Wolfgang Minaty (Herausgeber): Die Eisenbahn, Insel Verlag, Frankfurt, 1984
«Ich sitze in meinem Zug wie in meinem Schicksal», schrieb einst Joseph Roth. In unzähligen Gedichten, Prosastücken, Dramen und Hörspielen ist die Eisenbahn Gegenstand literarischer Auseinandersetzung. Obwohl die Eisenbahn in der deutschen Literatur eine einzigartige Rolle spielt, und zwar von der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in unsere Tage, ist es verwunderlich, dass dieses Motiv bislang so wenig beachtet worden ist. Nun liegt die umfassendste Anthologie deutschsprachiger Literatur zum Thema Eisenbahn vor, die es je gegeben hat. Mit bekannten, aber auch faszinierend unbekannten Texten von Chamisso und Goethe über Fontane, Kafka und Benn bis zur Kaschnitz wird ein ganz neues Kapitel der deutschen Literatur aufgeschlagen. Die Anthologie ist kein Geschichtsbuch, noch weniger ein Geschichtenbuch, dennoch spiegelt sich in den sorgfältig ausgewählten Texten aus über 150 Jahren die Technik als historisch erfahrbare Kategorie, als Prozess, der vielfältige und tiefgreifende Auswirkungen auf das soziale wie individuelle Leben des Menschen gehabt hat. Wirklichkeitsbeschreibung und Entwurf einer anderen Wirklichkeit stehen eng beieinander. Die Eisenbahn steht für Fortschrittsgläubigkeit bis hin zur närrischen Verzückung, mit ihr oder durch sie wird aber auch Skepsis wach bis hin zum Trauma. Man liest die Anthologie, als sässe man im Zug der Zeit. (Inhaltsangabe im Buch)
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