Gersau um 1870. Quelle: Wikipedia.
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In der Zeit ihres Bestehens war die Republik, am steilen Südhang der Rigi gelegen, nur auf dem Wasserweg über den Vierwaldstättersee zu erreichen. Eine Strasse in das benachbarte Brunnen wurde erst 1867 gebaut.
Seit Beginn ihres Bestehens war die Freie Republik Gersau ein zugewandter Ort der Eidgenossenschaft. Schon am 31. August 1359 wurden die «ehrbaren Leute, die guten Nachbarn und Kilchgenossen von Gersau und Weggis» mit einem Bündnisbrief ins Bündnis der Eidgenossen aufgenommen. 1390 hatte sich Gersau von allen Vogteirechten an Habsburg (verpfändet an die Junkersfamilie Moos in Luzern) freigekauft und erhielt seine formale Unabhängigkeit am 31. Oktober 1433 durch Kaiser Sigismund, der in Basel Hof haltend das Gebiet in einer Kaiserurkunde als reichsunmittelbares Gebiet (Freies Reichsdorf) direkt unter den Schutz des deutschen Kaisers stellte. Mit dem 28. Juni 1436 erhielt die Republik ihr eigenes Staatsrecht mit eigenem Hof- und Eherecht. Die höchste Gewalt lag bei der von einem Landammann geleiteten Landsgemeinde. Auch die hohe Gerichtsbarkeit wurde von der Republik selbst ausgeführt.
Die Bevölkerung war arm und lebte hauptsächlich von der Land- und Alpwirtschaft. Bei ihrer Gründung hatte die Republik zirka 1000 Einwohner, um 1730 waren es noch 500. Erst nach der Aufnahme in den Kanton Schwyz blühte die Wirtschaft auf, besonders durch die Seidenspinnerei. Die Freie Republik Gersau besass auch eigenes Militär und kämpfte zumeist auf Seiten ihrer Schirmorte Schwyz und Luzern. Anfangs war die Kriegsmannschaft 24 Mann stark; später wurde sie auf 54 Mann aufgestockt. Die freie Republik hatte über die Wirren der Helvetischen Republik hinaus Bestand. 1798 zwar dem Kanton Waldstätten zugeordnet, wurde sie später Teil des Kantons Schwyz und 1814 nochmals selbständig. Gersau wurde 1817 durch Beschluss der eidgenössischen Tagsatzung aufgelöst und bildet seit 1818 einen Bezirk des Kantons Schwyz.
Die eigenständige Stellung dieses kleinen Gemeinwesens weckte neben Neid auch den Spott seiner Nachbarn. Über die Gersauer werden dieselben Narrengeschichten erzählt wie über die Schildbürger. In der Innerschweiz ist «gersauern» auch heute noch ein Ausdruck für unüberlegtes, umständliches Handeln.
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