Das schaffhausische Merishausen zu Beginn. Eingebettet in die Hügel des Randen. Morgenfrische in den Gassen. Am Schattenhang liegt noch Schnee. Im Gemeindehaus eine urige Schenke. Gut der Kaffee. Das Dorf dämmert dem Tag entgegen. Über Hintergassen entschwinden wir Richtung Schattenhang, Richtung Wald. Buchen, Eichen, Föhren. Das ist der Randenwald. Randen ist Tafeljura. Oben angelangt, die Bise. Und Sonne und Dunst am Horizont, über gestaffelten Waldrücken. Abstieg nach Hemmental. Eingezwängt in die Geländekerbe, eine lange Häuserreihe in Jura-Architektur. Der Schaffhausen-Bus wendet rückwärts, informiert ein Verkehrsschild. Das Tal verästelt sich. In den Ästen wohnen Menschen. Gegenaufstieg auf einem Pfad mit hartgepresstem Schnee, Eis beinahe. Wieder die Bise. Ein letzter Blick zurück aufs Dorf. Wald und Rodungen wechseln sich ab. An Schattenlagen liegt zunehmend Schnee. Gelbe Wegweiser stehen im Feld und markieren die Loipe. Wintersport im Randen schmelzt dem Frühling entgegen. Umgestürzte Bäume im Hohlweg nach Löhningen hinab. Kletterkünste von Ast zu Ast.
Hemmental (SH) |
Am Waldrand windgeschützte Rast mit Blick auf die Klettgau-Ebene. Dem Rebhang entlang, am Fusse des Randen, dem Blauburgunderland. Nach Siblingen geht die Reise, von dort ebenwegs Gächlingen entgegen, den Wind im Rücken. In der Ferne die Bergkirche St. Moritz, das über 500 Jahre alte Wahrzeichen Hallaus, mitten im grössten Rebberg der Ostschweiz. Eine Wucht von Kirche. Reformiert trotz verheiligtem Namen. Doch zuvor der Schlenker über den Weinhain, der Oberhallau von Gächlingen trennt. Weit wiederum die Rundumschau, bösbisig der Wind, die Rast vermiesend. Oberhallau ist ein Schlafdorf mit fehlproportioniertem Kirchturm und, wie in Merishausen und Hallau, mit einem Restaurant Gmaandhuus. Ein seit Jahrhunderten bestechendes Gastrokonzept. Die Bergkirche über Hallau bietet kunstgeschichtlichen Unterricht und sonnige Kurzrast. Auf dem Abstieg ins Dorf intoniert eine Jugendgruppe selten gehörtes Liedgut:
Welche Wohltat, wenn auch nur eine kurze, junge Menschen in offenem Gelände altes Liedgut singen zu hören. Liedgut, das seinen Ursprung in Berlin hat:
Nach Pankow war sein Ziel;
Da verlor er seinen Jüngsten
Janz plötzlich im Jewühl;
’Ne volle halbe Stunde
Hat er nach ihm jespürt.
Aber dennoch hat sich Bolle
Janz köstlich amüsiert.
In Pankow jab’s keen Bier,
War allet uffjefressen
Von fremden Leuten hier.
Nich’ ma’ ’ne Butterstulle
Hat man ihm reserviert!
Aber dennoch hat sich Bolle
Janz köstlich amüsiert.
Auf der Schönholzer Heide,
Da jab’s ’ne Keilerei,
Und Bolle, jar nich feige,
War mittenmang dabei,
Hat’s Messer rausjezogen
Und fünfe massakriert.
Aber dennoch hat sich Bolle
Janz köstlich amüsiert.
Es fing schon an zu tagen,
Es fing schon an zu tagen,
Als er sein Heim erblickt.
Das Hemd war ohne Kragen,
Das Nasenbein zerknickt,
Das linke Auge fehlte,
Das rechte marmoriert.
Aber dennoch hat sich Bolle
Janz köstlich amüsiert.
Als er nach Haus jekommen,
Da ging’s ihm aber schlecht,
Da hat ihn seine Olle
janz mörderisch verdrescht!
’Ne volle halbe Stunde
Hat sie auf ihm poliert.
Aber dennoch hat sich Bolle
Janz köstlich amüsiert.
Und Bolle wollte sterben,
Er hat sich’s überlegt:
Er hat sich uff die Schienen
Der Kleinbahn druffjelegt;
Die Kleinbahn hat Verspätung,
Und vierzehn Tage druff,
Da fand man unsern Bolle
Als Dörrjemüse uff.
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