15. Dezember 2019

Der Mensch erscheint im Holozän

Max Frisch: Der Mensch erscheint im
Holozän,
Suhrkamp, Frankfurt/Main,
1979
Der Mensch erscheint im Holozän beginnt denkbar unspektakulär: Ein einsamer Witwer in seinem Tessiner Berghaus, und draussn will es nicht aufhören zu regnen. Dann wird der 74-jährige Herr Geiser durch einen Erdrutsch von der Umwelt abgeschnitten, die Naturgewalt konfrontiert ihn mit seiner eigenen Bedeutungslosigkeit. Auf sich gestellt, versucht er seinem Dasein einen Sinn zu geben, indem er unzählige Notizen und Lexikonausschnitte sammelt und damit die Wände tapeziert. Doch der schleichenden Erosion – nicht nur in der Natur, sondern auch in seinem Kopf – hat er nichts entgegenzusetzen. Draussen stürzen die Mauern ein, drinnen erleidet Herr Geiser einen Schlaganfall: Augenlid und Mundwinkel sind fortan gelähmt, er verliert immer mehr den Verstand und brät seine Katze im Kamin. Und während das versehrte Bergdorf schliesslich wieder aufgebaut wird, ist sein persönlicher Verfall unumkehrbar. Mit Herrn Geiser hat Max Frisch die deutschsprachige Literatur um einen Sonderling bereichert. Seine Erzählung hat der Autor rückblickend als sein «vollkommenstes» Werk bezeichnet. (www.getabstract.com)

TI: Onsernonetal, Passo della Garina

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