Diverse Autoren: «Einen schweren Schuh hatte ich gewählt …», Dörlemann Verlag, Zürich, 2013 |
Nun ist es ja mittlerweile eine nette Tugend der Schreibzunft geworden, dem Wandertum zu fröhnen und daraus literarischen Mehrwehrt zu schöpfen. Genau dies haben die ehemaligen Leukerbader Literaturfestivalteilnehmer Arno Camenisch, Gerhard Falkner, Nora Gomringer, Sabine Gruber, Judith Hermann, Rolf Hermann, Douna Loup, Tanya Malyarchuk, Urs Mannhart, Francesco Micieli, Christine Pfammatter, Angelika Reitzer, Michail Schischkin, Monique Schwitter, Christoph Simon, Marie-Jeanne Urech und Peter Weber im Rahmen eines Buchprojektes getan.
Unter dem antiquiert anmutenden Titel «Einen schweren Schuh hatte ich gewählt …» führen die Autorinnen und Autoren die Leserschaft in 19 Wanderungen durch die nahe und weite Umgebung von Leukerbad. Zum Wasserfall, auf und um das Torrenthorn herum, über den Restipass ins Lötschental, auf den Gemmipass, dreimal über die Albinenleitern, nach Brentschen, in die Nasenlöcher des Bietschtals, von Varen hoch ins Murmiltangil, von Leuk nach Sierre und nach Ausserberg, in den Illgraben und letztlich dreimal in den Pfynwald.
Besonders gut in Erinnerung geblieben ist mir der Text Gerhard Falkners. In sprachgewaltigem Pathos, kritisch-wachem Geist und witzig-skurrilen Formulierungen hebt sich der Autor von den anderen Elaboraten glasklar ab. Eine Entdeckung war indes auch der Russe Michail Schischkin. Ansonsten empfand ich das Gebotene als mittelmässige Fabulierkunst. Dass nicht alles gefiel, liegt erfahrungsgemäss in der Natur einer Anthologie.
Das Glanzstück aus gestalterischer Sicht ist indes der Umschlag! Dieser besteht aus einer gefalteten 50'000er-Karte sowie den Ausschnitten zu den einzelnen, im Buch eher dürftig beschriebenen Routen. Im Berndeutschen kennen wir für derartiges Machwerk die schönen Begriffe «tschent» und «gäbig».
Für mich der Buchumschlag des Jahres. Und wer sich am Torrenthorn im Schneesturm verirrt, hat gleich noch den Zunder dabei. |
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