24. August 2015

Muss-Lektüre

Rob Lilwall: Zu Fuss durch China, DuMont,
Ostfildern, 2014
Im Winter 2012 starteten Rob Lilwall und sein Kameramann Leon McCarron zu einem aussergewöhnlichen Weitwanderabenteuer. Von der Wüste Gobi in der Mongolei wollten die beiden Abenteurer durch China bis nach Hongkong marschieren. Eine Strecke von beeindruckenden 4800 km. Entstanden sind ein Fernsehfilm sowie ein 381 Seiten umfassender Reisebericht, den ich mit Heisshunger innert Kürze verschlungen habe. Die wunderbar vom Englischen ins Deutsche übersetzte Geschichte liest sich derart leicht, spannend und amüsant, dass man sich wünschte, es gäbe diesen Standard als minimale Qualitätsanforderung für Reiseliteratur. In einer offenen und selbstkritisch-ehrlichen Art erzählt Lilwall zudem von eigenen Fehlern und Problemen, welche das Unternehmen mehrere Male beinahe zum Scheitern brachten. Und auch die psychologische Komponente kommt nicht zu kurz, als zwischen ihm und dem Filmer ein unüberbrückbar scheinender Zwist zu lodern begann. Doch die Zwei fanden eine Lösung, gingen über eine längere Zeit die Strecken als Solowanderer und beendeten die Tour schliesslich wieder gemeinsam.

Der 35-jährige Lilwall vermittelt indes viel Wissenswertes über die Geschichte und das China des 21. Jahrhunderts sowie über seine herzlichen und manchmal auch schlitzohrigen Bewohner. Als Mitleser nimmt man Anteil vom unglaublichen Süd-Nord-Gefälle des Landes und von beeindruckenden Zahlen. Über die rund 1,3 Milliarden Chinesen wachen alleine 30 000 Internet-Polizisten, bilden also eine Art Grosse chinesische Firewall. Im Jahr 2000 umfasste das Strassennetz Chinas etwa 15 000 km, bis 2009 waren es 60 000. Prognostiker rechnen für das Jahr 2020 mit einem Netz von 90 000 km, was ungefähr jenem der USA entsprechen wird. Anno 2000 gab es im Reich der Mitte vier Millionen Autos. Innert zehn Jahren hat sich die Zahl der Fahrzeuge auf über 80 Millionen verzwanzigfacht, Tendenz weiterhin brutal steigend.

Ich weiss nicht, ob ich eines Tages in dieses faszinierende Land reisen werde, Rob Lilwalls Buch jedoch, lese ich mit Bestimmtheit wieder einmal!

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