1. Februar 2019

Tellereisen

Walther Kauer: Tellereisen, Benziger,
Zürich, 1979. 2002 neu aufgelegt im
Lenos Verlag, Basel
Tellereisen: Eine mörderische Raubtierfalle, aus der sich das gefangene Tier nur befreien kann, wenn es sich die eigene Pfote abfrisst. Walther Kauers gleichnamiger Roman erzählt die Geschichte des Journalisten und Schriftstellers Martial, den es ins Bergell verschlagen hat. Im Auftrag des Rundfunks recherchiert er in einheimischen Archiven über die Historie des Bündner Tals zur Zeit des Dreissigjährigen Kriegs. Von den Einheimischen als Fremdling angefeindet und unter den Nachwirkungen einer unglücklichen Beziehung leidend, stürzt er sich mit Verbissenheit in die Arbeit. Er stösst dabei auf die Geschichte einer Gruppe von Aufständischen, die, einst bewundert, als Geächtete enden. Als Ketzer angeklagt und verurteilt aufgrund von Schuldgeständnissen, die unter brutalster Folter erzwungen wurden, werden sie schliesslich hingerichtet.

Fasziniert vom Schicksal der Aussenseiter, gerät Martial zunehmend in den Bann der Vergangenheit. Auch der Mythos über einen dreibeinigen Wolf, der sich aus einem Tellereisen befreien konnte, lässt ihn nicht mehr los. Martial nimmt die Sage in seinen Report auf, sieht er doch in ihr ein Symbol für seine Situation. Gleichzeitig sondert er sich mehr und mehr von der Dorfgemeinde ab, bis er schliesslich selbst zum einsamen Wolf wird – gefangen in der eigenen Geschichte.
(Inhaltsangabe zum Buch)

GR: Bergell

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen