31. März 2023

Die Stunde der Line Latour

John Frédéric Vuilleumier: Die Stunde der
Line Latour, Schweizer Verlagshaus, Zürich,
1964
In der heiteren Landschaft Frankreichs und der lieblich-ernsten des Schwarzwaldes freuen sich, lieben und leiden die Menschen, die der erfolgreiche Schweizer Schriftsteller J.F. Vuilleumier in diesem neuen Roman geschaffen hat. Mit seiner eigenwilligen, doch sehr ausdrucksstarken, bilderreichen Sprache schildert er ihr Schicksal, mit markanten Strichen zeichnet er ihre Charaktere. Es sind urwüchsige, naturverbundene Menschen, Dorfbewohner, Bauersleute, an denen der Duft von Gras und Ackererde haftet.

Der Zweite Weltkrieg reisst sie brutal aus dem geruhsamen Gleichmass des Landlebens und stürzt sie in einen Wirbel tragischer Ereignisse, in dem sie zerbrechen, schuldig oder weise werden. Die robuste, sinnenfreudige Bäuerin Olga wird das Opfer ihrer Leidenschaft. Der sensible Dorfschulmeister kommt über seine Kriegserinnerungen nicht hinweg. Der französische Bauer Raoul wird vom Krieg in seinen Schwarzwaldweiler verschlagen, zu Hanne, der Deutschen. In der tiefen unerschütterlichen Liebe, die sie ihm schenkt, findet er die Erfüllung seines Lebens. Die grossartigste Gestalt schuf Vuilleumier in der Person der dämonischen Line Latour. Sie steht mit einem Toten in einem geheimnisvollen, magischen Bunde und wird in seinem Auftrag zur unerbittlichen Rächerin einer Untat.

Die Verstrickung des Menschen in sein Schicksal gestaltete der Verfasser ebenso überzeugend wie die Geschehnisse, die sich in der dunklen und faszinierenden Grenzebereichen des Übersinnlichen abspielen. Die Probleme seiner Romangestalten sind ewige und darum auch unsere Probleme: die Probleme der Liebe, der Schuld und Sühne. Und J.F. Vuilleumier weist allen denen, die guten Willens sind, einen Ausweg. (Klappentext)


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