftern, die der Natur im Bergwald, auf der Alpweide, im Bergsee, auf dem Gletscher und der Geröllhalde verfallen sind. Sie berichten aus ihrem reichen Schatz an Erfahrungen, vermitteln Tips, warnen vor Gefahren und weisen auf Probleme hin. Damit werden unsere Forscherreisen in die Berge spannend und die Ferien abwechslungsreich. Und ausserdem erweitert «Expedition Murmeltier» unser Wissen um die Verletzlichkeit der Bergnatur. (Vorwort von Klaus Robin)

10. April 2020

Tod einer Ärztin

Hansjörg Schneider: Tod einer Ärztin,
Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach, 2003
Hochsommer in Basel – Kommissär Hunkeler sitzt an einem Montagmorgen an seinem Schreibtisch im Waaghof, als er einen dringenden Anruf von der Sprechstundenhilfe seiner Hausärztin erhälts. Frau Dr. Christa Erni liegt ermordet in ihrer Praxis.

Schnell ergeben sich Verdachtsmomente gegen eine Bande Drogenabhängiger, die von der liberalen Ärztin mit Methadon versorgt wurden, doch Hunkeler ist kein Freund einfacher und voreiliger Lösungen, und sein Instinkt für die Abgründe der menschlichen Psyche führt ihn untrüglich auf andere Fährten. (Klappentext)

BS: Stadt Basel

9. April 2020

Der Kopfstand auf der Kirchturmspitze

Josef Hochstrasser: Der Kopfstand auf der
Kirchturmspitze, Zytglogge, Bern, 1990
Dieser autobiografische Bericht ist die bewegende Geschichte eines Einzelfalls. Präzis und ohne Selbstmitleid dokumentiert er, wie der Mut zur Liebe zwei Menschen – einen katholischen Priester und eine in kirchlicher Lehrtätigkeit engagierte Frau – gegen ihren Willen in die Konfrontation mit der Hierarchie der Amtskirche bringt.

Josef Hochstrasser zeigt auf, wie diese Hierarchie die Liebenden mit den Mitteln der Bedrohung, des Liebesentzugs, der Strafe, Bespitzelung, Gesprächsverweigerung, schliesslich der Amtsenthebung in die Vereinsamung, in Aussenseitertum, Stigmatisierung und Leiden treibt.

Der Bericht legt aber auch dar, wie die beharrliche Verteidigung der Menschenwürde und des Menschenrechts auf selbstverantwortliche Freiheit allem kirchlichen Terror von oben zum Trotz ins Offene führt.

Und das ist die andere, bestürzende Dimension dieses Buches; sie weist über den Einzelfall weit hinaus: Dieser kirchlichen Hierarchie geht es nicht um Liebe, nicht um Solidarität; weder um Brüderlichkeit noch um Schwesterlichkeit. Es geht ihr, wie eh und je den Pharisäern, nicht um die Menschen, sondern um die abstrakten Prinzipien der allein selig machenden, der oft genug liebes- und leibesfeindlichen Lehre – hier um das seltsame Prinzip des Zölibats. Hochstrassers Zeugnis macht sichtbar, wie brutal die katholisch-kirchliche Hierarchie zuschlägt, wenn mündige Christen und Christinnen ihre eigene Überzeugung leben, verantwortlich ihrer Gewissensinstanz auch dann, wenn sie dadurch in Widerspruch geraten zu Fundamentalismus und Ortho-Doxie, dieser allein rechten Ordnung des Denkens in der Kirche. Auf erschreckende Weise geradezu spannend ist es, hier zu lesen, wie gnadenlos diese Kirche in ihrem Charakter geblieben ist – gnadenlos weit entfernt von jenem zentralen Ruf «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst» des Rebellen vom See Genezareth. (
Aus dem Vorwort von Otto F. Walter)

Josef Hochstrasser, geb. 1947 in Luzern. Studium der Philosophie und der Theologie. 1971 Schweizergardist in Rom. 1973 zum römisch-katholischen Priester geweiht. Später wegen Heirat «laisiert». 1985 Entzug der kirchlichen «Missio canonica» durch den Bischof von Basel. Berufsverbot. Hilfsarbeiter. Austritt aus der kath. Kirche. Studium an der evangelisch-reformierten Fakultät der Universität Bern. Seit 1989 reformierter Pfarrer. Ab 1982 Mitarbeiter der Rubrik «Zum neuen Tag» beim Schweizer Radio.

8. April 2020

Idyllen

Franz Hohler: Idyllen, Fischer, Frankfurt/
Main, 1983
In alphabetischer Reihenfolge werden 28 Orte und Gegenden beschrieben, für jeden Buchstaben des Alphabets eine Idylle, für Unzufriedene noch einige Ersatzidyllen zum Überkleben. Alles wirklich existierende Orte, die inventarisch beschrieben werden. Inventur allerdings aus privater Sicht und unter offensichtlichem Verzicht auf Vollständigkeit. Franz Hohler wäre nicht er selber, wenn es dabei idyllisch zuginge. (Inhaltsangabe im Buch)

7. April 2020

Tschipo

Franz Hohler: Tschipo, Fischer, Frankfurt/
Main, 1981
Tschipo träumt so stark, dass aus seinen Träumen am nächsten Morgen immer etwas übrigbleibt. Zunächst sind es nur Tannenzapfen oder ein Schokoladenfahrrad, doch als er eines Nachts in seinem überfluteten Zimmer mit einem Boot herumfährt und angelt, wird es den Eltern zuviel. Man versucht, ihn mit Pillen zu heilen, aber Tschipo «vergisst» die Pillen und träumt sich auf eine Insel, auf der er einen ebenso starken Träumer trifft. Zusammen mit Tschako macht er sich in einem erträumten Motorboot auf eine abenteuerliche Reise von Insel zu Insel, auf denen es überall nicht so ist, wie es sein soll: Die eine Insel ist ganz aus Kohle, auch die Menschen, Pflanzen und Tiere, die andere ganz aus Gold, auf einer anderen fliegen die Fische durch die Luft und die Vögel sind unter Wasser … Doch zum Schluss finden sie den Urheber all dieser merkwürdigen Dinge – aber wer das ist, und warum er dies alles angerichtet hat, wird hier nicht verraten. (Klappentext)

6. April 2020

Ein eigenartiger Tag

Franz Hohler: Ein eigenartiger Tag,
Luchterhand, Darmstadt + Neuwied,
1979
Franz Hohler ist als Buchautor bekannt geworden mit seinen Prosabänden «Idyllen» und «Wo?» und dem Erzählband «Der Rand von Ostermundigen». Während die Optik der Prosabände auf die alltäglichen Wahrnehmungen ausgerichtet ist, enthält «Der Rand von Ostermundigen» Geschichten, die sich ins Absurde steigern.

In seinem Lesebuch «Ein eigenartiger Tag» vereinigt der Autor diese beiden Erzählweisen. Gesehenes geht unmerklich in Erfundenes über, aus der Beschreibung von Erlebnissen wird ein Erzählen von Phantastischem. aus dem Spielerischen taucht zunehmend Verstörendes und Bedrohliches auf, perspektivische Verzerrungen entstehen, komische, nein schreckliche Vexierbilder unseres Alltags. (Klappentext)

5. April 2020

Salztränen

Paul Lascaux: Salztränen, Gmeiner,
Messkirch, 2008
Ein mysteriöser Autounfall im Emmental nahe Bern. Hans Bähler, Käseeinkäufer der Grosshandelsfirma «Moloko», prallt ungebremst an einen Baum und stirbt. Privatdetektiv Heinrich Müller, der von einer Versicherung mit der Untersuchung des Falls beauftragt wird, macht sich auf den Weg in das abgelegene Tal. Dort lernt er die Ethnologiestudentin Lucy kennen, die Feldstudien bei Schweizer Ureinwohnern betreibt und sich schon bald als glänzende Partnerin bei den Ermittlungen erweist. Mit Scharfsinn und Intuition kommen die beiden einem dunklen Geheimnis auf die Spur, das tief in der Vergangenheit des idyllischen Tals vergraben liegt. (Klappentext)

BE: Trubschachen, Chrümpelgraben und Umgebung, Langnau, Stadt Bern

Paul Lascaux ist das Pseudonym von Paul Ott, geboren 1955, aufgewachsen am Bodensee und seit 1974 wohnhaft in Bern. In den letzten dreissig Jahren hat er neben zahllosen journalistischen Arbeiten mehrere literarische Veröffentlichungen realisiert, vor allem Kriminalromane und -geschichten. Er ist Initiator des Schweizer Krimifestivals «Mordstage».

4. April 2020

Der Wunsch, in einem Hühnerhof zu leben

Franz Hohler: Der Wunsch, in einem Hühnerhof
zu leben, Sumus, Feldmeilen, 1977
Der Verfasser erzählt von täglichen Gegebenheiten, die alle auf ihre Art ein Eigenleben führen. Seine «Kameralinse» wagt sich an den Menschen heran, indem sie in die Häuser schaut, in denen er wohnt, und auf die Strassen und Plätze, über die er geht. Beharrlich schreibt sich Franz Hohler an die Dinge heran, so nahe oft, dass Wirkliches zu Unwirklichem, Alltägliches zu Geheimnisvollem wird.

Wer bereit ist, wieder wach zu werden für unsere Welt, wer bereit ist zu lachen, der wird dieses Buch nicht so schnell aus der Hand legen und später immer wieder darin blättern. (Klappentext)

3. April 2020

Hin- und Hergeschichten

Franz Hohler + Jürg Schubiger: Hin- und
Hergeschichten, Fischer, Frankfurt/Main,
1989
Zwei befreundete Schriftsteller, die beide die Kunst beherrschen, das Alltägliche als komisch oder erschreckend und das Aussergewöhnliche als ganz selbstverständlich erscheinen zu lassen, haben sich zum Vergnügen des Lesers ein Spiel ausgedacht: Dem einen fällt etwas ein, eine Episode, ein Erlebnis, der andere nimmt das Stichwort auf und antwortet mit einer eigenen Geschichte. Entstanden ist ein Buch voller Komik, das mit seinem beständigen Wechsel skurriler bis makabrer oder ins Absurde kippender Alltagsbilder höchst amüsant unterhält. (Klappentext)

2. April 2020

Fragen an andere

Franz Hohler: Fragen an andere, Zytglogge,
Bern, 1973
Antwort auf 6 nicht gestellte Fragen*

1. Die Interviews in diesem Büchlein wurden zwischen 1969 und 1972 gemacht.

2. Sie entstanden aus meinem Wunsch, von Leuten, die mich interessierten, etwas zu erfahren.

3. Ausser Mani Matter habe ich alle Gesprächspartner vor dem Interview nicht oder nur flüchtig gekannt, was sich als Vorteil erwies.

4. Bei der Transkription vom Tonband hielt ich es für richtig, den Sprechrhythmus der Befragten beizubehalten, also auch Konstruktionswechsel und -fehler nicht zu eliminieren.

5. Nicht unbedingt.

6. Alle Interviews sind ursprünglich für Radiosendungen gemacht worden, und nicht für eine schriftliche Form. Dies sollte man bei der Beurteilung der Aussagen bedenken; auch empfiehlt sich ein Blick auf das Datum des Interviews. Peter Handke ist inzwischen vom Grazer Gericht schuldig gesprochen worden und Hannes Wader ist jetzt berühmt, aber die Fahrprüfung haben sie beide noch nicht gemacht. Franz Hohler, März 1973

* vgl. Ernst Jandl, sprechblasen, S. 71


(Klappentext)

1. April 2020

Wo?

Franz Hohler: Wo? Fischer, Frankfurt/
Main, 1983
«Wo?», lautet knapp der Titel dieses Bandes, und die Antwort wäre «überall und nirgends!» Der Autor beschreibt sich, ohne sich interessant zu machen, seine Familie, die Geburt seines Kindes, sein Haus, seine Arbeit, seine Reisen in die nähere Umgebung, nach Frankfurt und nach Amerika, eine Demonstration, eine Bundesfeier und den langsamen Tod einer Wespe in einer Limonadenflasche. Mit seinen kurzen Prosastücken knüpft Franz Hohler an eine Tradition an, die ihren Abschluss mit Namen wie Peter Altenberg, Kurt Tucholsky, Alfred Polgar und Roda Roda in den Zwanziger Jahren fand. (Inhaltsangabe im Buch)