Heidy Gasser: Das Mägdli, orte-Verlag, Zelg, 1995 |
Manche Leute im Dorf sind argwöhnisch. Sie ist eine Fremde, eine Auswärtige. Sie wird ausgegrenzt, beobachtet. Sie verschliesst sich den Menschen, sucht Zuflucht in der Arbeit, in der Natur, baut sich ihre eigene Welt auf. «Ich fühlte mich auf einmal entsetzlich allein.» Sie ist hin- und hergerissen zwischen der entrückten Heimat und der hautnahen Fremde. Sie will zurück und flieht gleichzeitig vor dem Zugriff der Vergangenheit. Sie richtet sich ein in der Fremde.
«Ich liebte das Haus, die Wiesen, den Hof Da war kein fremdes Gefühl. Irgendwie fühlte ich mich daheim und geborgen.» Sie bleibt, sie heiratet den Sepp, sie bekommen eine Tochter, die Heidy. Sepp stirbt, sie bleibt zurück mit ihrem Kind. Sie leben am Rande des Dorfes.
«Das Mägdli, das ich gewesen bin, ist fortgegangen.» Dieses Buch ist ein wunderschönes, ein dichtes Dokument einer behutsamen Annäherung. Einer Annäherung freilich, die den fremden Blick, den Scharfsinn nicht verliert. Das Buch strahlt Würde aus und Grösse, Poesie auch, und Schalk, und Liebe. Das ist das Verdienst der erzählenden Mutter. Und: Das ist das Verdienst der schreibenden Tochter, die der Erinnerung Raum gab. Raum und Atem. Zwischenraum. (Vorwort von Gerhard Dillier)
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