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Alex Capus: Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer, dtv, München, 2015
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Nur einmal können die drei einander begegnet sein: Im November 1924 am Hauptbahnhof in Zürich, wo die Geschichte einsetzt. Danach führen ihre Wege auseinander und bleiben doch auf eigentümliche Weise miteinander verbunden.Der pazifistische Jüngling Felix Bloch studiert Atomphysik bei Heisenberg in Leipzig, flüchtet 1933 in die USA und gerät nach Los Alamos, wo er Robert Oppenheimer beim Bau der Atombombe helfen soll. Die rebellische Musikantentochter Laura d’Oriano versucht sich als Sängerin, doch da ihr das grosse Talent fehlt, lässt sie sich als Spionin rekrutieren. Der Kunststudent Emile Gilliéron folgt Schliemann nach Troja, zeichnet Vasen und restauriert Fresken, fertigt auf Wunsch auch Reproduktionen an – und muss bald einsehen, dass es von der Kopie bis zur Fälschung nur ein kleiner Schritt ist.
Alex Capus treibt seinen Erzählstil des faktenreichen Träumens zu neuer Meisterschaft. Er zeichnet die exakt recherchierten Lebensläufe dreier Helden nach, die durch die Macht der Umstände gezwungen werden, von ihren Wünschen und Hoffnungen abzulassen – um schliesslich in der Niederlage zu triumphieren. (Inhaltsangabe zum Buch)
Moors Fazit: Aller negativen Kritiken zum Trotz: Mir hat dieser Roman ausserordentlich gut gefallen. Alleine schon die Idee, diese drei Figuren, die sich womöglich nie wirklich begegnet sind (wir wissen es nicht), in eine Geschichte mit fiktiven Übergängen zu verpacken, ist bemerkenswert. Alex Capus lässt seine Leserschaft in eine höchst spannende Zeitepoche eintauchen, von deren Protagonisten vermutlich die wenigsten je etwas gehört oder gelesen haben. So gesehen ist der Roman auch ein Bildungsroman und regt womöglich gar zu weiteren, eigenen Recherchen an. Und dann ist die Erzählsprache Capus': fern jeglicher Effekthascherei, sachlich, stimmig und zu keiner Zeit langweilig. Ein Rundumpaket bester Belletristik im untrivialsten aller Sinne!