29. Juli 2023

1984

George Orwell: 1984, Ullstein, Frankfurt
am Main/Berlin/Wien, 1976
George Orwells Welterfolg wird hiermit erneut als Taschenbuch vorgelegt. Mit atemberaubender Unerbittlichkeit zeichnet der Autor in diesem visionären Roman das erschreckende Zukunftsbild einer durch und durch totalitären Gesellschaft, die bis ins letzte Detail durchorganisierte Tyrannei einer absolut autoritären Staatsmacht.

Dieses Buch entstand unter dem Eindruck unkontrollierter Willkürherrschaft, des Nazismus, des Faschismus, des Stalinismus, aber auch der wirtschaftsimperialistischen Tendenzen bei den Industriemächten während des Zweiten Weltkriegs. Pessimistischer und grimmiger noch als in seinen anderen Büchern bringt Orwell hier seine Überzeugung zum Ausdruck, dass die Machtstruktur einer Gesellschaft auch durch Revolution nicht grundlegend verändert werden kann und dass die Zerstörung des Menschen durch eine perfektionierte Staatsmaschinerie unaufhaltsam ist. Seine düstere Zukunftsvision gewinnt dadurch einen beklemmenden Wirklichkeitsbezug, dem sich auch der Leser von heute nur schwer entziehen kann.
(Klappentext)

26. Juli 2023

Nacht ist der Tag

Peter Stamm: Nacht ist der Tag, Fischer,
Frankfurt/Main, 2015
Gillian ist eine erfolgreiche Fernsehmoderatorin, sie ist eine schöne Frau, sie führt eine abgesicherte Beziehung mit Matthias, sie hat ihr Leben unter Kontrolle. Eines Nachts hat das Paar nach einem Streit einen Unfall, ihr Wagen rammt auf nasser Strasse ein Reh. Matthias stirbt, sie erwacht im Krankenhaus. Mit einem zerstörten Gesicht. Erst langsam setzt sich ihr Leben wieder zusammen und eine Geschichte aus der Vergangenheit wird zu einer möglichen Zukunft.

Eindringlich, mit leisen Worten und unausweichlichen Bildern erzählt Peter Stamms neuer grosser Roman von einer Frau, die ihr Leben verliert, aber am Leben bleiben muss – eine Tragödie, die zu einem Neuanfang wird.
(Inhaltsangabe im Buch)

GR: Scuol

23. Juli 2023

Schatten

Walter Matthias Diggelmann: Schatten,
Benziger, Zürich/Köln, 1979
Da entschliesst sich einer, gewissenhaft nichts anderes zu bedenken als das, was ihn allein auf einer bestimmten Strecke seines Weges betrifft. Das Eigenste – Krankheit und Tod – fordert ihn an. Er stellt sich: nicht meditativ ergeben, sondern energisch reagierend. Und gerade daraus ist das menschliche Gewicht dieses Tagebuches zu begründen: Für den totalen Ernst der Todeszone sind Konventionen, sind Umgangsformen zu gering. Aber welche Form des Redens und was für ein Schweigen könnten dem Anspruch genügen?

Solches Fragen nach dem jetzt gemässen Reden und Schweigen bewegt den Bericht. Der Dichter Walter Matthias Diggelmann, der Schreiber: Er überprüft seine Geschichten; er erwägt neue Geschichten; er lebt in seinen alten und neuen Geschichten. Er umstellt sich mit Geschichten: gegen den Tod. Er ahnt die eine Geschichte, in der das unteilbar-eigene Leben völlig bei sich wäre, jenseits der Angst, so, dass der Tod das Leben nicht nähme, sondern es vom beruhigten Menschen geschenkt bekäme. «Ich bin glücklich», steht da zuletzt. Ein überprüftes Glück. Das Tagebuch sagt, was das heisst. Indem einer, gewissenhaft, nichts anderes tat als das: Bedenken, was ihn allein betrifft – ebenso hat er bedacht, was jeden betrifft. (Klappentext)

21. Juli 2023

Pipe der Knecht

Albert-Louis Chappuis: Pipe der Knecht,
Verlag Mon Village, Vulliens, 1980
A.-L. Chappuis liess sich von dem berühmten Film «Les petites fugues» von Yves Yersin und Claude Muret inspirieren, um diesen Roman zu schreiben. Pipe ist der Name eines alten Bauernknechtes. Er ist ledig und steht seit vierzig Jahren im Dienst der Familie Duperrex. Er ist nicht beschränkt, aber auch kein Genie. Ein sympathischer Kerl mit seinen Launen und Grillen, seinen guten und schlechten Tagen. Sein ganzes Leben verbrachte er in bescheidenen Verhältnissen auf dem Bauernhof, hatte Kost und Logis und fühlte sich dort wohl. Mehr verlangte er nicht, umso mehr als ihn Rosa, die Meistersfrau, als einen ihrer Angehörigen behandelt. Nichts hätte eigentlich diesen monotonen Lebensablauf stören können, hätte nicht der Pösteler ihm eines Tages die AHV-Rente überbracht.

Pipe konnte kaum daran glauben. Er meinte nämlich, diese sei nur den Reichen zugedacht … Und dann was für eine Rente! Sie betrug das Doppelte seines Lohnes. Es war wie ein Geschenk des Himmels. Eben diese Ereignisse schildert der Roman. Das einfache Leben eines Bauernknechtes, der eines schönen Tages über mehr Geld verfügen kann und nun beschliesst, seine Lebensweise zu ändern.

Wie geht er dabei vor? Was passiert zum Schluss? Sie erfahren es aus diesem Roman, der in freier Nachgestaltung zum obgenannten Film entstanden ist. Er schildert zahlreiche Szenen aus dem Film selbst sowie eine ganze Reihe unbekannter Ereignisse. Ein heiterer Roman? Gewiss. Aber auch eine tiefgründige Erzählung.
(Klappentext)

17. Juli 2023

Souvenirs aus dem Waldviertel

Liebhart Paul Gregor, Schendl Johannes:
Die Waldviertelbahn, Sutton Verlag, Erfurt,
2023
Mein letzter Auslandurlaub liegt Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zurück. Grund genug also, sich wieder einmal in ein ferner gelegenes Gefilde zu begeben. Ende Juni war es soweit: Mit dem Nachtzug ging es nach Wien und von dort ins Waldviertel, genauer nach Gmünd an der österreichisch-tschechischen Grenze. Weshalb das Waldviertel und weshalb ausgerechnet Gmünd? Nun, die Region Waldviertel ist einerseits ein wunderbares Wandergebiet in landschaftlich schönem Ambiente. Andererseits ist Gmünd Ausgangspunkt zweier Schmalspurbahnlinien der Spurweite 760 mm*: jene nach Gross Gerungs (Südast) und jene nach Litschau (Nordast), wobei in Alt Nagelberg eine dritte Linie nach Heidenreichstein abzweigt.

Die Kombination Schmalspurbahn und Wandern ist für mich per se eine unwiderstehliche. Und die Urlaubswoche in der Nordostecke Österreichs liess den kaum zu wünschen übrig: Acht Wanderungen und insgesamt sieben Schmalspurbahnfahrten an vier Tagen wurden absolviert. An den restlichen Tagen dienten die ÖBB  (Normalspurbahn) und der Postbus als Reisevehikel. Leider nahm die Linie von Alt Nagelberg nach Heidenreichstein erst nach meinem Aufenthalt ihren Betrieb auf weshalb es lediglich zu einer Bahnhofbesichtigung in Heidenreichstein reichte. Selbstverständlich war die Fotokamera stets mit dabei, so dass von der Waldviertelbahn zahlreiche Bilder in Bits und Bites festgehalten werden konnten. Eine ausführliche Bildstrecke befindet sich hier.

Weil ich zudem etwas mehr über die wechselvolle Geschichte der mittlerweile 123 Jahre alten Bahn wissen wollte, kaufte ich mir ein in diesem Jahr erschienenes Buch, das mit zahlreichen Aufnahmen aus all den Jahren glänzt. Der Klappentext sagt über das Werk: 

Am 3. Juli 1900 wurde die erste Teilstrecke der Waldviertler Schmalspurbahn eröffnet. Seitdem verbindet die Lokalbahn die Orte Gross Gerungs, Langschlag, Weitra, Gmünd, Litschau und Heidenreichstein. Nach über 115 bewegten Jahren hat sich die einst so bedeutende Güter- und Personenverkehrslinie zu einer viel besuchten Freizeitattraktion entwickelt.

Die erfolgreichen Autoren Paul Gregor Liebhart und Johannes Schendl sind profunde Kenner der Waldviertler Eisenbahngeschichte. Mit über 150 bisher unveröffentlichten und überwiegend farbigen Fotografien dokumentieren sie die Geschichte der Bahn, die Strecke und die Vielfalt der eingesetzten Fahrzeuge von ihren Anfängen bis heute. 

Dieser stimmungsvolle Bildband setzt der traditionsreichen Waldviertelbahn ein liebevolles Denkmal und lädt Bahnbegeisterte und Liebhaber des Waldviertels gleichermassen zu einer vergnüglichen Bahnfahrt, zum nostalgischen Schwelgen und Neuentdecken ein.

* Für Nicht-Ferrophile: Der Schienenabstand bei Normalspur (z.B. SBB) beträgt 1435 mm. Die in der Schweiz betriebenen Schmalspurbahnen (z.B. Rhätische Bahn) weisen eine Spurweite von 1000 mm auf.

15. Juli 2023

Mörder ohne Gesicht

Henning Mankell: Mörder ohne Gesicht,
dtv, München, 1999
Ein altes Ehepaar wird auf seinem Bauernhof brutal ermordet. Die letzten Worte der sterbenden Frau waren «Ausländer, Ausländer!» – Kommissar Wallander weiss, dass diese Information unter gar keinen Umständen an die Presse gelangen darf. Denn das Klima im Lande hat sich gewandelt, und die Möglichkeit, dass Ausländer an der Tat beteiligt waren, genügt möglicherweise, um eine Welle ausländerfeindlicher Gewalt auszulösen. Doch plötzlich gehen die Ermittlungen in eine ganz andere Richtung: Der Ermordete hat offenbar ein Doppelleben geführt …
(Inhaltsangabe im Buch)

12. Juli 2023

Der Kinderfresser

Jacques Chessex: Der Kinderfresser,
Lenos, Basel, 2004
Am Tag der Kremation seines Vaters durchströmt Jean Calmet, Lateinlehrer in Lausanne, ein Gefühl der Erleichterung, mehr noch: der Befreiung. Endlich ist der vor Leben strotzende Koloss, der seine Jugend zerstört hatte, gebannt. Doch das Gefühl ist trügerisch: Der Vater ist nicht tot. Das Bild seiner übermächtigen Gestalt verfolgt den Sohn unerbittlich überallhin und nimmt immer monströsere Züge an. (Klappentext)

VD: Broyetal, Lutry, Lausanne BE: Stadt Bern

9. Juli 2023

Zigeunerhäuptling

Willi Wottreng: Zigeunerhäuptling, Orell
Füssli, Zürich, 2010
Seine ganze Jugend stand Robert Huber unter der Vormundschaft der Stiftung Pro Juventute. Er lebte als Verdingbub in verschiedenen Familien und sass in der Strafanstalt Bellechasse unter Kriminellen ein. Schrittweise eroberte er sich den Weg zurück zu seiner Gemeinschaft. Als junger Mann nahm er teil am Widerstand der Jenischen gegen die Unterdrückung der Kultur der Fahrenden. Dann wurde er ihr Sprecher. Als Präsident der «Radgenossenschaft der Landstrasse», der Dachorganisation der Jenischen und Fahrenden, setzte er sich für ihre Rechte ein. Unter seiner Präsidentschaft fanden so wichtige Ereignisse statt wie die Sicherung der Pro-Juventute-Akten, die Entschuldigung des Bundesrates für die Zwangsbevormundungen und die Anerkennung der Fahrenden als nationale Minderheit.

Willi Wottreng zeichnet Robert Hubers dramatische Lebensgeschichte nach. Das Buch gibt erstmals Einblick in den Kampf der Fahrenden um gesellschaftliche Anerkennung. Es spann den Bogen von der Unterdrückung der «Vaganten» zu Beginn des 20. Jahrhunderts über das erwachende Selbstbewusstsein der Jenischen bis zur Problematik fahrender Lebensweise in der heutigen hoch reglementierten Gesellschaft. Willi Wottreng präsentiert mit seinem neuen Buch weit mehr als eine fesselnde Lebensgeschichte. Es ist zugleich die Geschichte einer Schweizer Minderheit, deren konkrete Lebensumstände noch immer weitgehend unbekannt sind.
(Klappentext)

6. Juli 2023

Nachtschwimmer

Hansjörg Schertenleib: Nachtschwimmer,
Aufbau Verlag, Berlin, 2012
Der siebzehnjährige Patrick fliegt aus der Schweiz nach Irland. Er besucht Fiona, seine erste grosse Liebe, um mit ihr Silvester zu feiern. Fiona lebt mit ihrer Mutter, ihren Geschwistern und dem verhassten Onkel auf einem Schrottplatz.

Schon am zweiten Tag verlangt sie von Patrick, mit ihm abzuhauen. Und so machen sie sich auf die Flucht durch ein Irland in der Krise. Schliesslich landen sie in einem Abbruchhaus in Dublin. Dort hat ein charismatischer Mann eine Handvoll Jugendlicher um sich geschart. Patrick begreift, dass Fiona ein Geheimnis hütet und dass er sie retten will – falls er dazu in der Lage ist.
(Inhaltsangabe im Buch)

4. Juli 2023

Die Kunst des Scheiterns

Konstantin Wecker: Die Kunst des
Scheiterns, Piper, München, 2007
Konstantin Wecker über die unvollendete Skizze seines Lebens, über Erfolge und Misserfolge, darüber, wie er Liebe und Gott und die eigenen Abgründe heute versteht. Eine Geschichte von Veränderung und Verwandlung, eine Meditation über die Lektionen des Lebens, eine Anleitung in der Kunst des Scheiterns. (Klappentext)