7. September 2016

Das Kainsmal

Ueli Brunner: Das Kainsmal, Eigenverlag,
Zürich, 1998, erhältlich in der Edition
Wanderwerk
«Das Kainsmal» versteht sich als Ergänzung und Fortsetzung von «Madonna auf der Strasse», ist aber eine in sich abgeschlossene Geschichte. Der Autor lässt noch einmal seinen Werdegang vom Maurer zum Pilger, vom Pilger zum Strassenmaler und vom Strassenmaler zum Schriftsteller Revue passieren, bevor er mit seiner zentralen Geschichte beginnt. Abgerundet wird das Buch mit einem Kapitel über die Repression der Zürcher Polizei, die ihn wegen seiner Kreidenbilder drei Mal ins Gefängnis brachte.

Das Buch fängt dort an, wo das erste aufhört. In Trapani auf Sizilien macht der Autor Bekanntschaft mit einer jungen Frau aus seiner Heimat. Das ungleiche Paar – das Mädchen ist im Alter seiner eigenen Töchter – malt zusammen ein Bild auf die Strasse, und bald vergisst der Vagabund sein Prinzip, alleine durch die Welt zu reisen. «Den verlorenen Söhnen und Töchtern eine glückliche Heimkehr!» steht im Sinne einer Widmung zu Beginn des Buches. Jasmin war vor Jahren aus dem Elternhaus ausgebrochen und mit einem Freund nach Sizilien geflohen. Die lange Reise zurück in die Schweiz, während der der Vagabund sich zum aufdringlichen Liebhaber wandelt, entwickelt sich für das Mädchen zu einer schwierigen Suche nach Heimat und Familie. (Klappentext)

Moors Fazit: Ueli Brunners Zweitling liest sich spannend-süffig und ist Tagebuch, Reisebericht, Roman und Behördenkritik in einem. Was die Lektüre so aussergewöhnlich macht, ist der Mensch Ueli Brunner, der sich als malender Strassenkünstler durch die Städte Süditaliens tingelt, und dies erst noch mit spezieller Begleitung. Auch 18 Jahre nach Erscheinen immer noch lesenswert und zum Glück aus erster Hand zu erwerben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen