31. August 2015

Kleine Welten ganz gross

Mein Biwakplatz in marsähnlichem Ambiente. Die Einsattelung markiert die Zeinenfurggel, 2435 m.


Vergangenes Wochenende war ich im Glarnerland unterwegs. Abgehend von Braunwald wanderte ich via Alp Bösbächi hinauf ins wilde Gebiet der Zeinenfurggel, wo ich biwakierte, um anderntags halb gehend, halb kletternd besagte Furggel zu besteigen und, nun im Klöntal angelangt, bis in die Richisau zu wandern. Besonders beeindruckt haben mich nebst den mächtigen Kalkfluchten, die Erosionsformen an den Kalkblöcken entlang des Aufstiegs. Über Jahrtausende sind hier Miniwelten entstanden. Kleine Reliefs, deren Topografie an Satelitenbilder aus fernen Ländern erinnert. Dasselbe gilt auch für gewisse Uferbereiche der Gletscherseen, die der abserbelnde Bächifirn zurückgelassen hat. Was aussieht wie ein gigantisches Flussdelta aus 20 Kilometern Höhe, ist in der Tat eine Nahaufnahme, die eine Fläche von zwei Quadratmetern Fläche zeigt (letztes Bild).






29. August 2015

Thun rundum

Kürzlich vollendete ich die Umrundung der Gemeinde Thun. Und zwar ging ich auf jenen Wegen und Strassen, die auf Thuner Boden am nächsten zur Gemeindegrenze verlaufen. Die Strecke misst 33 Kilometer bei 1000 Metern Auf- und Abstieg. Ich benötigte 9½ Wanderstunden und fand den bergigen Abschnitt von Hünibach via Goldiwil hinunter in die Stadt besonders hübsch. Hierbei überschritt ich mit der Egg (1172 m) den höchsten und an der Aare beim Lerchenfeld (500 m) den tiefsten Punkt der Gemeinde. Ich ging aber auch entlang der Autobahn A6 vor Einigen, durchstieg die wegen Unwetterschäden gesperrte Cholerenschlucht und beinelte auf einer Panzerpiste über die ausgedehnte Allmend. Im Glütschbachtal wähnte ich mich für eine Dreiviertelstunde im Amazonas-Dschungel, als ich auf einem lauschigen Trampelpfad dem Glütschbach – der ehemaligen Kander –  folgte. Der Strandweg vom Gwatt bis zum Thuner Standbad, dem Strämu, lag während meinem Durchmarsch Anfang Mai lediglich zwei Zentimeter über dem Seespiegel. Die Anwohner des Seeufers schrammten haarscharf an einer Hochwasserkatastrophe vorbei. Erinnerungen an den August 2005 keimten auf.

Die Umrundung der Gemeinde Thun innerhalb ihrer Grenze. Rot die Route, grün die Grenze.

27. August 2015

Es spiralte mir

Was lässt sich als freischaffender Fussgänger nicht alles anstellen! Meine neuste Erfahrung ist das Spiralwandern, eine skurrile Abart der Rundwanderung. Ich integrierte das Experiment in mein Projekt Thun total, nicht zuletzt deshalb, weil sich städtisches Revier dank seiner Dichte an Strassen bestens für derartige Spielereien eignet. Ich startete also an einem peinlich genau gewählten Punkt – für Thun-Kenner: am Ende der Waldheimstrasse nahe der Johannes-Kirche –, ging zur ersten Strassenkreuzung, bog rechts ab und spiralte mich hernach im Uhrzeigersinn aus dem Zentrum hinaus, bis ich nach über 18 Kilometern bei der Einmündung von der Gottfried-Keller-Strasse in die Mönch-Strasse das Ende erreichte, einen mikrigen Kilometer Luftlinie vom Ausgangspunkt entfernt. Henu, was zählt ist bekanntlich der Weg, und der war es wert zu gehen.

Als hätte ich Afrika spiralbewandert, doch ich tat es in Thun (BE)

24. August 2015

Muss-Lektüre

Rob Lilwall: Zu Fuss durch China, DuMont,
Ostfildern, 2014
Im Winter 2012 starteten Rob Lilwall und sein Kameramann Leon McCarron zu einem aussergewöhnlichen Weitwanderabenteuer. Von der Wüste Gobi in der Mongolei wollten die beiden Abenteurer durch China bis nach Hongkong marschieren. Eine Strecke von beeindruckenden 4800 km. Entstanden sind ein Fernsehfilm sowie ein 381 Seiten umfassender Reisebericht, den ich mit Heisshunger innert Kürze verschlungen habe. Die wunderbar vom Englischen ins Deutsche übersetzte Geschichte liest sich derart leicht, spannend und amüsant, dass man sich wünschte, es gäbe diesen Standard als minimale Qualitätsanforderung für Reiseliteratur. In einer offenen und selbstkritisch-ehrlichen Art erzählt Lilwall zudem von eigenen Fehlern und Problemen, welche das Unternehmen mehrere Male beinahe zum Scheitern brachten. Und auch die psychologische Komponente kommt nicht zu kurz, als zwischen ihm und dem Filmer ein unüberbrückbar scheinender Zwist zu lodern begann. Doch die Zwei fanden eine Lösung, gingen über eine längere Zeit die Strecken als Solowanderer und beendeten die Tour schliesslich wieder gemeinsam.

Der 35-jährige Lilwall vermittelt indes viel Wissenswertes über die Geschichte und das China des 21. Jahrhunderts sowie über seine herzlichen und manchmal auch schlitzohrigen Bewohner. Als Mitleser nimmt man Anteil vom unglaublichen Süd-Nord-Gefälle des Landes und von beeindruckenden Zahlen. Über die rund 1,3 Milliarden Chinesen wachen alleine 30 000 Internet-Polizisten, bilden also eine Art Grosse chinesische Firewall. Im Jahr 2000 umfasste das Strassennetz Chinas etwa 15 000 km, bis 2009 waren es 60 000. Prognostiker rechnen für das Jahr 2020 mit einem Netz von 90 000 km, was ungefähr jenem der USA entsprechen wird. Anno 2000 gab es im Reich der Mitte vier Millionen Autos. Innert zehn Jahren hat sich die Zahl der Fahrzeuge auf über 80 Millionen verzwanzigfacht, Tendenz weiterhin brutal steigend.

Ich weiss nicht, ob ich eines Tages in dieses faszinierende Land reisen werde, Rob Lilwalls Buch jedoch, lese ich mit Bestimmtheit wieder einmal!

23. August 2015

Hund am Boden


Diese Woche kehrte der Sommer zurück und mit ihm am Brahms-Quai in Thun die Sommerfrischler, Flaneure und erschöpften Hundebesitzer.

19. August 2015

Ein Blinder auf dem Appalachian Trail

Bill Irwin, David McCasland: Dunkle Nacht
am hellen Tag, Frederking & Thaler,
München, 2000 (vergriffen)
In diesem Buch beschreibt der Blinde Bill Irwin die unglaubliche Geschichte seiner Wanderung auf dem berühmten Appalachian Trail. Allein mit seinem treuen Hund Orient bewältigte er die 3200 Kilometer durch 14 Staaten der USA, über Berge und Flüsse, in Hitze und Kälte, Regen und Schnee. Ein Bericht über Mut und Durchhaltevermögen, über die Liebe zur Natur und zu den Menschen. (Klappentext)

Bill Irwin, 1940 geboren, studierte Chemie und Biologie, war National Education Director von Roche Biomedical Laboratories und arbeitete als Familienberater in North Carolina. Er war Herausgeber des Newsletters «The Orient Express» und wurde in der amerikanischen Öffentlichkeit durch seine Vorträge und Fernsehauftritte mit seinem Blindenhund Orient bekannt. 1997 starb Orient und erhielt einen nicht weniger würdigen Nachfolger namens Bronnie. Am 1. März 2014 starb Bill Irwin an seinem Prostata-Krebsleiden.

Gerne empfehle ich an dieser Stelle die Betrachtung des deutschen Dokumentarfilms «Durch die Wildnis Amerikas» (YouTube). Er begleitet mehrere Weitwanderer auf dem Appalachian Trail und vermittelt einen guten Eindruck über den schier endlosen Weg durch die Appalachen.

17. August 2015

Soulthorn

Urs Jaeggi: Soulthorn, Ammann, Zürich,
1990 (vergriffen)
In Soulthorn kreuzen sich zwei Motive: die Liebe eines Mannes zu einer Frau und dessen Hassliebe zu seiner Heimatstadt, aus der er schon längst entflohen ist. Der Roman erzählt die Geschichte des Kunstmalers Kocher, der mit seiner Freundin Banholzer von Berlin nach Solothurn fährt, um sich, geborgen im Wissen um ihre Liebe, seinem Herkommen auszusetzen.

Während zweier Tage durchstreifen sie die Stadt und ihre Umgebung, und in Kochers erinnerndem Erzählen wird seine Kindheit und Jugend in den dreissiger und frühen vierziger Jahren Lebendig, blitzen in den nachgezeichneten Biographien von Tante Amalie, der Weissnäherin, und ihrem Gatten Otto soziale, politische und wirtschaftliche Verhältnisse auf, gewinnt die Stadt mit ihren erinnerungsträchtigen Örtlichkeiten historische Tiefe, kündet der Jura von nie versiegender Sehnsucht, die Aare vom immergleichen Fluss der Dinge, das Museum von anderen Welten ...

Indem Kocher der Freundin sein Leben erzählt, zeichnet er das innere und äussere Porträt seiner «idyllischen» Heimatstadt, die von Fremden überflutet ist, aber dem Fremden gegenüber verschlossen bleibt. Und doch: Kocher weiss, dass er an diese Stadt gefesselt ist, dass sie ihn nicht loslässt, dass er von ihr nicht loskommt. Was sie ihm im Guten wie im Bösen angetan hat, ist Teil seiner selbst. Sein Herkommen überlebt auch in der Fremde.

Das Buch endet mit dem Nachwort eines fiktiven Herausgebers. Wir erfahren, dass Kocher und Banholzer nach ihrem zweitägigen Streifzug spurlos verschwunden sind. Was dem Nachwort vorangeht, fand sich in einem von Kocher zurückgelassenen Notizbuch. «Ich spüre beim Erzählen meinem Ich gegenüber immer eine Distanz. Ich will das Gewesene vor mir aufbauen, nicht mich drin versenken», sagt Kocher in dem Roman. Diese Distanz ist auch jene von Urs Jaeggi. Soulthorn schafft in der Distanznahme Raum für den Zweifel.

Der fiktive Rahmen des Romans, sein in Sequenzen aufgelöster Aufbau und sein sprachlicher Duktus führen dem Leser die Suche nach der Wahrheit als etwas Unsicheres und Ungesichertes vor. (Klappentext)

Besonders gut gefallen hat mir folgende Passage: «Vielleicht, Banholzer, ist Eisenbahnfahren die einzige mechanische Fortbewegungsart, die unser innerer Rhythmus gerade noch erträgt. Die wegfliegenden Häuser, Bäume und Äcker, die kleinen Erschütterungen, die Verlangsamung und der Stillstand; man kann das Vorwärtsbewegen beschleunigen, indem man auf die parallel laufenden Schienen und die den Bahndamm zierenden Gebüsche schaut, man kann aber auch den Blick am Horizont festmachen, der viel langsamer vorbeizieht. Mann kann in die Städte hineinfahren, in zersiedelte Grossstädte, wo Reihenhaussiedlungen, Fabrikanlagen und Hochspannungsmaste den nächsten Bahnhof ankündigen. Die Skyline, an der wir in Frankfurt vorbeigefahren sind, ist in Deutschland einmalig, ein Modell, dass Nachahmer finden wird, obwohl keine andere Stadt eine vergleichbare geballte Kapitalanhäufung hervorbringt.»

SO: Stadt Solothurn (Hauptschauplatz), Burgäschisee, Weissenstein, Rüttenen, St. Verena-Schlucht, Hasenmatt, Balmberg, Altreu.

15. August 2015

NPL

Simon Michalowicz: Norwegen der Länge nach,
Piper Verlag, München/Berlin, 2015
Als ich Anfang der 90er-Jahre Björn Klauers Norwegen zu Fuss las, war ich begeistert. Begeistert von der Idee, die riesige Distanz von Oslo bis ans Nordkap per pedes und auf Skis zurück zu legen. Und nun, 25 Jahre später, habe ich Simon Michalowiczs Norwegen der Länge nach gelesen. Der damals 32jährige Deutsche startete Ende Mai 2013 am Kap Lindesnes, dem südlichsten Punkt Norwegens, und treckte die rund 3000 km bis ans Nordkapp, wo er nach 140 Tagen anlangte. Seine Route führte ihn durch die schönsten Gegenden des Landes. Einzelne Abschnitte ging er gar durch Schweden und Finnland. Für ein paar Tage weilte Michalowicz zudem in der am Weg gelegenen Huskyfarm Björn Klauers, der sich nach seinem Abenteuer in Norwegen nieder liess, wo er als Hundezüchter, Reiseanbieter, Fotograf und Autor erfolgreich tätig ist.

Simon Michalowicz ist nicht der Erste, der Norge på langs (NPL) zu Fuss absolviert. Obschon es keine durchgehend markierte Route und auch keine Wanderführer gibt, versuchen es immer wieder Leute, die es auch tatsächlich schaffen. Ein jeder stellt sich seine Strecke selber zusammen und sorgt dafür, dass er sein Unternehmen logistisch in den Griff bekommt. Die grossen Distanzen und die mitunter dürftige Infrastruktur bedingen eine genaue Planung. Davon berichtet der Autor ausführlich. Als besonders berührend erlebt er die Gastfreundschaft der Norweger. Aber auch die Schilderungen erlittener Strapazen, fehlender Postpakete oder das während des Gehens verlustig gegangene Zelt machen das Ganze zum Lesevergnügen. Michalowiczs Bericht weckt schlicht und einfach die Lust, Norge på langs selber an die Hand zu nehmen und vom Sofareisenden zum potenziellen NPLer zu mutieren.

14. August 2015

Mein nächster Montagabend

Unterwegs mit Sabine Dahinden und der Fernseh-Crew zwischen Murten und Avenches unweit der A1. Kurze Zeit später setzte Regen ein … Foto: Fabian Bucher (Produzent der Sendung).



Nicht verpassen und vor den Bildschirm sitzen: Montag, 17. August 2015, 20.55 Uhr! Zu bester Sendezeit läuft auf SRF1 die dritte und letzte Folge von Dahinden – Bitte mitnehmen! Sabine Dahinden, die Urner Fernsehjournalistin und Moderatorin von Schweiz aktuell, war mit mir auf ihrer Reise von St. Margrethen nach Genf einen Nachmittag lang zu Fuss unterwegs. Bin gespannt, was die Film-, Ton- und Produktionscrew aus dieser Wanderung gemacht hat. Für mich wird die Ausstrahlung also ebenso eine Première sein wie für das restliche Fernsehpublikum. Hier noch einen Ausschnitt aus der Programmvorschau von SRF1:

Er geht lieber zu Fuss und kann selber nicht einmal Autofahren: René Moor, ein angefressener Wanderer, der sich selber als «freischaffenden Fussgänger» bezeichnet. Mit ihm wandert Sabine Dahinden von Murten nach Avenches der A1 entlang und erfährt, warum der Berner so viel lieber zu Fuss unterwegs ist und was ihn an der Autobahn stört.

13. August 2015

Tod einer Internatsschülerin

Mona Bodenmann: Tod einer
Internatsschülerin,
orte Verlag,
Schwellbrunn, 2000
Eine junge Frau glaubt nicht, dass ihre Schwester sich von der hohen Brücke gestürzt hat, welche die Gottéron überspannt. Die Fribourger Polizei ist anderer Ansicht. Daher ermittelt die Protagonistin auf eigene Faust. Immer tiefer stösst sie in ein Dickicht menschlicher Unzulänglichkeiten, enttäuschter Hoffnungen und Lügen vor. Zugleich begegnen wir schillernden oder auch spiessigen Menschen: der kalten Directrice des Internats, der klugen Nonne Cécile, dem Priester Morel, dem charmanten Barman Milan und vielen anderen. Damit wird im Erstling der in Aarau geborenen Appenzellerin Mona Bodenmann die spannende Kriminalgeschichte zur hintergründigen Untersuchung, wie Menschen einander oft begegnen und was sie vor einander verbergen. (Klappentext)

FR: Stadt Freiburg, Bourgillon, Marly ZH: Stadt Zürich

12. August 2015

Keine Kunst VI!



Vorgestern nahm ich bei masochistisch-schwülem Klima den Faden wieder auf und schlenderte nach Büroschluss durch ein paar unbegangene Strassen Thuns. Am Eingang zum Komplex des Gotthelfschulhauses entdeckte ich, bereits mächtig vor Schweiss triefend, dieses signaletische Kunstwerk. Es war, als hätten sich Paul Klee oder Miró im Malen nach Zahlen geübt.

11. August 2015

Ein Dächli, bitte!



Kurz vor Wiler bei Gurtnellen (UR) geriet ich nach fünf Stunden Wanderung in den Regen. Ich freute mich bereits auf einen gedeckten Unterstand an der Haltestelle, wo in einer halben Stunde mein Bus nach Altdorf abfahren würde. Aber oje! Das Bushäuschen befand sich auf der schräg gegenüberliegenden Seite meiner Haltestelle. Die verfügte zwar über eine ausklappbare Bank – ganz im Sinne, des am 6. Februar 2013 vorgestellten Modells –, nicht aber über ein Regendach. Liebe Bushaltestellen-Manager. Was nützt eine gut gemeinte Bänklikonstruktion, wenn der Fahrgast zwar seinen Hintern trocken behält, es ihn jedoch ungehemmt von oben duscht? Fein wäre ein an der Stützmauer angebrachtes Dächli, was dann auch das Klappbänkli überflüssig machen würde. Oder sind Ihnen die bergwärts fahrenden Passagiere mehr wert, als jene, die es Richtung Altdorf zieht?


8. August 2015

Sehnsucht nach Santiago

Werner Reuter: Ohne Stock – mit Stein,
Verlag U. Nink, Solingen, 2011
Als es soweit war, dass ich frei über meine Zeit verfügen konnte, habe ich mich am 15. April 2010 auf den Weg gemacht. Vom Dreikönigenschrein im Kölner Dom bin ich ohne Begleitung zu Fuss den 2600 Kilometer langen Weg, nicht gerechnet viele Kilometer an Umwegen, gegangen, ausgerüstet mit zwölf Kilogramm Gepäck und vier kurz gefassten Reiseführern. Nach etwa dreieinhalb Monaten bin ich am 27. Juli 2010 in Santiago de Compostela angekommen. Bis auf einen Ruhetag war ich jeden Tag unterwegs, im Durchschnitt 28 Kilometer. Dies schreibt der in Duisburg geborene Werner Reuter im Vorwort zu seinem Pilgerbericht Ohne Stock – mit Stein, den ich soeben gelesen habe.

Dass der rüstige Rentner den Weg ohne Begleitung gegangen ist, stimmt zwar nicht ganz, denn immer wieder traf er auf Pilgerbrüder und -schwestern, mit welchen er einzelne oder mehrere Tage unterwegs war. Dennoch ist man als Leser von der Leistung Reuters beeindruckt. Wie bei Jakboswegberichten gewohnt, dreht sich der Text sehr oft um die Übernachtungssuche oder um die erwähnten Mitpilger. Doch der Autor liefert auch eine ganze Menge an Hintergrundinformationen und erzählt ab und zu aus seinem bewegten Privatleben während der Nazizeit und darüber hinaus. Was es mit dem im Buchtitel erwähnten Stein auf sich hat, sei an dieser Stelle nicht verraten, denn schliesslich empfehle ich das Werk gerne zur Lektüre weiter.

3. August 2015

Zwei Esel auf dem Jakobsweg

Tim Moore: Zwei Esel auf dem Jakobsweg,
Piper, München, 2008
Was passiert, wenn ein Engländer, ausgestattet mit einer großen Portion britischen Humors, sein Herz und die Zügel in die Hand nimmt und sich mit einem französischen Esel auf heiliges spanisches Terrain begibt? Genau, der Esel ist störrisch, der Weg nach Santiago de Compostela lang, und Tim Moore findet in seinem Pilgerführer aus dem 12. Jahrhundert auch nicht immer die passenden Tipps. Dafür findet er etwas anderes: den Weg in sein eigenes Herz. (Klappentext)

Witzig, witzig … and very British!