14. August 2017

Mein Feuergesicht

Ruth Blum: Mein Feuergesicht, Flamberg
Verlag, Zürich/Stuttgart, 1967
Einem grossen Thema bleibt Ruth Blum, die bekannte Erzählerin, immer wissender und tiefgründiger auf der Spur: Es ist die spannungsreiche Beziehung zwischen Mann und Frau, welche der Dichterin sinnbildlich erscheint für die spannungsreiche Beziehung zwischen Mensch und Gott. So auch in diesem kraftvollen, neuen Buch.

Ursula Imholz, ein kluges und leidenschaftliches Mädchen bäuerischer Abstammung, verfällt dem Charme eines weltläufigen und modern-religiös gesinnten Mannes. Ursula ist gezeichnet durch den Makel eines «Feuergesichts», eines flammenden Muttermales, in der einen Gesichtshälfte. Das macht es dem Geliebten leichter, gegenüber dem Mädchen in der platonischen Distanz einer Seelenfreundschaft zu verharren, und es doch unter geistiger Machtausübung in Abhängigkeit zu halten. Nach langen Jahren eines urtümlichen inneren Ringens der Geschlechter heiratet der Mann – aber nicht Ursula.

In einem Prozess ehrlicher Selbsprüfung durchschaut die Enttäuschte nicht nur die Schuld des zuvor geliebten und dann gehassten Partners, sondern schliesslich auch den eigenen Fehler einer überspannten Erwartung an das Leben und an den vor solchem Anspruch notwendigerweise scheiternden Mitmenschen. Der tapfere Entschluss, auf die Pose der Betrogenen zu verzichten, gibt Hoffnung auf den Gewinn einer reiferen und freieren Menschlichkeit.


Buchumschlag der Ausgabe der
Evangelischen Verlagsanstalt,
Berlin/Leipzig
Ruth Blum erzählt das reiche und fesselnde Geschehen mit der ihr eigenen Frische, aber auch mit feinem Gespür für Zwischentöne. Die Komposition zeigt mit schöner Klarheit drei sich verschränkende Handlungsebenen: die Rückblende auf vergangene Ereignisse, die Gegenwart einer Klinik, in welcher Ursula mit Hilfe verstehender Menschen ihre Umkehr vollzieht, sowie eine Folge von knappen, Tieferes andeutenden Traumschilderungen. Damit ist der Autorin nicht nur die psychologisch differenzierte und dadurch hilfreiche Schilderung eines heutigen Frauenschicksals, sondern ebenso ein Spiegel mordernen religiösen Erlebens zu danken. (Klappentext)

GE: Stadt Genf GR: Bivio SH: Klettgau, Stadt Schaffhausen TI: Bassa di Nara, San Carlo di Negretino, Riva San Vitale

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