24. Januar 2016

Hanspudi und die Thuner Sonate

Stefan Haenni: Brahmsrösi, Gmeiner,
Messkirch, 2009
Wie liebe ich es doch, ohne Zeitdruck recherchieren zu können! Im Moment bin ich auf Spurensuche nach einem gewissen J. V. Widmann, dem ich im Juni 2000 in einem Berner Buchantiquariat zum ersten Mal begegnet bin. Nicht dem Autor selber, denn Josef Viktor Widmann verstarb anno 1911, sondern seinen Spaziergängen in den Alpen, die ich hernach mit grossem Interesse gelesen habe. Und je länger ich mich mit dem Menschen Widmann befasse, desto mehr bin ich fasziniert und begeistert.

Mitten in den Recherchen, zeigte mir die grösste Suchmaschine der Welt eine Textpassage aus dem zweiten Kriminalroman Brahmsrösi des Thuners Stefan Haenni. Es ging um J. V. Widmann, mit dem Johannes Brahms befreundet war. Unverzüglich sprang ich auf und hechtete in jene Gegend meines Bücherregals, wo ich die Autoren beginnend mit H, stehen habe. Den ungelesenen Brahmsrösi-Krimi nenne ich nämlich seit längerem mein Eigen. Die Lektüre habe ich sodann schleunigst und in kürzester Zeit nachgeholt. Von den drei bislang erschienen Haenni-Krimis erachte ich Brahmsrösi als den gelungensten. Als Leser erfahre ich eine ganze Menge über den Komponisten Brahms, sein Leben und Wirken, aber auch über die Brahms-Gesellschaften, insbesondere jene in Baden-Baden, wo der Komponist mehrere Jahre in einem heute öffentlich zugänglichen Haus die Sommer verbracht hatte.

Obschon im Roman dem Schriftsteller und Bund-Feuilletonisten Widmann eher eine Nebenrolle zugedacht ist, schenkt uns Haenni die eine oder andere Anekdote aus dem Leben des J. V. Und dass Haenni zwischendurch zu sprachwitziger Hochform aufläuft, möge folgendes Beispiel dokumentieren: In Oberhofen am Thunersee wird der allseits bekannte und geschätzte Violonist Bernhard Bachmann ermordet aufgefunden: 

Auf den ersten Blick sind keine Wunden sichtbar. Die vertrocknete Blutlache, die sich unter und neben dem grau-blonden Bubikopf ausgebreitet hat, spricht allerdings eine andere Sprache. Ist der Geiger unglücklich gestürzt? Oder hat ihm jemand den Bogen gegeben?

Kopfblatt der gedruckten Noten von 1887
Und die Thuner Sonate? Haennis Geschichte dreht sich in erster Linie um die Oiginalpartituren, der von Brahms im Sommer 1886 am Thunersee komponierten Violinsonate Nr. 2 in A-Dur (Op. 100). Privatdetektiv Hanspeter («Hanspudi») Feller, wird vom Präsidenten der Thuner Brahms-Gesellschaft damit beauftragt, nach der Echtheit der aufgetauchten Autographen zu forschen. Ohne die Geschichte zusammengefasst ausrollen zu wollen, sei an dieser Stelle bloss auf besagte Sonate hingewiesen, denn die Lektüre erweckte in mir unweigerlich das Interesse nach dem Klange dieses Oeuvres. Eh voilà! YouTube hat die Musik an Lager. Und dies gleich in mehreren Interpretationen. Ich habe mich für jene von Anne-Sophie Mutter (Violine) und Lambert Orkis (Piano) entschieden.

Schauplätze
BE: Thun (Hauptschauplatz) mit Brahmsquai, Café Bar Alte Oele, Hofstettenpark, Freienhofgasse, Mühleplatz, Restaurant Waisenhaus, Seefeldquartier, Niesenstrasse, Restaurant Dampfschiff (inkl. Infotafel über Wasservögel in dessen Nähe an der Aare), Brahmsplakette von J.V. Widmann am Brahmsquai, Kantonspolizei Allmendstrasse, Obere Hauptgasse; Oberhofen am Thunersee, Stadt Bern (Widmann-Brunnen mit Pavillon am Hirschengraben) PL: Krakau mit Universitätsbibliothek, Jordana Park, Flughafen Johannes Paul II, Gertrudy-Strasse D: Baden-Baden mit Brahmshaus in Lichtental, Casino, Zisterzienserinnen-Abtei Lichtental, Florentinerberg, Liebfrauenkirche, Ristorante Garibaldi, Friedrichsbad, Jesuitenplatz, Coffee Fellows im Hauptbahnhof.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen