11. Mai 2014

Muss ich nun mein Familienwappen müllen?

Der Berner SP-Stadtrat Halua Pinto de Magalhães sagt dem «rassistischen» Wappen der Zunft zum Mohren den Kampf an. Wissenschaftler befürchten einen erneuten «Bildersturm». Dies habe ich soeben in der Online-Ausgabe der Zeitung Der Bund gelesen. Dem Politiker ist der Kopf eines Schwarzen ein Dorn im Auge. Das Antlitz bildet das Wappen der Schneider- und Tuchschererzunft «zum Mohren». Die Zunft hat ihre Wurzeln im 14. Jahrhundert und ist Teil der Burgergemeinde Bern. De Magalhães fordert nun in einem Vorstoss, der Gemeinderat sei zu beauftragen, mit der Burgergemeinde und der Denkmalpflege eine Lösung für rassistische Darstellungen im öffentlichen Raum zu erarbeiten. «Allenfalls müsste gar die Entfernung solcher Darstellungen geprüft werden», heisst es im Vorstosstext.

Rassistisch? Das Wappen
der Gemeinde Möriken-
Wildegg (AG)
Würde ein derartiges Ansinnen Schule machen, könnte es für die Aargauer Gemeinde Möriken-Wildegg problematisch werden. Das Gemeindewappen zeigt nämlich einen Mohrenkopf mit roten Lippen und Ohrringen. Der Mohr, eine volkstümliche Deutung des Namens Möriken, erschien erstmals 1592 auf einem Grenzstein.

Das Wappen der Moor
aus Vordemwald (AG)
Obschon mein Familienwappen nach meinem Wissen nirgends einen öffentlichen Raum ziert, dürften sich Rassismussucher daran stossen, dass es ebenfalls einen Mohren zeigt. Der Name Moor stammt ursprünglich aus Deutschland. Die Moors von damals hatten genetisch bedingt oftmals eine etwas dunklere Hautfarbe als üblich. So entstand der Name Mohr, der mit der Zeit das H verlor und sich stattdessen ein zweites O einbürgerte. Was dies alles mit Rassismus zu tun haben könnte, ist mir schleierhaft. Ich finde, dass vielmehr das Gegenteil der Fall wäre, sollte in Bern de Magalhães' Vorstoss angenommen werden. Ein seit Jahrhunderten existierendes Kulturgut soll verschwinden. Der Mohr wird diskriminiert, der Mohr kann gehen.

PS. Und ginge es in der Religionsdebatte nach derselben Logik, müsste das Wappen des Kantons Glarus ebenfalls die Segel streichen. Es zeigt den heiligen Fridolin und somit ein Symbol des christlichen Glaubens. Und ja, unser ehrenwertes Schweizerkreuz, das christliche Symbol schlechthin, hätte selbstverständlich von der Bildfläche zu verschwinden. Wie wär's mit einer Volksinitiative, Herr de Magalhães?

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