8. März 2016

Mein Schlorzifladen-Debüt

Die Wirtschaft Köbelisberg liegt oberhalb von Wattwil (SG) auf 1045 m

Währenddem es am vergangenen Samstag im Toggenburger Städtchen Lichtensteig noch regnete, setzte wenige Minuten später nasser Schneefall ein. Und dies war auch das Programm für die nun folgenden fünf Wanderstunden nach Brunnadern. Unterbrochen wurde das winterliche Spektakel einzig vom Aufenthalt im Bergrestaurant Köbelisberg, wo wir die einzigen Gäste waren. Auf die Frage nach einem kleinen Imbiss nahm der Wirt das für Berner Ohren kryptische «Schlorziflade» in den Mund. Nun, ich bestellte postwendend und mit mir zwei andere Mitwanderinnen. Aufgetischt wurde ein lauwarmes Stück Kuchen mit einem vermeintlichen Quarkbelag. Bereits der erste Biss mundete meinem Gaumen dergestalt, dass er sich unverzüglich in dieses Gemisch aus Mürbeteig, Birnenmasse, Rahm und Ei verliebte. Mann, war das phonetisch nach Rotze klingende Zeug lecker! Das ich dies nach über 30 Toggenburger Wanderjahren noch erleben durfte!

Eine gaumenfreudige Offenbarung: der Schlorzi- oder Schlurzifladen.


Der Schlorzifladen erscheint zum ersten Mal 1881 im Idiotikon, dem schweizerdeutschen Wörterbuch. Dort heisst er jedoch nicht Schlorzi-, sondern Birnfladen und wird als «Kuchen mit verkochten gedörrten Birnen» beschrieben. Weiter ist dort zu lesen, dass im Appenzellerland früher um Weihnachten und Neujahr in fast allen Privathaushalten Rahm-, Käs- und Birnenfladen gebacken wurden. Diese gab man den Angestellten als Weihnachtsgeschenk. Aber auch die Bäcker verschenkten ihrer treuen Stammkundschaft solchen Fladen. Was liegt nun näher, als diese Rezept dieser appenzellisch-toggenburgischen Spezialität meiner Leserschaft hier zu präsentieren? Bitte sehr:

Schlorzifladen (6 Portionen)

Teig
400g Weissmehl, 1 TL Salz, 50g Butter, 1 Ei, 2,5 dl Milch, 20g Hefe, 1 Prise Zucker

Schlorzimasse
500g gedörrte Birnen, etwas Rohzucker, 1 Msp. Nelken und Zimtpulver, 1-2 EL Zitronensaft, 1 EL Kirsch

Rahmguss
2dl Rahm, 2dl Rahmquark, 1 Ei verklopft, etwas Zimtpulver und Muskat, wenig Zucker, ev. Vanillezucker

Vorbereitung
Gedörrte Birnen einige Stunden einweichen, danach mit Hackmaschine oder Stabmixer verkleinern. Die Masse mit den übrigen Zutaten vermischen; acht geben, dass sie feucht bleibt. Die Teigzutaten zusammenfügen und zu einem Teig kneten.

Zubereitung
Den Teig auswallen und auf ein Kuchenblech legen. Die Schlorzimasse gleichmässig darauf verstreichen. Den Rahmguss so darüber giessen, dass die ganze Schlorzimasse bedeckt ist. Etwa 40 Minuten bei 180° C im Ofen auf der untersten Rille backen, bis der Guss leicht angebräunt ist.

1 Kommentar:

  1. Der Schlorzi war wirklich sehr sehr fein! Danke für das Rezept. LG M

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