4. Februar 2014

Dr dopplet Krneta

I wett nid müesse Reiseleiter sy. Nid dass i mr's nid chönnt vorschteue. Aber i cha mr's nid vorschteue. I cha mr nid vorschteue, zäh- oder zwänzgmau am glyychen Ort z schtah. Zäh- oder zwänzgmau ds glyyche Züüg z vrzeue, won i gläse ha oder ghört. I ma nid über Sache rede, won i lengschtens weiss. Wen i se weiss, sy si für mi gässe.

Das isch dr Aafang vom Guy Krneta sym Büechli Zmittst im Gjätt uss, wo 2003 im Berliner Aufbau Verlag isch use cho. Hey isch das flott gschrybe! Es geit auso ume Bruef vom Reiseleiter, vo de Sörgeli u Ängscht vo syne Chunde, vo Gruppedynamik u Einzuschicksau, vo Flüger wo nid wei starte u vo Lüt, wo besser würde deheime blybe, wöu sy im Ussland immer öppis zmeckere hei. Dr Guy Krneta isch e scharfe Beobachter, u wär ne scho am Radio ghört het rede, ghört  ne innerlech ou bim läse vo däm Text. Sehr speziell isch, dass er vorauem ir indiräkte Reed gschriben isch, wöu dr Ich-Erzähler vo Lüt verzeut, wo ihm eine über se verzeut het. U mängisch geits sogar no ne Stufe wyter. Dä wo em Reiseleiter öppis verzeut, verzeut vo eim, won ihm über nen angere öppis verzeut het. U ds Verruckte derby isch, dass das nid emou störend überechunnt. Der glych Text gits de o no uf Hochdütsch. Me dräit ds Büechli eifech um, u het när die angeri Fassig vor sech. Elei scho dr dütsch Titu tschuderet eim. Nid wöu er fautsch übersetzt wär worde, nei, sondern wöu er im Verglych sehr steriu würkt: Mitten im Nirgendwo.


Guy Krneta: Zmittst im Gjätt uss/Mitten im Nirgendwo
Aufbau Verlag, Berlin, 2003
Das Buch ist vergriffen, doch am 8.2.2014, um 21 Uhr
sendet Radio SRF2 das Hörspiel.
Nach der Lektüre der Berndeutschen Originalfassung hatte ich keine grosse Lust mehr, den von Uwe Dethier ins Hochdeutsche übersetzten Text zu lesen. Im umgekehrten Sinne dürfte dies vielleicht für deutsche Leser spannend sein: Mitten im Nirgendwo lesen und dann, als Annäherung ans Berndeutsche, den Originaltext. Auf alle Fälle verdeutlicht das Büchlein, dass die Schweizer Mundart nicht mit der Deutschen Sprache wertend zu vergleichen ist. Vielmehr zeigt Guy Krnetas Bändchen, dass die Mundart grundsätzlich zum Wesen der Menschen gehört, die sie sprechen. Die Schwierigkeit besteht indes darin, der schriftlichen  Mundartform gewachsen zu sein. Bei Guy Krneta steht dies ausser Frage. Zur Vervollständigung nun noch die deutsche Fassung des Textanfangs:

Ich wollte nicht Reiseleiter sein müssen. Nicht, dass ich's mir nicht vorstellen könnte. Aber ich kann's mir nicht vorstellen. Ich kann mir nicht vorstellen, zehn- oder zwanzigmal am gleichen Ort zu stehn. Zehn- oder zwanzigmal das gleiche Zeug erzählen, was ich gelesen hab, oder gehört. Ich mag nicht über Sachen reden, die ich schon längst weiss. Wenn ich sie weiss, sind sie für mich gegessen.

1 Kommentar:

  1. Genau! Dies beweist einmal mehr, dass für Deutschschweizer das Schrift/Hochdeutsch die erste Fremdsprache ist und nicht zu unterschätzen! Zudem: Ds Bärndütsch isch eimalig u mit nütem zvergliche!

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