2. November 2014

Meine erste Medieninformation

Als ich mich 1991 an den Aufbau meines damaligen Trekkingunternehmens Alpentrek machte, war ich auch für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. In meinem Textarchiv ist mir heute die erste Medieninformation in die Hände gelangt, die ich damals per maschinengeschriebenen Brief an mehrere Tageszeitungen sandte. Und weil zu Beginn der 90er-Jahre das Schneeschuhwandern buchstäblich in den Kinderschneeschuhen steckte, fand ich es wichtig, die Öffentlichkeit über das älteste Fortbewegungsmittel auf Schnee zu informieren. Ganz bescheiden setzte ich Adresse und Telefonnummer meiner Firma unter den Text, in der Hoffnung, ein paar neue Kunden zu gewinnen. Der Bund druckte am 6. Januar 1992 eine gekürzte Fassung meiner Mitteilung ab. Und weil der Winter heuer bereits angeklopft hat, zitiere ich gerne den beinahe 22 Jahre alten Text.

Der Schneeschuh – alte Tradition in neuer Zeit
Wer heutzutage auf Schneeschuhen unterwegs ist, stösst immer wieder auf Leute mit staunenden und fragenden Gesichtern. Was  für viele aussieht wie ein Tennisschläger oder Teppichklopfer, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Schneeschuh. Und dass dieses Gerät auch hierzulande immer beliebter wird, kommt nicht von ungefähr. Schneearme Winter, überfüllte Skipisten, stark frequentierte Langlaufloipen und Skitourengipfel lassen den Wunsch nach einer anderen Fortbewegungsart im Schnee aufkommen. Einmal mehr befinden sich die Wurzeln dieses neuen Freizeitvergnügens in Nordamerika.

Lange Vergangenheit
Über das Alter des Schneeschuhs sind keine verlässlichen Angaben vorhanden. Man vermutet jedoch den Ursprung um 4000 vor Christus in Zentralasien, von wo aus die Besiedlung der nördlichen Hemispähre nur dank dieser bahnbrechenden Erfindung möglich war. Beim Gehen mit Schneeschuhen wird nämlich das Körpergewicht auf eine grössere Fläche verteilt, was ein tieferes Einsinken im Schnee verhindert. Somit können im Winter auch längere Distanzen zu Fuss zurückgelegt werden.
Interessanterweise bildete früher die Beringstrasse die Grenze für die weitere Verbreitung des Schneeschuhs in Asien, welcher sich nach den Völkerwanderungen weitgehend in Nordamerika etablierte. In Sibirien und Skandinavien setzte sich dann der Ski durch. Meister im Herstellen von Schneeschuhen waren einst die Athabaska Indianer. Selbst die weissen Pioniere machten sich vom 17. bis zum 19. Jahrhundert den Schneeschuh zu Nutzen. Die Eskimos hingegen kamen weitgehend ohne ihn aus, da sie meistens in Gebieten unterwegs waren, wo harter Schnee oder gar Eis keine derartigen Hilfsmittel erforderten.

Der Ski und seine Folgen
Mit der Einwanderungswelle der Skandinavier in Nordamerika im 19. Jahrhundert wurde dort auch der gleitfähige Ski bekannt. Nach und nach verdrängte er den Schneeschuh, der mittlerweile zum Wintersportgerät avanciert war. Indianer, Trapper, Jäger, die Armee und ein paar, oft in Klubs organisierte Freizeitläufer benutzten den Schuh jedoch weiter, da er im unwegsamen Gelände nach wie vor unübertreffliche Dienste leistete. So geriet der Schneeschuh nie ganz in Vergessenheit. Wegen der Diversifizierung des Wintersportbereiches in den letzten Jahren, schaffte das Gerät auch den Sprung über den Atlantik. So wird es bei uns nicht nur zum Winterwandern benützt, auch Snowboarder schätzen es als Aufstieghilfe, oder athletisch Orientierte bestreiten damit Schneeschuhrennen. Mittlerweile besteht auch eine bescheidene Auswahl an Organisatoren von Kursen und Touren auf Schneeschuhen.

Eines meiner allerersten Fotos vom Schneeschuhlaufen. Dieses legte ich als Papierbild dem Medienbericht bei. Die Aufnahme entstand am 1.12.1991 im Sparenmoos (BE). Im Hintergrund die Spillgerten. Zu dieser Zeit gab es im Sparenmoos praktisch keine Schneeschuhläufer.

Vielfalt an Modellen
Es haben sich im Laufe der Zeit viele verschiedene Typen entwickelt. So unterscheidet man hauptsächlich zwischen vier Grundformen: Bearpaw, Michigan, Alaskan und Ojibwa. Je nach Terrain und Schneebeschaffenheit wählt man das eine oder andere Modell. Die Grösse des Schuhs hängt vom eigenen Körpergewicht und nicht zuletzt von der zu tragenden Last ab. Verwendete man früher zur Herstellung vor allem Eschenholz und Leder, so benützt man heute eine ganze Reihe unterschiedlicher Materialien. Als leicht, robust und wartungsfrei haben sich Alurahmen mit Neopren- oder Polyuretanbespannung erwiesen. Zur Befestigung der Wanderschuhe dienen Bindungen aus Leder oder Neopren. Um einen optimalen Bewegungsablauf beim Gehen zu gewährleisten, müssen die Bindungen das Abheben der Ferse vom Schneeschuh ermöglichen.

Faszinierendes Naturerlebnis
Eigentlich kann der Schneeschuh in jedem Gelände eingesetzt werden. Am besten eignen sich jedoch flachere Gebiete, wie zum Beispiel der Jura oder, bei genügend Schnee, das Mittelland. Weil man sich nicht, wie zu anderen Jahreszeiten, an Wege halten muss, eröffnen sich einem neue Möglichkeiten im Erleben einer Landschaft und deren Natur. In allen Regionen ist es jedoch unerlässlich, die Ruhe des Wildes zu respektieren. Für das Schneeschuhlaufen gelten demnach dieselben Rück- und Vorsichtsmassnahmen wie beim Tourenskifahren.
Um eine tief verschneite Winterlandschaft auf Schneeschuhen geniessen zu können, sind geherisch keine technischen Kenntnisse notwendig. Etwas Gleichgewichtssinn und die Freude am Wandern reichen aus, um auf Indianerart den Schnee zu durchwaten. Je nach Schneeverhältnissen kann eine Tour aber schon in die Beine «fahren», was Neulinge immer wieder bestätigen.

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