12. Februar 2019

Der Mord an Beat Gyger

Franziska Streun: Mordfall Gyger, Zytglogge,
Oberhofen, 2013
Auf dem Budenplatz wurde Beat Gyger zuletzt gesehen. Es war Pfingstsamstag, 9. Juni 1973, in Thun. Am nächsten Morgen fanden zwei Reiterinnen den Leichnam des 14-Jährigen. Im Lindenbachgraben bei Mamishaus in der Nähe von Schwarzenburg. Sein gewaltsamer Tod bewegte die Menschen und tut es heute noch. Der Fall beschäftigte schweizweit die Medien. In der Fernsehserie «Aktenzeichen XY ungelöst» wurde noch gut ein Jahr später nach den Tätern gesucht. War es eine Abrechnung wegen eines Mofadiebstahls? Wollten Pädosexuelle dem Jüngling eine Lektion erteilen? Wurden Ermittlungen in die Irre geführt? War der Fluch der Zigeunerin schuld? Wurde ein Skandal grösseren Ausmasses vertuscht? «Mordfall Gyger» nimmt die Leserinnen und Leser 40 Jahre später auf eine Spurensuche im ungeklärten Tötungsdelikt mit. Sie führt von Thun übers Eriz bis nach Basel und bringt Mysteriöses und längst Vergessenes zutage. (Klappentext)

Die Thuner Journalistin Franziska Streun lässt den Rebell im Wechsel zwischen Realität und Fiktion anhand seiner Originalkorrespondenz und eines fiktiven, intimen Tagebuches aufleben. Die Lektüre hinterlässt bei mir einen schalen Nachgeschmack und viele offene Fragen, was die Ermittlungen der Kriminalpolizei betrifft. Sehr bedauerlich ist auch, dass der Autorin der Zugang zu den Akten «aus rechtlichen Gründen» verweigert worden ist. Bernhard Gyger, der Bruder von Beat meint dazu im Buch:

«Mich ärgert, dass der Datenschutz in den letzten Jahren in der Schweiz zu einem Täterschutz mutiert ist. Die Angst, einen Unschuldigen zu verdächtigen und Formfehler zu machen, ist grösser als der Drang, die Wahrheit zu suchen und Täter zu finden. Zudem sterben im Fall des ungeklärten Mordes an meinem Bruder mit jedem Jahr mehr Betroffene, Mitwisser und Täter.»

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