9. Juli 2023

Zigeunerhäuptling

Willi Wottreng: Zigeunerhäuptling, Orell
Füssli, Zürich, 2010
Seine ganze Jugend stand Robert Huber unter der Vormundschaft der Stiftung Pro Juventute. Er lebte als Verdingbub in verschiedenen Familien und sass in der Strafanstalt Bellechasse unter Kriminellen ein. Schrittweise eroberte er sich den Weg zurück zu seiner Gemeinschaft. Als junger Mann nahm er teil am Widerstand der Jenischen gegen die Unterdrückung der Kultur der Fahrenden. Dann wurde er ihr Sprecher. Als Präsident der «Radgenossenschaft der Landstrasse», der Dachorganisation der Jenischen und Fahrenden, setzte er sich für ihre Rechte ein. Unter seiner Präsidentschaft fanden so wichtige Ereignisse statt wie die Sicherung der Pro-Juventute-Akten, die Entschuldigung des Bundesrates für die Zwangsbevormundungen und die Anerkennung der Fahrenden als nationale Minderheit.

Willi Wottreng zeichnet Robert Hubers dramatische Lebensgeschichte nach. Das Buch gibt erstmals Einblick in den Kampf der Fahrenden um gesellschaftliche Anerkennung. Es spann den Bogen von der Unterdrückung der «Vaganten» zu Beginn des 20. Jahrhunderts über das erwachende Selbstbewusstsein der Jenischen bis zur Problematik fahrender Lebensweise in der heutigen hoch reglementierten Gesellschaft. Willi Wottreng präsentiert mit seinem neuen Buch weit mehr als eine fesselnde Lebensgeschichte. Es ist zugleich die Geschichte einer Schweizer Minderheit, deren konkrete Lebensumstände noch immer weitgehend unbekannt sind.
(Klappentext)

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