28. Januar 2014

Ein Porträt aus Porträts

Bernhard Giger, Bänz Friedli: Herzim
Emmental.
Vom Leben mit einem
Mythos, Limmat Verlag, Zürich, 2011
Das Emmental ist ein Mythos. Geprägt durch Gotthelf, Balzli, Gfeller; verkörpert durch Krächen, Käse, Kemmeribodenbad-Merengues und das Personal, die Emmentaler. Doch ist das Land zwischen Hohgant und Burgdorf, zwischen Konolfingen und Napf wirklich so, wie es in den Köpfen fern von Ilfis und Emme herumgeistert? Dieser Frage sind der Filmemacher Bernhard Giger und der Journalist und Kolumnist Bänz Friedli nachgegangen. Antworten fanden sie bei gebürtigen Emmentalern. Bei Grössen wie dem Liedermacher Tinu Heiniger, seinem Bruder Ueli, dem Bauunternehmer Bruno Marazzi, den Politikern Simon Schenk und Hans Grunder, dem Shakra-Gitarristen Thom Blunier, der Hürdenläuferin Lisa Urech sowie dem renommierten Stahlseilhersteller Peter Jakob. Aber auch weniger bekannte Gesichter kommen in den einfühlsamen Porträts zu Wort. Die 78-jährige Eriswilerin Ida Heiniger-Frauchiger, der eidgenössische Kranzschwinger Matthias Siegenthaler, der Textilingenieur und Unternehmer Niklaus M. Lauterburg sowie die Shakra-Fan-Frau Barbara «Babs» Wüthrich mit ihrer Mutter Christine.

Dieses Buch war längst fällig. Bänz Friedli, Hausmann der Nation, räumt auf mit dem Emmental-Klischee, indem er bestätigt, was es zu bestätigen gilt und widerlegt, was es zu widerlegen gilt. Nachfolgend ein kleines Müsterchen der Wahr-ist-Sorte.

Gasthof Bahnhof», Grünen-Sumiswald, an einem Sonntag. Zwei Alte hocken, beide vor einem Kafi fertig, am Stammtisch. Schweigen.
«Geits guet, Ruedi?», fragt der eine nach zehn Minuten.
«Ja.»
Stille.
Nach zwei Minuten: «U dir?»
Pause.
«Mou. Gwüss.»
Pause.
«Mo, mou, es geit.»
Längere Pause.
«Mo, mou.»
Eine Viertelstunde Ruhe.
«Mir gäh nid uf. Gäu?»

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