25. November 2013

Wir basteln uns einen Zensurbalken

Seit ein paar Tagen tickt in diesem Blog der Countdown bis zum Tag meiner voraussichtlichen Pensionierung am 31. August 2028. Leserin Ursula fand das «witzig», wie sie in einem Kommentar schrieb. Nicht so Leser HU. aus O. (AG):

«Es macht mir nicht mehr die gleiche Freude wie noch vor ein paar Tagen, bei Dir bzw. bei Deinem Blog kurz hereinzuschauen. Mir sticht diese täglich wechselnde Zahl ins Auge. Tage bis zur Fussball-WM? Nicht so wichtig. Tage bis zum (nächsten) Weltuntergang? Uninteressant. Tage bis zur Pensionierung? In der Hoffnung, dann (noch) mehr zu Fuss unterwegs zu sein? Hat das Wandern mehr Bedeutung als das, wofür man sich täglich einsetzt, versucht weiter zu kommen (weiter als zu Fuss)?

Die Tage zählen? Für mich geht etwas verloren, wenn ich die Tage zu zählen beginne. Freue ich mich auf etwas und zähle ich die Tage, nimmt die Freude ab. Zähle ich die Tage, bis eine unangenehme Zeit vorbei ist, gewinnt das Unangenehme an Bedeutung.

Zählen, rückwärts, Rück-wärts, Ziel Null. Ende. Neubeginn? Ist nicht das Unterwegssein das Schöne und Interessante, beim Wandern wie im täglichen Leben? Vielleicht verrätst Du mir, wie ich den Zähler auf meinem PC ausschalten kann.»

Tja, lieber HU, dein philosophischer Ansatz hat etwas. Allein, mein Beweggrund, den Zähler ticken zu lassen, fusst auf anderen Überlegungen. Einerseits hat das Ganze galgenhumoresken Charakter und ist in Zeiten, wo sowieso alles und jedes gemessen, bewertet und ausgewertet wird, als Provokation zu verstehen. Wer auf die Zahl klickt, gelangt übrigens auf eine Website, wo der Countdown in seiner vollen Pracht betrachtet werden kann. Man ergötze sich an den rückwärtsrasenden Tausendstelsekunden!

Andererseits hat bekanntlich alles seine Endlichkeit. Ob ich indes tatsächlich am 31. August 2028 pensioniert werde, steht auf einem anderen Blatt, ebenso, ob ich überhaupt meine Pension erlebe. Auch bin ich mir nicht sicher, ob diese Countdown-Website noch 15 Jahre läuft. Und ja, was geschieht eigentlich mit all den Blogs, wenn deren Bearbeiter ableben und niemand, ausser der Verstorbenen, über den Zugang verfügen? Alleine diese Fragen machen den Rückwärtszähler zu einem spannenden Unterfangen.

Auf einen Punkt sei zudem noch hingewiesen. Es lohnt sich, früh genug Gedanken über die Zeit «danach» zu machen. Dies führt mir der Zähler nun regelmässig vor Augen. Nur soviel vorneweg: Als Pensionist immer nur wandern zu gehen, dürfte mit der Zeit auch langweilig werden, abgesehen davon, dass der Faktor Gesundheit eine zentrale Rolle spielen wird.

Damit also kein falscher Eindruck entsteht: Ich lebe sehr wohl im Hier und Jetzt, was meine Bloggereien hoffentlich beweisen mögen. Überdies freue ich mich auf die kommenden 15, 14, 13, 12, 11, ... Jahre, sei es beruflich oder privat. Und insgeheim hoffe ich natürlich, dass im Versteckten die Tage ab dem 1. September 2028 in gleichem Masse hochgezählt werden, auf dass ich mit 80 noch rüstig durch die Lande streife.

Deine Frage nach dem Ausschalten des Countdowns kann ich wie folgt beantworten: Es gibt zwei Möglichkeiten, sich dieser Anzeige zu entziehen. 1. Du betrachtest den Blog auf einem Smartphone. Dort fehlt der Zähler gänzlich. Weil sich am PC die Sache freilich nicht ausschalten lässt, kann 2. das Problem  mit einer kleinen Bastelei  perfekt behoben werden.

Man messe Höhe und Breite der Anzeige, nehme ein Stück Karton und schneide dieses entsprechend zu. Anschliessend suche man nach einem Stück dünnen Faden und klebe diesen mittig auf den Karton. Die zu überdeckende Position kann nun vom oberen Bildschirmrand abgemessen und der Faden daselbst angeklebt werden. Vor dem Aufrufen von www.schrittler.blogspot.ch wird nun der Zensurbalken – er lässt sich nach eigenem Gusto bemalen – hinter dem Monitor hervorgeholt und solange hängen gelassen, bis der Blog verlassen wird. Ich rate dringend davon ab, die vorgeschlagene Lösung mittels Tipp-Ex zu umgehen.

Ein Stück Karton, Faden und zwei Klebestreifen: Fertig ist der Zensurbalken.

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