Ein Fluss verlässt das Hügelland, in dem er geboren wird und hält Kurs auf die Stadt. Doch statt die Metropole zu entzweien, schwenkt er ab, folgt dem bewaldeten Berg und zieht an der Agglomeration vorbei. Die Hitze drückt. Menschen suchen Abkühlung, Erholung, Natur. Die besten Plätze sind morgens schon belegt. Dies- und jenseits der Töss hat man sich eingerichtet: Liegestühle, Sonnenschirme, Badetücher, klappbare Sitze und Sessel, Gummiboote, Strandzelte, Grille in allen Grössen, Musikgeräte hüben wie drüben. Vom diskreten Transistorradio über kabellose Lautsprecher bis zu rollbaren Boxen, kombiniert zu Anlagen mit mehreren hundert Watt Leistung. Steriler Computersound mit dumpfem Bass überdröhnt das Plätschern des Flusses. Abfallkübel überquellen. Um die Körbe herum wächst der Konsummüll. Das Tössufer ist meine Wohnung, was kümmert mich der Nachbar?
Unermüdlich strömt das glasklare Wasser rheinwärts. Kinder schreien vergnügt, Hunde bellen freudig. Hochsommer am Wasser. Die Sonne brennt. Es riecht nach Bratwurst, nach Cervelat und Kottelette. Ein paar junge Männer staksen mit ihren Angelruten im Ufergrün umher. Ob sie im seichten Wasser etwas an den Haken holen? Bei den Schwellen würden die Chancen besser stehen, doch dort liegen und sitzen bereits Badende und kühlen sich. Und ich stelle mir vor, wie eng es in den Schwimmbädern derzeit zu- und hergehen muss.