Mit zwei Stunden Verspätung kam ich gestern auf Les Pléiades, dem Hausberg von Vevey an. Meine Anreise vom Bernbiet an den Genfersee dauerte geschlagene fünf Stunden. Grund dafür war eine Fahrleitungsstörung bei Schmitten (FR). Einmal mehr amüsierte ich mich über die mangelhafte Fahrgastinformation. Von drei verschiedenen Stimmen wurden wir in regelmässigen Abständen darüber unterrichtet, dass wir infolge einer technischer Störung nicht weiterfahren können. Kaum ein Satz wurde richtig formuliert. Weder auf Deutsch, Französisch noch in Englisch. Alleine diese Lachnummern machten die Panne auf eine witzige Art erträglich. Den Vogel schoss indes die letzte Durchsage ab:
Werte Fahrgäste, wir treffen um 10 Uhr 50 in Lausanne ein. Dieser Zug endet wegen der grossen Verspätung hier. Bitte benutzen Sie zur Weiterfahrt nach Genf den Intercity, Abfahrt um 10 Uhr 45.
Liebe SBB, bitte schulen Sie doch einmal Ihr Fahrpersonal in Sachen Lautsprecherdurchsagen. Und zwar in allen gängigen Landessprachen inklusive Englisch. Und bitte auch ein Augenmerk auf Aussprache und Sprechrhythmus richten. Dieses mitunter unverständliche Genuschle und Gebrabble geht auf keine Kuhhaut.
Die Verspätung hatte immerhin zur Folge, dass ich von einer Zugbegleiterin einen Gutschein über zehn Franken erhielt. In Blonay
musste ich zudem eine halbe Stunde auf den Anschlusszug nach Les Pléiades warten. Hierbei entdeckte ich einen alten Triebwagen der Rhätischen Bahn (RhB). Ich kramte meine Fotoausrüstung hervor und begann, den Oldtimer abzulichten. Das Fahrzeug gehörte offensichtlich zur Flotte der Museumsbahn Blonay-Chamby. Ein paar Bähnler werkelten irgendetwas am Triebwagen herum. Plötzlich rief mir einer zu, ob ich mitfahren möchte. Ich dachte zuerst, das sei ein Witz, doch der Mann meinte es ernst. Und so kam ich hoch über dem Genfersee zu einer kurzen Dienstfahrt in einem 105-jährigen Fahrzeug der RhB. Das entschädigte mich doch glatt für die anderthalb Stunden Wartezeit bei Wünnewil, wo, das sei noch nachgeschoben, ein ausländischer Geschäftsmann per Handy folgende Meldung durchgab: «Well, I got stuck on the train in the middle of nowhere between Basel and Geneva.»
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Triebwagen Nr. 35 ABe 4/4 I der RhB im Bahnhof von Blonay (VD). Das Fahrzeug wurde 1908 bei der damaligen Berninabahn in Betrieb genommen, 1949 durch die RhB umgebaut und 2010 daselbst ausgemustert. Am 6.5.2010 erfolgte die Überfahrt zur Museumsbahn Blonay–Chamby, wo die alte Dame weiterhin rumruckeln darf. |
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Instruktionsfahrt auf dem Triebwagen Nr. 35 ABe 4/4 I der RhB bei Blonay (VD). |
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Die erste Klasse des Triebwagens wird durch den Buchstaben A in der Typenbezeichnung ABe 4/4 ersichtlich. |
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Der Buchstabe B der Typenbezeichnung ABe 4/4 weist auf die zweite Klasse hin. Zur Ergänzung: Das kleine E bei ABe 4/4 deutet auf ein elektrisch betriebenes Fahrzeug hin. |
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