Alexander Nyffenegger: Kameraden und Verbrecher, Edition Hartmann, Biel /AutorInnenverlag, Bern, 2009 |
Nyffenegger reisst nicht die gleiche Wunde ein weiteres und prinzipielles Mal auf: Er macht das Geschehen dingfest am individuellen Dasein im eigenen Lande Schweiz. Glaubwürdig und seriös recherchiert zeigt er, wie sich eine Ideologie einnistet in den Köpfen von Menschen und vor allem jungen Menschen. Es gibt soziale und wirtschaftliche Gründe für die Faszination.
Historisch und faktisch betrachtet, ist es die Frontistenbewegung, wie sie sich im vorliegenden Roman von Bern ausgehend entwickelt – emotional ist es die freundschaftliche Beziehung zweier Lehrlinge der Berner Lehrwerkstätten, wo der Eine der Faszination der aufstrebenden und Heil versprechenden Ideologie verfällt, der Andere in der kritischen Position verharrt. Beide treffen sich im faschistischen Deutschland wieder. Beide stehen sie in einem je unterschiedlichen Verhältnis zur Liebe zwischen Gebundensein und Hoffnung. Was weder die Sache mit dem Nationalsozialismus noch die Freundschaft erleichtert.
Nyffenegger versteht es, das Prinzip einer politischen Überzeugung mit dem Zweifel individueller Wegfindung und Positionierung zu verknüpfen. Sein Roman entschuldigt nichts, geht aber weit über eine klischierte und letztlich unbeteiligte Verurteilung einer düsteren Epoche zivilisatorischer Menschheitsgeschichte hinaus, macht sie nachvollziehbar, ohne sie der Verwerflichkeit zu entziehen. Das Allgemeingültige seines Romans erweist sich an der Empfindung des Einzelnen. (Klappentext)
BE: Stadt Bern (Hauptschauplatz) namentlich: Lehrwerkstätte, Bremgartenfriedhof, Lorraine, Bümpliz, Restaurant Mühlerad, Matte, Zeughausgasse, Länggasse, Herrengasse, Junkerngasse, Bundeshausplatz; Thun, Militärflugplatz Bönigen SH: Stadt Schaffhausen ZH: Stadt Zürich, Militärflugplatz Dübendorf D: Stuttgart (Hauptschauplatz), Daimler-Werk in Sindelfingen, Waiblingen, Nürnberg, Dachau, München A: Innsbruck
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