Rolf Platen, Thomas Ruck, Val Grande – Wege in die Einsamkeit, Wiedemann Verlag, Münsingen, (Deutschland), 2009 |
Die Autoren, Rolf Platen und Thomas Ruck, bringen aus inhaltlicher Sicht zwar
keine neuen Fakten auf den Tisch, die zahlreichen stimmungsvollen, mitunter
grossformatigen Fotos erzeugen indes ohne Umschweife das vielzitierte Fernweh nach grandiosen, ursprünglichen Landschaften; Fernweh nach einer Gegend mit äusserst bewegter Vergangenheit – und einer Gegenwart, die im mitteleuropäischen Raum seinesgleichen sucht.
1969 wurde die letzte Alp im vielarmigen Talgebilde aufgegeben. Seither holt sich die Natur das in Jahrhunderten von Menschenhand mühsam abgetrotzte Kulturland zurück. Bald schon machten Begriffe wie «ultimo paradiso » oder «wilderness» die Runde. Von einem «letzten Paradies» zu sprechen scheint etwas gar hoch gegriffen, und «Wildnis» trifft, wie die Autoren in der Einleitung richtigerweise vermerken, den Nagel ebenfalls nicht ganz auf den. Da passt der Term «Wildheit» schon besser. Denn trotz der natürlichen Rückeroberung ist die Zivilisation nicht ganz aus den meist schwer zugänglichen Winkeln verschwunden. Im Gegenteil. Nach der Schaffung eines Nationalparks anno 1992 reifte die Erkenntnis, dass eine sich selbst überlassene Natur für die Erhaltung der Artenvielfalt in erheblicher Weise abträglich ist. Daher sind vermehrt Bestrebungen in Gang gekommen, eine Weg- und Hütteninfrastruktur aufrecht zu erhalten und sukzessive in moderatem Masse auszubauen, was das Val Grande in der Zwischenzeit zu einem veritablen, wenn auch anspruchsvollen Wandergebiet gemacht hat. Zudem werden einige Alpen wieder bestossen.
Über solche und viele weitere Themen berichten die zwei Autoren im ersten Teil des Buches. Ein zweiter Abschnitt beinhaltet 11 verschiedene Wanderungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, ohne jedoch den Ansprüchen eines Wanderführers gerecht werden zu wollen. Ein eher bescheidener Informationsteil rundet das gefällige Werk ab.
Wer sich bloss ein wenig mit dem Val Grande auseinandersetzt, stösst unweigerlich auf dessen bewegte Geschichte. Daher gibt es auch im Buch kaum eine Seite ohne Reminiszenzen an vergangene Jahre: «Und der Gedanke daran, was hier passiert sein könnte, lässt uns nicht mehr los, begleitet uns. Wie ein Rätsel, das gelöst werden will. Je mehr man sich damit befasst, umso neugieriger wird man. Und das ist mit eine der grossen Faszinationen, die vom Val Grande ausgehen». Dem Zitat von Rolf Platen ist nichts mehr beizufügen.
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