3. Januar 2016

Der Fehlschuss als Fehlschuss

Thomas Bornhauser: Fehlschuss, Weber
Verlag, Thun/Gwatt, 2015
Im Bremgartenwald bei Bern brennt ein Ferrari, zwei Personen kommen darin ums Leben. Drei Tage später wird in der Berner Innenstadt ein Anlageberater auf offener Strasse erschossen. Zwei voneinander völlig unabhängige Verbrechen. Joseph Ritter, Dezernatsleiter Leib und Leben bei der Kantonspolizei Bern – intern nur «J.R.» genannt, nach J.R. Erwing in der TV-Serie «Dallas» –, sieht sich gefordert, zusammen mit seinem Team, Regula Wälchli, Elias Brunner und Stephan Moser.

Je länger die Ermittlungen andauern, umso wahrscheinlicher wird, dass es möglicherweise doch einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen im Bremgartenwald und in der Berner Marktgasse geben könnte. Aber welchen? (Klappentext)

Thomas Bornhausers Erstling spielt in der heutigen Zeit und ist gespickt mit Stadtberner Lokalkolorit. Für meinen Geschmack zitiert der Autor dabei zu viele real existierende Ladengeschäfte, Restaurants und Markennamen. Alleine dadurch verliert der Roman an literarischem Gehalt. Und noch ein Wort zur Handlung: Vielleicht habe ich bereits zu viele Krimis gelesen, aber der vorliegende Plot hat mich leider nicht vom Hocker gehauen. Der Hauptkommissär hat typischerweise seine Macken, das Ermittler-Team glänzt mit den üblichen Sticheleien, der Staatsanwalt ist wie immer auf Zack und die kriminelle Seite ist in dubiöse Händel verstrickt. Und ja, das Kriminalrätsel wird letztlich auf nicht unkonventionelle Art aufgelöst.

Sonderbar auch das Format und die Ausstattung des Buches. 16,5 x 23,6 cm hat schon fast Bildband- oder zumindest Sachbuchgrösse. Gaben die ganzseitigen Fotos der Originalschauplätze den Ausschlag (für mich das einzig Originelle am Werk)? Speziell auch das gewählte, gestrichene Offsetpapier: Für Romane – und Krimis erst recht – eher die Ausnahme. Aber am meisten irritiert hat mich indes die Haptik der Buchdeckel: Ein leicht ekelig anzufassendes Material, das sich sonderbar wächsern anfühlt. Nach der Lektüre musste ich mir jeweils die Hände eincremen, obschon im Roman keine Markencreme namentliche Erwähnung findet.

Henu, letztlich weiss der Verleger am besten, wie er seine Bücher auf den Markt und an die Leserschaft bringen will. Ich finde, der Titel Fehlschuss hat seine Schuldigkeit getan.

Und hier noch die Schauplätze

BE: Stadt Bern (Hauptschauplatz), Bremgartenwald, Glasbrunnen, S-Bahn Münsingen–Bern, Hinterkappelen, Muri b. Bern, Gerzensee, Rubigen, Ortschwaben, Gurten, Köniz VS: Vercorin F: Bordeaux PL: Warschau, Bystra, Lodz USA: New York

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