Internationale Vereinigung für Walsertum: Wir Walser – eine Anthologie, Brig, 2012 |
Als Liebhaber der Walsergegenden und der Wege, die sie miteinander verbinden, freute mich diese unverhoffte Gabe gewaltig, denn der Inhalt birgt linguistische Schätze, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss, wobei vielmehr die Ohren auf ihre Rechnung kommen. Der 2012 aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums der Internationalen Vereinigung für Walsertum erschienenen Anthologie ist nämlich eine CD beigelegt. Die 129 nicht immer einfach zu lesenden Texte werden von deren Schöpferinnen und Schöpfern vorgetragen. Und weil auch hier nicht immer alles verständlich ist, liefert das grandiose Buch gleich noch die jeweilige deutsche Übersetzung mit. Als kleines Beispiel diene nachfolgendes Gedicht von Irene Alby Tregsch aus Eischeme (Issime) im Aostatal (I).
Dar Winn
Dar winn
Tor stoarchi wi a winn
Tor süssi wi as kari
Wüschpilljit tur d'liarchien grampi
As gsanh
Das schméckjt van liartschonu un schwitzini
Das chlöpft wi aksch in grünn rinni
Das zéllt van süttig chuchini
Van strawini bétti
Van moarvlljigi héntschini
Mit wüerter das lljitzenen
Wi triéni
Im volle moane.
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Der Wind
Der Wind
Manchmal stark wie ein Wind
Manchmal süss wie ein Streicheln
Bläst zwischen den Ästen der Lärchen
Ein Gesang
Der nach Harz und Schweiss schmeckt
Der schlägt wie eine Axt in grüne Rinden
Der erzählt von heissen Suppen
Von Betten aus Stroh
Von steifen Händchen
Mit Worten die glänzen
Wie Tränen
Im Vollmond.
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