21. September 2016

Madonna auf der Strasse

Ueli Brunner: Madonna auf der Strasse,
Pendo, Zürich, 1996
Er hat Hunderte von Bildern gemalt. Vom Regen aufgelöst, von Putzmaschinen verschmiert, von Lausbuben zerstört, von der Sonne ausgetrocknet und vom Wind verweht, sind sie spurlos verschwunden. Aber das Werk – von Trapani auf Sizilien über Zürich bis Brighton in England auf Strassen und Plätzen den Passanten für einige Stunden oder Tage zur Schau gestellt – hinterlässt dennoch Spuren.

Die Aufzeichnungen entwickeln sich zum Panorama des Alltags eines Strassenmalers. Wir lernen sein Handwerk kennen, erfahren, wie er die Bildmotive den örtlichen Begebenheiten anpasst – in Italien sind es religiöse Bilder, im Norden eher profane Werke –, wir werden vertraut mit den Spielregeln öffentlicher Räume, mit den Launen der Leute, die mit grossen und kleinen Spenden die Arbeit belohnen oder belächeln.

In Zürich setzt ihm die Obrigkeit zu. Er wird für seine hier ungebetene Arbeit gebüsst, die Strafzettel häufen sich. Schliesslich sitzt er im Bezirksgefängnis Andelfingen eine Haftstrafe ab. Auf Wunsch des Gefängnisverwalters malt er vor seiner Entlassung Vermeers «Mädchen mit dem Turban» an eine Wand, zur Freude der Insassen und Aufseher – und der Leser, die in diesem Tagebuch den kleinen grossen Kosmos der Welt eines Aussenseiters kennenlernen, der so bizarr und abwegig eigentlich gar nicht ist.
(Klappentext)

Auch dieses Buch ist, wie die anderen drei des Autors, in der Edition Wanderwerk erhältlich.

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